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REINHARD MEY – In Wien

~ 2023 (Odeon) – Stil: Songwriter ~


Für Reinhard Mey war es die Konzertreise seines Lebens. Die Arena-Tournee “Das Haus an der Ampel” umfasste 16 Konzerte, die für ihn – nach ihrer Absage und Verschiebung in das Jahr 2022 – alle einzigartig und unvergesslich blieben.

Im Oktober 2021 hatte er sich noch aus Verzweiflung mit seiner Gitarre in das Wohnzimmer gestellt und zur großen Verwunderung seiner Frau das Live-Programm vorgetragen. Doch sie musste sich nicht allzu lange Sorgen um ihren Mann machen, denn die Tournee wurde nur um ein Jahr verschoben.

Da alle Konzerte auch aufgezeichnet wurden, war es für Reinhard Mey wiederum im Nachgang kein leichtes Unterfangen, das schönste für eine Veröffentlichung auszuwählen. Die Wahl fiel auf den letzten Auftritt im Wiener Konzerthaus, zumal an diesem Ort vor 50 Jahren die Karriere von Reinhard Mey Fahrt aufnahm.

 

 

Das Live-Doppelalbum umfasst alle 22 Lieder dieses Konzerts und erscheint auch auf drei wunderbar gepressten Vinylscheiben.

 

Die schlichten Bilder von der Bühne mit einem schwarzen Vorhang ohne Videoleinwände und allein einem Mikrofon auf dieser – „um die Intimität des Konzerts zu bewahren“, bittet die Saal-Stimme von Tochter Victoria, bis zur Zugabe „… nicht zu fotografieren oder zu filmen“ – füllt sogleich Reinhard Mey mit seiner Ausstrahlung. Er ist mit seinen 80 Jahren auch stimmlich gereift, wählt seine Worte zwischen den Liedern mit Bedacht und plaudert dennoch frohgemut einige Geschichten aus seinem Leben aus, die natürlich von Hoffnung und Glückseligkeit, aber auch von Schmerz, von Freundschaften und der Liebe erzählen.

Unter tosendem Applaus trägt Reinhard Mey ´Ich wollte wie Orpheus singen´ vor und das schon seit sagenhaften fast 60 Jahren. Liebend gerne würde er weitere 60 Jahre dranhängen. Genügend Geschichten, um sie zwischen den Liedern zu erzählen, hat er bestimmt noch im Kopf. Schließlich drängen ihn schon seit Jahren die Verlage, wie er dem Publikum verrät, seine Memoiren zu schreiben, dabei sind doch bereits seine Songs, jeder für sich, lebendige Erzählungen aus seinem Leben – und seine über 600 komponierten Lieder sind schließlich gleichermaßen Hörspiele.

Natürlich singt er neue Lieder von seinem letzten, 2020er Studioalbum ´Das Haus an der Ampel´ und einige seiner großen Lieder. Viele sehr schöne Kompositionen stehen an diesem Abend auf dem Programm. Dabei erinnert er sich an seine erste Langspielplatte, seine geliebte Tante Ilse, die in allen Plattenläden der Stadt seine Scheibe kaufen wollte, nur um den Umsatz anzukurbeln und an die drei Wiener Glücksritter aus ´In Wien´, die ihn 1970 auf die Bühne des Wiener Konzerthauses holten.

Der tosende Applaus des dankbaren Publikums ist ihm allzeit sicher.

Er singt fabelhaft von echten Freunden, ´Glück ist, wenn du Freunde hast´, und von seinem besten Freund, dem Wein, ein ganz ´Alter Freund´. Aber neben dem Menschenfreund, ´Ich liebe es, unter Menschen zu sein´, kommt ebenso der Vierbeiner, ´Häng dein Herz nicht an einen Hund´, oder der Heimwerker, ´Männer im Baumarkt´, zu Wort.

Klassiker, wie die Liebesgeschichte ´Dieter Malinek, Ulla und ich´ über den erfahrenen Hochstapler oder ´Ich liebe dich´, fehlen glücklicherweise nicht. Da bleibt für die überwältigenden Evergreens dieses außergewöhnlichen Liedermachers, ´Über den Wolken´ und ´Gute Nacht, Freunde´, nur noch Platz im Zugabenblock des Konzertabends.

Am Ende zitiert Reinhard Mey nach Johann Wolfgang von Goethe und Albert Schweitzer noch die schlaue Pippi Langstrumpf: “Es wäre gut, wenn Ihr jetzt nach Hause geht, denn wenn Ihr nicht nach Hause geht, könnt ihr ja nicht wiederkommen. Und das wäre schade.”

´In Wien´ ist für jeden wahren Zuhörer ein mehrstündiger, ein purer und freudetrunkener Genuss.

“Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu geh’n. Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette und ein letztes Glas im Steh’n.”

 

 

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