KULT KOMPASS Juni 2023 – 1/2
Hallihallo und hallo,
während bei der Schlussredaktion dieses neuen Kompasses bereits die allerneuesten Alben über den Kopfhörer in die Gehörgänge geblasen werden, etwa die episch neue ELOY, ist für die Summe aller hier versammelten Reviews kein einheitliches Motto festzustellen.
Die musikalische Vielfalt ist in diesem Monat besonders groß. Daher wünschen wir Euch einfach nur viel Spaß beim Lesen dieser erquickenden Reviews und dem Entdecken neuer Scheiben.
Peace!
Q u i c k – R e v i e w s
ANGER MGMT – Anger Is Energy
2023 (noisolution) – Stil: Post Punk
ANGER MGMT kennen die Angst, vor allem Frontmann und Sänger Nik Petronijevic kennt diese zur Genüge, kämpft er schließlich seit Kindheitstagen mit einer ausgeprägten Angsterkrankung und Depressionen. Dennoch schafft er bei aller Katharsis, die freiwerdende Energie in Mut und Hoffnung zu wandeln und der Hörerschaft einen Halt anzubieten.
Denn ANGER MGMT kommen auf ihrem Debütalbum zwar mit der möglichen und gegebenen Dunkelheit des Post Punk um die Ecke gerannt, nehmen jedoch die Hörerschaft umgehend musikalisch an die Hand, selbst wenn es sich um Suizid-Gedanken dreht.
(7,5 Punkte Michael Haifl) – https://www.facebook.com/angermgmtdot/
ASHINOA – L’Orée
2023 (Fuzz Club Records) – Stil: Krautrock, Experimental, Psychedelic Electronica
ASHINOA haben seit 2015 die Debüt-LP ´Sinie Sinie´ und eine Vinyl-only-Single veröffentlicht. Im Vorfeld ihres neuen Albums ´L’Orée´ ist das Quintett der städtischen Betonwüste entflohen und hat sich in der Abgeschiedenheit eines Hauses im Nirgendwo zwischen ein Paar Douglasien niedergelassen, um die Umgebung auf ihre neuen Klänge abfärben zu lassen.
Dementsprechend bekam das Werk einen weitaus organischeren Klang. Die industriellen und krautigen Vorstadtklänge des Vorgängers erhalten somit eine psychedelische Wärme, aber gleichwohl eine Elektronik auf neuen Bahnen. Die Synthesizer setzen das Klangbild, das von Percussions und echten Rhythmen in die Weiten des Geistes getragen werden.
(Michael Haifl) – https://facebook.com/ashinoa.band
BÖLLVERK – Heading For The Crown
2022 (Independent) – Stil: Heavy Metal
Eigentlich ist das Teil schon ein Jahr draußen. Da ich aber erst beim Iron Fest in die Hände gedrückt bekommen habe, sollten ein paar verdiente warme Worte drin sein. Die Bayern von BÖLLVERK bieten klassischen Heavy Metal der PRIEST-Schiene. Hervorzuheben ist der zweierlei Gesang. Vor allem Chanteuse Svenja weiß zu gefallen, allerdings scheint sie zwischenzeitlich ausgestiegen zu sein. Das ist der Lauf der Dinge, schmälert aber nicht den Genuß der 9 Tracks. Diese stecken knietief in schwermetallischen Gewässern. Starkes Riffing und spannende Soli, dazu immer das Bedürfnis, den Kopf zu schütteln. Da ist alles richtig gemacht. Sogar die beiden stilistischen Ausreißer. Da kommt ´Good Morning Rock’n’Roll´ auf einer mächtigen ´Orgasmatron´-Basis. ´Live Fast´ hingegen kreuzt eine Menge bluesige Elemente ein. Der Namensvetter Heinrich Böll schrieb in “Ansichten eines Clowns”: „Mir muß eine Sache Spaß machen, sonst werde ich krank.“ Da kann ich anschließen, ´Heading For The Crown´ macht mir Spaß. Dafür verspätete
(8,5 Punkte – Mario Wolski) – www.facebook.com/boellverk
BUZZED & LOADED – Fast Cars & Dive Bars
2023 (Sliptrick Records) – Stil: Hard Rock
Die US-Rocker BUZZED & LOADED haben sich dem Siebziger Hard Rock verschrieben. Allerdings ist die musikalische Ausgestaltung ihrer Stücke sehr simpel gehalten, zudem kommt ein total untalentierter, ermüdender Gesang, der somit alles killt. Desweitern ist die Produktion ebenfalls bescheiden ausgefallen, und so kommen wir gut auf das Niveau einer Schülerband.
