SATURNUS – The Storm Within
~ 2023 (Prophecy Productions) – Stil: Melodic (Gothic) Doom ~
Det er fedt! SATURNUS – die Feingeister des düsteren Metalls – sind sich auch auf ihrem fünften Longplayer seit 1997 treu geblieben. Schwere, melodische, meist ruhige und hochemotionale Musik mit erzählenden Gitarren, einem Schuss Epik und dieser fantastischen Mischung aus gekonntem, gurgelnden Growling, lyrischer Rezitation und akzentuiertem Cleangesang von Thomas Akim Grønbæk Jensen, der mit dem kurzzeitig abgängigen (2000-2006) Basser Brian Pomy Hansen den personalmäßig klassischen Kern der Band bildet.
Das Gitarrenduo Indee Rehal-Sagoo und Julio Fernandez sind erst seit 2020 dabei, führen aber die Tradition der wunderschönen Melodien fort. Mika Filborne bedient ebenfalls mit kurzer Auszeit (2016-2020) seit 2013 die Tasten und Drummer Henrik Glass kreiert seit 2001 (Pause von 2004 – 2009) die präzise, schleppende Rhythmik.
Man könnte also sagen: Sie kommen alle wieder zurück, was wohl auch an der Einzigartigkeit dieser Band im unüberschaubaren Kosmos der Harten und Zarten liegt. SATURNUS liefern erneut den perfekten Soundtrack für alle Romantiker unter euch Hartwürsten, sie sind weiterhin die reflektiven ANNE CLARK-MARILLION des poetischen Doom mit sieben herrlich gefühlvollen Songs von fünf Minuten über drei Siebener bis hin zu zwei atmosphärischen Longtracks von über elf Minuten, die den noch unwissenden, aber aufmerksamen Zuhörer bereits nach dem Opener zum Fan machen. Anhänger der Band haben sowieso seit Wochen die Stunden bis zum Release gezählt.
Ihr wollt schwelgen in schwerer, ruhiger Düsternis? Von Piano, stimmigen Keyboardteppichen und cleanen Gitarren zur Einstimmung in ein traumhaftes Reich der doomigen Gefühle entführt werden mit epischen Gitarrenlinien, getragenen Riffs und einem stetigen Spannungslevel, der Akzente in kompletten Banderuptionen setzt und immer wieder mal reflektiv runterfährt? Dafür haben wir ´The Storm Within´, ´Chasing Ghosts´ und ´Closing The Circle´. Repetitiv, teils minimalistisch, jedoch mit immer neuen Wendungen bleiben auch die langen Stücke stets interessant und aufregend. Besonders die sonore Erzählstimme sorgt zwischen Growling und Cleangesang für ein nahezu entspannendes Musikerlebnis.
Ihr steht eher auf ohrwurmige Hits mit Hooks und Licks, die euch das wohlige Gefühl feinsinniger AMORPHIS und alter LAKE OF TEARS wiederbringen? Null problemo, dann zieht euch das flott-geriffte ´The Calling´ (siehe unten) und die Hymne ´Breathe New Life´ rein. Die sentimentalsten ANATHEMA ohne Prog und Diven, irgendjemand? Kommt zu Papa und gönnt euch das traumhafte, mit Streichern und Klavier unterlegte ´Eventide´ mit schönem Cleangesang. Taschentücher nicht vergessen. Die einzige Wahrheit ´Truth´ pflanzt euch zu guter Letzt ein Pianothema in euer Hirn, welches am Ende von der Gitarre aufgenommen wird und das ihr wahrscheinlich nicht mehr rausbekommt, es sei denn, ihr startet den nächsten Durchgang.
Dazu noch ein stimmungsvolles Artwork zum kunstvollen Bandlogo – was will die Fanseele mehr? Wer also jemals hochemotional tieftraurige, dunkle Musik in der Tradition von MY DYING BRIDE geliebt hat, kommt an den WHILE HEAVEN WEPT dieses Genres namens SATURNUS auch dieses Jahr nicht vorbei. Schöner kann die Dunkelheit kaum sein, auch im Sommer. Vorsicht: Mantra-artige Suchtgefahr!