FRONT ROW WARRIORS – Wheel Of Fortune
~ 2023 (Rock Of Angels Records) – Stil: Hard Rock/Heavy Rock & Power Metal ~
25.04.2023
Mit dem Re-Release auf Vinyl des AMPYRE 5-Track Demos war bei der Sängerin aus dem Großraum Stuttgart wieder das Feuer entfacht und so forcierte man das Songwriting bei den seit 2019 regsamen FRONT ROW WARRIORS, bei denen Elkie Gee nun aktiv ist. Parallel dazu wurde das Line-up verstärkt, u.a. von Musikern aus Bands wie SEPTAGAON, PUMP, SHARON oder auch LANFEAR. Resultierend hieraus legt die Band um Frontfrau Elkie Gee mit ´Wheel Of Fortune´ ein hochklassiges Album in der Schnittmenge des eingängigen Hard-/Heavy Rock vor.
Abgerundet durch eine erstklassige Produktion inklusive perfektem Mix, was in den Händen von Achim Köhler und Michael Bormann lag, und einem satten Mastering von Patrick W. Engel, sollte ´Wheel Of Fortune´ zu einem echten Must-Have-Album des Jahres 2023 werden.
Ein abwechslungsreiches, erfrischendes und auch knalliges Album, das allerdings auch eingeschworene AOR-Fans aufhorchen lassen sollte, aufgrund breiter, ohrwurmhafter Refrains, eindringlichen Melodien und effizient eingesetzten Keyboards. Bei einer Nummer wie ´Fantastic´ zeigen sich all diese Aspekte vorzüglich und mit einem breiten Grinsen im Gesicht kommen Erinnerungen an die Achtziger hoch. HEART, zu ihren Hair-Days, hätten dies nicht besser machen können.
Mit dem flotten ´Chasing Shadows´ eröffnet das Album beeindruckend und zeigt zugleich die Stärken der Band. Da wäre zum einen Sängerin Elkie Gee, die kraftvoll teils sirenenartige Passagen liefert, während die Gitarren der Herren Sorin Badin und Stef Binnig-Gollub die Atomsphäre zum Glühen bringen. Trotz des hohen Melodieanteils ist ein mitbangen unumgänglich. Dass die Band nicht nach einem Schema verfährt, zeigt sich dann in einer abwechslungsreichen Nummer wie ´Deadly Sins´. Mit leicht akustischem Beginn steigert sich der Track zu einer schnellen Powernummer, die mich hier und da an MALTEZE erinnert. Auch hier wieder hoch beeindruckend der Gesang! Nicht eindimensional wie bei einigen der hochgelobten Szene-Damen, sondern variabel und elektrisierend. Ebenfalls erneut zu erwähnen, ist die wirklich vorzügliche Gitarrenarbeit, die das Stück gewaltig nach vorne schiebt.
Auch wenn ´Hell Awaits´ umgehend an SLAYER erinnert, zeigen sich die FRONT ROW WARRIOS hier gediegener, erwachsener. Schönes Mid-Tempo Stück mit langlebigem Rhythmus, leicht verproggtem Mittelteil und einem grandiosem Gesangspart. Madame Gee kann vielseitig mit hohem Wiedererkennungswert und bestätigt hier, dass sie mit ihrem Gesang eine DER Stützen des Songmaterials ist. Das fluffiige ´The Hunter´ ist pure Achtziger-Magie und wirkt gegenüber dem zuvor erwähnten Track fast schon banal. Dennoch verbeißen sich Melodie und Refrain hartnäckig im Mittelohr. AOR-Fans wird es freuen. ´Dystopian Time´ dürfte der anspruchsvollste, vielseitigste und somit prägnanteste Track des Album sein. Bis zum Ende hin steigert sich der Song kontinuierlich und endet abrupt. Trotz tighter Gitarren ist eine nachvollziehbare Melodie immer präsent, ebenso der dortige Gastauftritt von RIOT V-Sänger Todd Michael Hall, der sich mit Elkie Gee battelt.
Keine Frage, ´Wheel Of Fortune´ ist ein kleines Meisterwerk einer deutschen Band, die sich gekonnt mit fetten Hooklines, knalligen Gitarren, einprägsamen Melodien und einem magischen Gesang auf ganzer Linie empfiehlt.
(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler)
27.06.2023
Verdammt und zugenäht! War ja klar. Er war einsam, aber schneller und das Recht war sein Gesetz. Da jubiliere ich voller Freude, die nächste Sensation für alle Powerfrauenmetaller entdeckt zu haben und muss erfahren, dass Kollege JU die FRONT ROW WARRIORS bereits im April abgefeiert hat. Wo war ich da? Dieses Versäumnis qualifiziert mich maximal als Row Zero-Warrior, der seinen Faux pas nun dennoch ausbügeln will, zumal die eigentliche V.Ö. ja erst kürzlich am 9.06.2023 war.
Eine kleine Erinnerung ist da sowieso fällig oder habt ihr ´Wheel Of Fortune´ alle brav auf eurem Einkaufszettel vermerkt? Genau, dachte ich auch nicht, dass meine Generation mit Neuerscheinungsdemenz diese Wundertüte bis jetzt noch auf dem Schirm hatte. JU hat euch eigentlich schon alles zur Besetzung erklärt und auch was dieses Debüt zum absoluten Topkandidaten macht (siehe oben), ich möchte da nur noch ein paar klitzekleine Anmerkungen beisteuern, die eure Mündchen weiter wässrig machen sollen.