Keine Frage, die Herren haben Herzblut, Zeit, Geld etc. in dieses Album gesteckt, was anzuerkennen ist, aber leider ist das Resultat mager ausgefallen. Hier wirkt nichts euphorisch, frisch oder irgendwie anregend bzw. positiv rockend, das ist einfach banale Langeweile. Das Artwork des Covers suggeriert hier Volumen, Power, Rasanz…. Dies alles sucht man vergebens auf dem Album. Nee, meine Herren, das was absolut nix, das hätte schon in den Siebzigern keine Chance gehabt.
(4 Punkte – Jürgen Tschamler)
T.G. COPPERFIELD – Out In The Desert
2023 (timezone Records) – Stil: Rock
T.G. Copperfield sieht das Leben und die Welt bereits in der geistigen Wüste angekommen. Daher hat er sich zur Stärkung der allseits schwindenden mentalen Kräfte seinen musikalischen Bruder im Geiste Ben Forrester zur Seite geholt, und natürlich seine sichere Bank an Mitmusikern, Michael Air Hoffman (Drums), Hubi Hoffmann (Bass) und Claus Bächer (Keyboards). Der süddeutsche Musiker T.G. Copperfield, regelmäßig an der Akustikgitarre, und der New Yorker Gitarrist Ben Forrester, fortwährend mit elektrischen Gitarrensoli sich profilierend, lassen Heartland Rock, Desert Rock, den Southern Rock, den Roots Rock, ja, Americana klassisch aufleben. Die elf Tracks auf dem zehnten Studioalbum ´Out In The Desert´ begeistern nämlich nicht nur Männer mit Cowboy-Hüten.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/TGCopperfield
LARS FREDRIK FRØISLIE – Fire Fortellinger
2023 (Karisma Records) – Stil: Retro/Prog Rock
Lars Fredrik Frøislie ist dem geneigten Prog Rock-Gourmet von WOBBLER bekannt. In den vergangenen Jahren nutzte er die Einsamkeit, die eigens komponierten Songs ganz nach seinen Wünschen und spontanen Vorstellungen auszuarbeiten und nahm sich dabei den italienischen Prog Rock der Siebzigerjahre, aber ebenso Renaissance-Musik, britischen Rock und Heavy Metal der Sechziger- und Siebzigerjahre sowie hier und da eine Prise Folk, Psychedelic und Jazz als Anhaltspunkte. Die Schönheit des Werkes liegt gleichsam in seiner Spontanität, da die meisten Songs sofort mit dem ersten Take aufgenommen und zur Pressung freigegeben wurden, sowie in dem großen Reichtum an Tasteninstrumenten. Die vier Lieder entsprechen vier Geschichten aus der nordischen Mythologie und machen somit den Gesamteindruck perfekt. Aber Obacht, die Musik kommt mit Schlagzeug und Bass (von Nikolai Hængsle) aus, aber ohne Gitarren.
