OUTLANDERS – Outlanders
~ 2023 (earMUSIC/Edel Music & Entertainment) – Stil: New Age Rock ~
Bereits vor über anderthalb Dekaden ging die finnische Rock-Sängerin Tarja Turunen eine Partnerschaft mit dem Trance-Vorreiter Torsten Stenzel ein, als sie bei der Suche nach frischen Songideen für ihr erstes Soloalbum einem Lied von Torsten Stenzel und dessen Songwriting-Partner Adrian Zagoritis begegnete. Infolgedessen komponierten sie für das Debütalbum der ex-NIGHTWISH-Sängerin gemeinsam fünf Lieder.
Das Feuer der musikalischen Zusammenarbeit war somit geweckt. Seit zehn Jahren verfolgen beide nunmehr die Idee eines gemeinsamen Studioalbums, das jetzt unter dem Banner OUTLANDERS erscheint. Obwohl Tarja Turunen die meisten Kompositionen selbst verfasst oder mitgeschrieben hat, ist das selbstbetitelte Debüt ´Outlanders´ eine echte Gemeinschaftsarbeit der beiden geworden.
Den musikalischen Unterbau legt der deutsche Musikproduzent und Komponist Torsten Stenzel mit sachten elektronischen Klängen, die ihren Ursprung in Ambient, Berliner Schule und Synthiepop suchen. Allein der stete Herzschlag des Rhythmus erinnert in seiner stringenten Regelmäßigkeit an klassische EDM. Dazu erschallt der wohlbekannte Sopran der finnischen Sängerin und eine ganze Armada an Gitarristen brennt bei den durchschnittlich siebenminütigen Songs ein kräftig elektronisches oder akustische Feuerwerk an den Saiten ab. Denn bei OUTLANDERS wird jedes Lied von einem anderen Gastgitarristen verzaubert, u. a. von Al Di Meola, Mike Oldfield, Joe Satriani und Steve Rothery.
Die Kompositionen sind insbesondere aufgrund ihrer Gegensätze aus elektronischen Raumklängen und elektronischem Gitarrenqualm sehr außergewöhnlich. ´Land Of Sea And Sun´ segelt mit Marty Friedman (ex-CACOPHONY, ex-MEGADETH) an den Saiten seelenruhig und elegant in Richtung Sonne. Dagegen brodelt in ´We Own This Sky´ nicht nur mächtig die Oberhand gewinnende Elektronik zwischen den vom Blitz erfassten Wolken, sondern auch das Spiel von Ron “Bumblefoot” Thal (SONS OF APOLLO, ex-GUNS N’ROSES) an den Gitarrensaiten.
In ´The Sleeping Indian´ wird Tarja Turunen zum einen von Gitarrenmeister Joe Satriani und seinem geschmackvollen Solo unterstützt, zum anderen findet sich ebenso der Rap von Nkoye Zifah in der Komposition so wunderbar ein wie die wenigen auf Swahili gesprochenen Worte von Acinian in ´Echoes´ mit Jennifer Batten (Michael Jackson, Jeff Beck, THE IMMIGRANTS) als Gitarren-Koryphäe. Doch bereits Tarja Turunens klassischer Gesang in ´Closer To The Sky´ mit dem gebürtigen südafrikanischen Rockmusiker Trevor Rabin (u. a. YES) und Klavier-Verzierungen á la H.I.M. wird alle NIGHWISH-Liebhaber betören.
Zum eindringlichen und ätherischen DEPECHE MODE-Cover ´World In My Eyes´ trumpft Vernon Reid (LIVING COLOUR) mit gerne leicht verzerrter Gitarre auf, während Steve Rothery (MARILLION) in ´Mystique Voyage´ ein gewohnt emotionales und großartiges Solo darlegt. Großmeister Al Di Meola begeistert natürlich mit jedem Saitenanschlag in ´The Cruellest Goodbye´ und drängt sich zum Songabschluss endgültig in den Vordergrund.
Nicht nur bei ´Never Too Far´, mit dem kleinen Comeback von Mike Oldfield, erreicht das Songmaterial New Age-Territorien, so auch bei ´A Peaceful Place (Return To The Oasis)´ mit dem argentinischen Gitarristen Walter Giardino (RATA BLANCA, V8), der als einziger bei drei Liedern einen Auftritt erhält. Im schwelgerischen ´1971´ mit Walter Giardino nutzt Tarja Turunen schlichtweg ihren Sprechgesang und in ´Outlanders´ mit ihm und seiner großen Akustikgitarre spricht sie die Texte des brasilianischen Schriftstellers Paulo Coelho de Souza auf Finnisch, setzt allerdings ihren Sopran zum wortlosen Refrain voluminös ein.
Schönere Klänge zu einer leichten Prise Wind und einem brandenden türkisfarbenen Wasser als von OUTLANDERS mit ´Outlanders´ dürften in diesem Jahr nicht die Wellen reiten.
(8,5 Punkte)
https://www.facebook.com/tarjaoutlanders/
Pic: earMUSIC