Eine Stimme wie die unserer Metal Queen Jutta Weinhold (ZED YAGO, VELVET VIPER) wird es in der Metalwelt nicht mehr geben, deshalb ist es umso erfreulicher, dass der Nachwuchs zumindest eine Kronprinzessin mit Elkie Gee zu bieten hat. Dazu hat sie sich zu einer Band gesellt, die mit ihr ein Album geschmiedet hat, welches schlichtweg Pflichtprogramm für Jünger von CHASTAIN, TARA LYNCH und TEMTRIS darstellt.
Die meisterliche Gitarrenarbeit inklusive melodischen Flitzfingersoli vor einer druckvollen Rhythmusgruppe liefert perfekt ausgearbeitete, abwechslungsreiche Songs für die kraftvolle Stimme von Elkie, die vielen Jodelheulsusen im Gothic-/Symphonic-Metalhandwerk zeigt, was es heißt, als Frau mit Eiern in der Stimme zu singen.
Und was hören wir da im Hintergrund und auch mal etwas deutlicher genau dort wo es hingehört? Richtig, die Keyboards von Richie Seibel, der die I-Tüpfelchen auf der Metaltorte setzt und wer ihn von einzigartigen Bands wie LANFEAR, IVANHOE oder THEM kennt, weiß, dass er sowieso niemals bei einer weniger als überdurchschnittlichen Combo spielen würde. Sprühstoß!
Da sind wir beim einzigen Unterschied, den ich im Vergleich zu JU entdecke: Ich höre weitaus mehr Metal als „nur“ Hard Rock/Heavy Rock oder AOR. Die Fraktion wird definitiv bedient, möglicherweise ist ihr CHASTAIN größtenteils zu Gitarrenvernudelt, TARA LYNCH zu oft instrumental und TEMTRIS zu powermäßig geradeaus auf die Fresse.
Die FRONT ROW WARRIORS decken ein breiteres Spektrum ab als alle drei genannten und genau darin liegt das große Plus, denn wenn die Welt gerecht wäre und ihr da draußen aufmerksam seid, dann müsste sich das ´Wheel Of Fortune´ bei einer Menge Rock- und Metalfans drehen und jeder Geschmacksrichtung reichlich Glück bescheren.
Schon das Intro ´2022´ macht mächtig Laune und Elkie gibt die Anne Clark des Metal. Mit ´Chasing Shadows´ startet die Band als lupenreine Powermetaller mit starkem Refrain einer Röhre wie Leather, Tara oder Genevieve und fetten Gitarren statt schlagerhaftem Tralalala. Ebenso erfreuen die mit ruhigen Parts und Höhepunkten verfeinerte ´Deadly Sins´ und der ´The Hunter´ im Uptempo die Melodic-Speedfreaks und rufen Neid bei der Guitarwizard-Musikerpolizei hervor.
Fantastisch episch stampfenden Heavy-AOR gibt’s mit ´Fantastic´, welches gegen Ende ebenfalls wieder mächtig bollert. Kuscheln? Selbstverständlich, obwohl ´Love Is Not A Game´ eher getragen grooved und swingt wie einst ´Black Velvet´ von Alannah Myles oder gar eher noch wie unsere kanadische Metal Queen Lee Aaron zu besten Zeiten statt zu überzuckern. Als „echte Powerballade“ wächst ´Wasted Life´ zum Übersong heran; gerade hier setzt Elkie ein paar gigantische Ausrufezeichen. Im germanischen Heavy Metal-Midtempo dürfen zu ´Hell Invaders´ alle ACCEPT London Leatherboys bangen, die nicht an UDOs Knödeln gebunden sind und damals auch mit David Reece Spaß hatten. Was für eine Heavy-Granate!
Das Titelstück bietet flotte PRETTY MAIDS Dramaturgie; ´Future World´-Riffing lässt grüßen, wobei mir persönlich der Refrain dann doch etwas zu cheesy greift. Aber er greift. Mann, was freue ich mich jetzt schon auf das Sickingen High Rock 2024! ´Hell Awaits´ steht erneut für pure Dramatik in feierlich großem HEART-Gewand. Ja, Freunde – Elkie Gee braucht sich vor keinerlei großen Namen im Showgeschäft zu verstecken und selten habe ich Gitarrensoli so genossen wie auf dieser Scheibe. Höhepunkte setzen statt schnell schwurbeln ist die Devise.
´Dystopian Time´ besitzt alles, was ein wahres Highlight von Bands des Kalibers PRETTY MAIDS ausmacht… und ausser dem Gastspiel eines weiteren Überbarden namens Todd Michael Hall (RIOT V) noch viel mehr. Ich nenne es mal FRONT ROW WARRIORS. Die Band lässt alle diese verschiedenen Einflüsse zu einem eigenen Charakter verschmelzen, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht.
Bekanntermaßen bin ich ja der Mathematikmuffel, der sich vor der Umrechnung großer Kunst in eine Punktevergabe drückt. Halbe Sachen mag ich jedoch auch nicht, also lege ich auf JUs 8,5 lässig noch den halben bis zur 9 drauf, da unsere geliebten TEMTRIS im direkten Vergleich doch weitaus geradliniger agieren und auch der Unterhaltungswert zu gelben Doppelaben voller Langeweile exponentiell höher ist.
Keine andere Band deckt zur Zeit die Bandbreite von AOR über Hard & Heavy bis hin zu Powermetal so gekonnt ab wie die FRONT ROW WARRIORS – außer vielleicht in anderem Hauptgenre IHSAHN, der sich umgekehrt vom Black Metal zu feinstem AOR hangelt. Da kann man nur noch dem Allmächtigen danken, dass es von diesem saustarken Album Vinyl gibt.
(9 Punkte – Less Lessmeister)