(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/larsfredrikfroislie
LETHAL DOSE – Lethal Dose (Deluxe Edition)
1988/2023 (Divebomb Records) – Stil: Speed-/Heavy Metal
Es ist keines der Überfliegeralben von Ende der Achtziger Jahre und dennoch wurde es gebootlegt. Nun haben „Divebomb Revords“ die Chance ergriffen und das einzige Album der aus dem Großraum Seattle kommenden Band LETHAL DOSE offiziell wiederveröffentlicht. LETHAL DOSE legten mit ihrem gleichnamigen Debüt ein solides Album vor, welches aus der Schnittmenge des verhaltenen Speed Metal mit satten Versatzstücken des nicht ganz so heftigen Power Metal und normalen Heavy Metal lebt. Alles solide und straight eingespielt und dennoch fehlte letztendlich die Durchschlagskraft. „Divebomb Records“ haben das Teil remastered und um vier Bonusstücke wertvoller gemacht. Dabei handelt es sich um vier Songs des 1989 veröffentlichten ´Threahold Of Pain´ Demos, die qualitativ gut zum Albummaterial passen. Tendenziell kann man Fans von INTRUDER, PANIC, SILENCE, HEXX, TRAUMA und Co. das Album ans Herz legen. Damals, Ende der Achtziger, gab es hunderte von Bands dieses Kalibers, was wohl letztendlich der Grund war, dass die Jungs untergingen. Da das Label für erstklassige Qualität steht, ist es selbstverständlich, dass das 20-seitige Booklet mit einem informativen Interview, Fotos, Flyer, etc,. ausgestattet ist.
(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100083409307799
KINETIC ELEMENT – Chasing The Lesser Light
2023 (Melodic Revolution Records) – Stil: Prog
KINETIC ELEMENT präsentieren das vierte Album in siebzehn Jahren Bandgeschichte. Natürlich sind seit dem 2009er Debüt von der ursprünglichen Besetzung nur noch Mike Visaggio (Piano, Synthesizer) und Michael Murray (Schlagzeug) übrig geblieben. Doch dies schadet dem hymnischen Neo Prog keineswegs. Schließlich waren Saint John Coleman (Gesang), Peter Matuchniak (Gitarre) und Mark Tupko (Bass) auch schon bei dem Vorgänger mit an Bord.
Gleichwohl klingen KINETIC ELEMENT völlig aus der Zeit gerissen, bieten Keyboards der Siebzigerjahre und aufgedrehten Gesang an, so dass sinfonische Freunde des Neo Prog angesprochen sind, die nicht nur die Achtziger-, sondern auch die Siebzigerjahre bevorzugen.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100069161831401
KLIDAS – No Harmony
2023 (Bird’s Robe Records) – Stil: Experimental Rock
KLIDAS existieren seit 2014, entwickelten die volle Blüte ihres experimentellen Sounds aber erst nachdem sie ihre Instrumente mit Gitarren, Bass, Schlagzeug, Saxophon, Keyboards und Synthesizern komplettiert hatten. Nunmehr schwelgen die Italiener zwischen Prog Rock und Alternative Rock und lassen die spitzen Ecken des Jazz und der Psychedelia nicht aus. Obwohl die Formation mittlerweile einen Hang zum musikalischen Tumult entwickelt hat, passt ihr tschechischer Bandname “Riese der Stille” wunderbar zu ihren Klänge. Ihre Debütaufnahmen ´No Harmony´ dürfen daher in der Verwandtschaft zu SECRET CHIEFS 3, SWANS, THE MARS VOLTA und RADIOHEAD goutiert werden.
(Michael Haifl) – https://facebook.com/klidasband
KODIAK EMPIRE – The Great Acceleration
2023 (Bird’s Robe Records) – Stil: Progressive/Experimental Rock
Nachdem KODIAK EMPIRE mit ihrem Debüt von ihrem neuen Label “Bird’s Robe” dem internationalen Markt vorgestellt wurden, geht die Geschichte der australischen Band mit ´The Great Acceleration´ weiter. Leider ist der Nachfolger mit fünf Songs über eine halbe Stunde äußerst kurz geraten, doch ihr gerne experimenteller Prog Rock, der auch Math Rock und Djent zur Soundbildung nutzt, braucht eine gewisse Zeit, sich zu entwickeln.
