OLD RUINS – Always Heading East
~ 2023 (Doc Gator Records) – Stil: Black Metal ~
Seit der Sprengung des Pulverturms des Heidelberger Schlosses am 6. September 1693 während des Pfälzer Erbfolgekrieges durch französische Pioniere ist es mittlerweile eine alte Ruine. Eine Ruine aber, die im 19. Jahrhundert als Inbegriff der Romantik galt. Seit ihrer Gründung 2020 beschäftigen sich die Gelsenkirchener Schwarzmetaller OLD RUINS mit dem Spiel “Diablo”. Dort werden Monster bekämpft, auch eine Art von Weltflucht und Romantik.
Deren Debütalbum ´Always Heading East´, Teil der “Doc Gator” Release Herbst-Offensive, stellt mich vor ein gewisses Dilemma. Einerseits ist da wirklich sehr viel, was mich für die OLD RUINS einnimmt. Ich finde ziemlich viele richtig geile atmosphärische Passagen. Es gibt stille, akustische Momente. Es gibt starke Soli und klassische Metalstrukturen. Man bedient in erster Linie schon den Fan des Schwarmetall. Aber man bedient sich auch bei klassischem Heavy Metal, im Doom und sogar im Melodic Rock. Wer das nicht glauben mag, der höre nach. Oder in meinem Liebling ´Lord Of Hell´, sofern der Höllenfürst zum Liebling taugt, das irre MERCYFUL FATE-Gedächtnis-Riff. Allein das verführt zum Immer-wieder-Hören-wollen. Genau wie der sakrale Choral zu Beginn von ´Sescheron´.
Auf der anderen Seite, und ich weiß, viele mögen dies, steht giftiger Black Metal. Allein der böse Gesang von Frontmann Christian schmerzt mich irgendwie, weil ich ihn nicht so ganz zu genießen vermag. Wie gesagt, ich spreche nur für mich. Ich finde, dies sorgt auf der Scheibe für ein leichtes Ungleichgewicht auf die böse Seite. Dabei sollte das Böse doch besiegt werden. Oder verstehe ich da etwas falsch? Von diesem Geschmacks-Faktor aber abgesehen, machen OLD RUINS vieles (oder doch alles?) richtig – und dürften ein Schwergewicht in der Alligatorenfarm werden.
Und so wie das Heidelberger Schloss, jene Bauten im Mittelrheintal oder in der Pfalz, historische -alte- Ruinen, Schmuckstücke in der Landschaft sind, so sollten sich OLD RUINS aus Gelsenkirchen (wobei ich da eher Industrieruinen als Burgen und Schlösser verorte) in der Metal-Landschaft als Juwel erweisen. So ist der Bandname schon gut gewählt. Ihre Musik ist ähnlich pittoresk und erhaben wie der Blick vom Neckar zum Schloßberg und die Ruine des Pulverturms. Auch wenn, wie gesagt, der Gesang nicht ganz mein Gusto trifft, hier dürften gar viele drauf abfahren, was 8,5 Punkte locker berechtigt. Nur “Diablo” spielen könnt Ihr alleine.
Besetzung:
Christian Krajewski (Vocals/Lead Guitar)
Ersin Kara (Guitar)
Oliver Krajewski (Bass)
Alexander Czernik (Drums)