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HET PANDORRA ENSEMBLE – III

 ~ 1978/2023 (Modulus) – Stil: Jazz Rock ~


1978 erschien dieses Album im Original als LP in einer Privatedition. Diese ist natürlich entsprechend teuer. Vom Laser’s Edge Sub-Label Modulus gibt es von 2012 eine CD-Version mit reichlich Bonus-Stoff. Allerdings ist die kaum ein Schnapper, noch weniger allerdings eine japanische CD-Pressung aus dem gleichen Jahr. Modulus Label schiebt jetzt eine Doppel-LP vor, eine bezahlbare CD gibt es hoffentlich in überschaubarer Zeit auch mal wieder.

HET PANDORRA ENSEMBLE entstand 1974 und spielte ihr Album in der Besetzung Gert-Jan Blom (Bass), Wouter Planteijdt (Gitarre), Dolf Planteijdt (Gitarre), Roland Brunt (Flöte) und Wilfried Snellens (Percussions) ein. 1980 brach die Band auseinander. Die Musiker haben sich verstreut und waren in diversen Bands zu hören, deren Namen kaum bekannter sind. Oder hat schon mal wer in Deutschland von MORZELPRONK oder BLACK SLACKS gehört?

Im Proberaum und bei Konzerten des Ensembles muss es schon sehr aromatisch gerochen haben. Kaum anders ist es zu erklären, dass das einzige Album der Titel ´III´ bekommen hat. Dazu kam und kommt immer noch das völlig unpassende Cover, das so gar nicht zum Rest passt. Gewollt? Auch der musikalische Inhalt ist kaum anders zu erklären. Da ist da etwa ´Drei´. Während die ersten 50 Sekunden aus Stille, echter Totenstille bestehen, folgt für die restlichen 4 Minuten einfach nur eine Geräuschkulisse. Stellt Euch vor, die ganze Zeit hört Ihr, wie jemand mit dem feuchten Finger den Rand eines Glases streicht. Und dazu kommt noch ein wenig Geklimper von Becken und einem Windspiel. Ein wenig hat das was von des Dada-Collagen eines Kurt Schwitters. Das kann man gut finden. Muss man aber nicht. Mutig aber ist es.

Ansonsten findet man schon Musik. Wirklich richtige Musik. Komplett instrumental. Vielleicht etwas schräg. Vielleicht ein wenig dissonant. Aber doch fesselnd. Passagen wüstesten Jazz Rock treffen auf wirklich idyllische und stille Momente. Es wird soliert, was das Zeug hält. Aber nie langweilig. Da sind die zehn Minuten des Openers ´Door Mekaar´ höchst kurzweilig. Wenn auch nicht zu beschreiben. ´Kanon Pittoresk´ bringt sogar klassisch anmutende Motive. Und selbst der 15-minütige Abschluss ´Karrotten´ schmeckt nicht langweilig. Jazz, Prog, Rock, alles kommt zusammen, fügt sich zu einem (am Ende) homogenen Bild. Das Ganze am Ende mit einer Intensität, die ich einstmals bei PRIMUS erlebte. Was auch am streckenweise irrwitzigen Bassspiel liegt. Eine andere Band, die vielleicht gerade noch als Vergleich heranzuziehen ist, ist wohl KING CRIMSON. Das ist alles nichts für jeden Tag. Aber dann, wenn man es braucht, ist es Medizin.

Die zweite LP besteht aus den Bonustracks der CD, Liveaufnahmen von einem Konzert am 30. September 1978 im holländischen Beverwiik. Diese Stücke sind weniger produziert. Der Mix ist viel roher. Die Musik somit viel rauer. Schöngeister geben wohl schon bei Platte Eins auf, die zweite schaffen sie garantiert nicht, so rüde ist das Klangbild. Aber mit ein wenig Geduld kann man spüren, wieviel Energie die Truppe wohl versprüht haben muss. Und das ganz unabhängig davon, ob sie nur Räucherkerzen abgebrannt oder irgendwelche narkotisierenden Kräuter inhaliert haben. Oder gab es pilziges Kleingebäck?

Egal. Egal was geraucht oder gegessen wurde. Die Musik ist sehr speziell. Sie ist nicht mal so eben zugänglich. Es braucht ein wenig Geduld. Bringt man diese auf, so eröffnen sich musikalische Landschaften, ganz neu, obwohl sie schon 45 Jahre alt sind.

Jetzt stelle ich neun Räucherstäbchen auf, für jeden Punkt eines. Und staune noch immer, wie spannend Improvisationen sein können. Dabei frage ich mich, woher Songtitel kommen wie ´Oude & Spaanse Kaas´. Also doch ein wenig Dada.

 

www.lasercd.com/cd/iii-2lp-vinyl-preorder


(VÖ: 15.09.2023)

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