Erst am Ende der Scheibe scheint das Quintett vollends aus sich herauszugehen, wobei sie vorher regelrecht in mittleren Lagen verharrt schienen, allerdings sich angeblich für Interessenten zwischen THE MARS VOLTA und CIRCA SURVIVE anbieten.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/KodiakEmpire
L.A.PROJECT – Electric Life
2023 (Independent Release) – Stil: Hard Rock/Melodic Metal
Ex-EXILED, ex-DEADWITCH Gitarrist Luis Amaro, Portugal, hat aus einem ursprünglich als Instrumentalband geplanten Projekt eine echte Combo gemacht. U.a. findet man ANNIHILATOR-Bassist Rich Gray und EXXOCET-Sänger Lukky Sparxx im Line up. Und die Instrumental-Idee ist auch Vergangenheit. Auf ´Electic Life´ finden sich fünf gut arrangierte, sauber eingespielte Tracks in der Schnittmenge aus Hard Rock und Melodic Metal. Nicht unbedingt die klassische 08/15-Mucke, man ist bemüht sich etwas vom vorgegebenen musikalischen Korridor abzuheben. Vielseitigkeit ist sicher ein Faktor, der bei den Herren enorm wichtig ist. Das sieht bzw. hört man an der wirklich hervorragenden Gitarrenarbeit und den nicht ganz schmirgelfreien Gesangslinien, die dafür sorgen, dass man nicht ins putzig-schnulzige abdriftet. Die Tempo- sowie Rhythmuswechsel sorgen zudem für Spannungsmomente. Eine gewisse Heavyness ist auch nicht zu leugnen. ´Someone Else´ steht stellvertretend für das Geschehen auf dem kurzen Album. Auch stark, das straighte Instrumental ´Fill Electric´, das einige schöne Gänsehautmoment parat hält. ´Electric Life´ ist eine gelungene Überraschung einer Band, die hoffentlich nicht als Eintagsfliege abzuhaken ist.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://laproject1.bandcamp.com/album/electric-life
MOHAMED LAMOURI – Mehari
2023 (Almost Musique) – Stil: World Music / Arabien / Raï
Nicht nur für die Nacht-Bar in Berlin Mitte ist das zweite Album des algerischen Raï-Sängers Mohamed Lamouri produziert worden. Denn Mohamed Lamouri hat sich für ´Méhari´ mit Mocke, Charlie O. und Baron Rétif zusammengeschlossen, um endlich in Paris und Marseille den Ruf als „lebende Jukebox von Cheb Hasni“ loszuwerden.
Denn einst begann er in der Metro mit seinem Casio SA-75 Synthesizer arabisch adaptierte Coverversionen aufzuführen. Jetzt erzeugt er mit diversen Instrumenten ein jeweils anderes Klangbild und lässt westliche Einflüsse, Funk, Synthwave oder Reggae zu, ohne seinen klassischen Raï-Sound zu verwässern.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/MohamedLamouriMehari/
TONY LIOTTA – Visions
2023 (Leopard) – Stil: Funk / Fusion
Der Schlagzeuger Tony Liotta betreibt in Dortmund seine internationale Schlagzeug- und Percussion-Akademie. Der gebürtige Italiener hat natürlich bereits auf wahrhaftig unzähligen Veröffentlichungen getrommelt und selbst einige Alben herausgebracht. Sein neuestes nennt sich ´Visions´, das er mit Enrico Santacatterina und Sänger Louis Virie Blanche eingespielt hat.
Auf diesem widmet er sich ohne Vorbehalte der Soul- und R&B-, der Pop- und Funk-Musik der Siebzigerjahre, die er natürlich mit seinem einmaligen und charakteristischen sowie der Periode angemessen mit einem funky Groove unterlegt. Ob Schlagzeuger oder Fliegenfänger, Tony Liottas ´Visions´ sind für alle da.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/drumschool.tonyliotta/
LOGPOD MANGARTOM – After The Rain
2023 (Pulverfuzz Records) – Stil: Rock
Zwischen College Rock und Funky California Rock der Shiny Happy People setzen LOGPOD MANGARTOM mit ihrem zweiten Album nun ein weiteres Ausrufezeichen. Die unaussprechlichen LOGPOD MANGARTOM sind Sänger Jürgen “Joschi” Stamm und Bassist Thomas “Thommes” Kehnen, Schlagzeuger Jens Korte und Gitarrist Simon Becking und fühlen sich einfach irgendwo zwischen Indie Rock und College Rock, manchmal sogar zwischen Blues und Funk wohl.
