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SAINT AGNES – Bloodsuckers

~ 2023 (Spinefarm Records) – Stil: Alternative/Nu/Modern Metal/Industrial ~


Metalpuristen, Traditionalisten, True Metal-Anhänger … rennt, SAINT AGNES sind euer Alptraum. Das britische Quartett um Frontfrau Kitty A. Austen steht für einen modernen, harten, brachialen, krassen und vielfältigen Sound. Ich bin absolut kein Fan ganz moderner Klänge, aber SAINT AGNES überzeugten mich schon mit ihrer 2018er EP ´The Death Or Glory Gang´ sowie dem schnell hinterhergeschobenen 2019er Debüt ´Welcome To Silvertown´. Zu dem Album tourten sie dann auch in Deutschlands Kellerlöchern und hinterließen eine heftige Fußnote. Man konnte nur zu dem Schluss kommen, hier ist eine Truppe, die ihr Ding radikal durchzieht und mit Sicherheit nicht auf Bodensatzniveau das Zeitliche segnen wird. Zudem hat sich der Sound von Release zu Release leicht verändert und radikalisiert, was auf einen enormen Innovationstrieb schließen lässt.

 

 

Und so steht 2023 das dritte Album der Briten an, bei „Svart Records“, die das Potential wohl erkannt haben. ´Bloodsuckers´ ist das bisher härteste, vielschichtigste und irgendwie auch das Album mit den meisten „Hits“. Die Band hat sich ein weiteres Mal musikalisch breiter aufgestellt, geht von einem Extrem zum anderen. Das letzte Mal als ich von einem Album des „Nicht-True-Metal Genres“ so mitgerissen wurde, war bei MINISTRYs ´ ΚΕΦΑΛΗΞΘ´.

Auch wenn man ohne Samples und Co. arbeitet, hat ein großer Teil der Songs einen Industrial-Touch, der durch unfassbar brutale Gitarrenparts abgedeckt wird. Ein wunderbar sickes Beispiel ist das tödliche ´Follow You´, das trotz der immensen Härte und dem recht hohen Tempo doch mit einer nachhaltigen Melodie und entsprechenden Refrains ausgestattet ist. Hammer. Mit ´Body Bag´ wüted man im Windschatten von MINISTRY. Volle Attacke mit durchgeknalltem Gesangspart. Voller Abriss!

Überhaupt Kitty A. Austen. Wirkte sie auf den ersten Releases noch eher zurückhaltend, geht sie auf diesem Album total aus sich raus. Zeigt sich gesanglich von ihrer Vielseitigkeit. Man höre ´Forever And Ever´, wo ihre Stimme in allen Facetten überzeugt und selbst Einflüsse von THE PRETTY RECKLESS Frontdame Taylor Momsen durchleuchten. Wobei, der gesamte Song könnte auch von erwähnter Band stammen!

Titeltrack und gleichzeitig erster Song des Albums, ´Bloodsuckers´, zeigt von Sekunde eins an, wohin sich die Band seit ´Vampire´ weiterentwickelt hat. Stakkato-Industrial-Riffs und enorme Härte prägen den Track, der sich gleichzeitig  zu einem „Hit“ entwickelt. Gerade weil ein Teil der Gesangsparts an RAGE AGAINST THE MACHINE erinnern. Nach diesem Tornado an Wut rast erst einmal der Puls. Das atmosphärisch aufgebaute folgende ´Animal´ wirkt wie eine Achterbahnfahrt an Emotionen. Der im weiteren Verlauf des Stückes immer härter werdende Rhythmus haut einen schon aus den Latschen. Dazu die aggressiven Gesangsparts mit Zeilen wie „Motherfucker come and fight me…..“!

Das balladeske ´This Is Not The End´ zeigt eine ganz andere Band, die gefühlvoll und enorm atmosphärisch überzeugen kann. Solche Pausen braucht es in diesem vor Wut und Aggression geprägten Album, wo kein Song wie der andere klingt und im Gesamtkontext doch alles geradezu perfekt zusammenpasst.

SAINT AGNES haben ein grandioses Album geliefert, das sie weit nach vorne bringen dürfte. Ihre inzwischen krassen Liveshows werden zudem für Aufmerksamkeit sorgen, so dass eine Band wie THE PRETTY RECKLESS mit einem nicht zu unterschätzenden Konkurrenten rechnen muss. Leute im „gesetzten Alter“ werden auf diesem Album viele Facetten von Einflüssen erkennen, die in den Neunzigern in den Metal-Diskos der Republik für volle Tanzflächen sorgten. So gesehen auch ein Trip back in die Vergangenheit. Nur eben nicht für traditionelle Edelstahl-Anhänger.

(9 Punkte)

 


Pic: Scott Chalmers

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