Die Ostwestfalen haben authentische Musik im Gepäck, den nicht nur Studenten hören sollten. Wenn sie beim nächsten Mal noch einen Hit dabei haben, werden sie auch auf jedem Radio-Sender gespielt werden.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Logpod.Mangartom
MAGICK TOUCH – Cakes & Coffins
2023 (Edge Circle) – Stil: Hard Rock
MAGICK TOUCH kehren mit ihrem vierten Album zurück und haben nichts von ihrem gewohnt majestätischen Hardrock eingebüßt. Anstatt allerdings dem üblichen Okkulten zu huldigen, hat sich das norwegische Power-Trio gegenwartsnahen Themen über Herrschaftswahn, Hungersnot und Blut angenommen, die sie in reiche Bilder über das alte Babylon transferieren.
Demzufolge fällt ´Cakes & Coffins´ natürlich düsterer als seine Vorgänger aus, bewahrt sich aber in Zusammenarbeit mit Produzent Per Borten (SPIDERWARD) die gewohnte Hook-Dichte und tritt geschickter Weise nicht in die Fußstapfen von GHOST, obwohl auch MAGICK TOUCH dem BLUE ÖYSTER CULT huldigen, dabei aber ebenso die zahlreichen Gitarristen von THIN LIZZY sowie selbstverständlich Ritchie Blackmore ausgiebig studiert haben.
(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/magicktouch
IDA NIELSEN – More Sauce, Please!
2023 (Leopard) – Stil: Funk / R&B / Disco
Ida Nielsen tourte erst mit der Popgruppe MICHAEL LEARNS TO ROCK und dann mit ZAP MAMA durch Europa, ehe sie bis zum Tod von Prince die Bassistin der NEW POWER GENERATION war.
Die gerne als „Slap Bass Queen“ betitelte Ida Nielsen liefert mit ´More Sauce, Please!´ ihr sechstes eigenes Studioalbum ab, in dem sich die Songwriterin schwer von ihrer musikalischen Vergangenheit beeindruckt zeigt und mit funkigen Beats und lebhaftem Rap einige Pop-Ohrwürmer kreiert hat.
Mächtig den Bass schwingend spielt sie viele Charaktere des Funk, Soul und R&B aus, versucht sich dabei ebenso an den Keyboards und singt natürlich das mit einigen Gastauftritten angereicherte Programm.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/IdaNielsenfanpage
NILE ON WAX – After Heaven
2023 (Tonzonen Records) – Stil: Psychedelic Avantgarde Rock
NILE ON WAX sind Catherine Graindorg, David Christophe sowie Elie Rabinovitch und sie musizieren als Trio ihren eigenen Soundtrack mit Jazz, Ambient, Post und Psychedelic Rock. Ob allerdings die Hitze im Proberaum für den schmelzenden Wachs verantwortlich ist, verraten auch die sieben neue Lieder ihres vierten und jüngsten Albums nicht.
´After Heaven´ der Belgier schenkt dem Hörer einen ausgiebig melancholischen Soundtrack. Die zwölf Minuten des Openers ´In Heaven´ lassen bereits die Geige von Catherine Graindorg im Bandsound schwelgen, doch die Songs an sich vergessen im Folgenden auch niemals den musikalischen Ausbruch aus aller melancholischen Schwelgerei.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://facebook.com/nileonwax
OBLIVION – Ultimate Anthology-Quest For Power-Rebirth
2023 (Cult Metal Classics) – Stil: Power-/US-Metal
OBLIVION gehörten ja lange zu den unentdeckten Perlen der US-Szene der späten Achtziger. „Cult Metal Classics“ haben jetzt den weisen Schritt getan und legen sozusagen die gesammelten Werke der Band aus Florida auf CD und Vinyl auf. In diesem Fall steht der Fan, aka Nerd, vor dem Problem, CD oder Vinyl? Denn die CD-Variante, hier besprochen, hat einen deutlichen Mehrwert gegenüber dem nerdigen Vinyl. Als Do-CD kommt der Release, sprich auf CD 1 beide Demos der Band und auf CD 2 sechs Live Songs von zwei verschiedenen Shows. Der Sound ist eigentlich ganz ordentlich und kein grottiger Mist wie bei vielen VÖs mit Bonusmaterial. Die Vinyl-Version hält dagegen nur die beiden Demos bereit, wobei sogar der letzte Song des zweiten Demos fehlt. Ein extradickes Booklet rundet den CD-Release ab. Songtexte, Bandfotos, Flyer und das legendäre riesenlange Interview das Laurent Ramadier 2013 fürs „Snakepit „ Mag machte, gibt es hier noch einmal. Musikalisch liefern OBLIVION teils schnellen US-Metal mit markanten Vox, wobei in einigen Songs immer mal wieder eine leichte Prog-Note auftaucht. Klassischer US-Metal wie er Ende der Achtziger Gang und Gäbe war. Must Have für Fans dieser Ära. Schöner Nerd-Release der auf 500 CD limitiert ist.
(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/Oblivion2021
SEVEN IMPALE – Summit
2023 (Karisma Records) – Stil: Jazz/Prog Rock
SEVEN IMPALE haben sich in den vergangenen sieben Jahren seit ´Contrapasso´ um die wichtigen Dinge des Lebens gekümmert. Die Bandmitglieder haben Kinder in die Welt gesetzt und ihren persönlichen Bildungsweg weiter verfolgt. Sänger Stian Økland hat nicht nur sein Studium als Opernsänger abgeschlossen, sondern gleichzeitig eine internationale Karriere begonnen. Doch selbst die Mitgliedschaft von Keyboarder Håkon Mikkelsen Vinje bei ENSLAVED hat den Sound von SEVEN IMPALE nicht verändert.
Das Sextett um Saxofonist Benjamin Mekki Widerøe und Gitarrist Erlend Vottvik Olsen widmet sich weiterhin der Fusion aus Progressive Rock und Jazz und landet im Jahr 2023 mit vielmehr vorgetragenem Sprechgesang in den schwermütigen, alten Landschaften von VAN DER GRAAF GENERATOR und KING CRIMSON oder neueren von JAGA JAZZIST.
(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/sevenimpale
CHRIS STAPLES – Cloud Souvenirs
2023 (Hot Tub Recordings) – Stil: Singer-Songwriter/Folk/Americana
Nach fünf selbstproduzierten Alben brauchte Chris Staples eine neue Perspektive. Florida brachte ihm all seine Erinnerungen aus Jugendtagen in den Sinn, während er gleichzeitig seine Mutter zu Grabe tragen musste.
Mit Produzent Jeremy SH Griffith versucht er sich zum sechsten Mal als Pop-Künstler zu etablieren, dessen Lieder neben detailreichen Erzählungen auch ansprechende Melodien mit sich bringen. Allein spontane Ideen wie ein singendes Effektpedal, trockene Snaredrums, eine zwölfsaitige Gitarre, ein Blechbläserarrangement, etwas Electronica oder wunderbar angestimmte Gesangsharmonien bereichern die Landschaften und die melancholische Stimmung ungemein.
(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/chrisstaplesmusic
SOG – Man Demonic
2023 (Violent Creek Records) – Stil: Thrash Metal
Hinter SOG aus Atlanta, GA, steckt kein geringerer wie ex-RIGOR MORTIS-, HALLOWS EVE-Gitarrist Doyle Bright. Mit ´Man Demonic´ legt er nun sein drittes Album vor, das zur allgemeinen Überraschung wieder beim deutschen Label „Violent Creek Records“ erscheint. ´Man Demonic´ ist ein fieses Stück Thrash Metal das ganz in der Tradition von RIGOR MORTIS steht. Frickelige, schnelle, harte Stücke mit diesem unverwechselbaren Vibe, den damals nur die Texaner hatten. Die Nummern haben echt Schmackes und überzeugen durchweg. Keiner der 13 Tracks fällt ab. Kompromisslos Old schoolig und rasant peitschen die Songs auf einen ein. Doyle ist ebenfalls für den Gesang zuständig, der perfekt zu den rasenden Nummern passt und immer wieder mal Erinnerungen an den verstorbenen RIGOR MORTIS-Sänger Bruce Corbitt (R.I.P. Brother) wach werden läst. Thrash Metal wie Thrash Metal klingen sollte. Nicht überfrachtet aber dennoch abwechslungsreich. Hart und böse, aber nicht ätzend. ´Man Demonic´ liefert das locker und wird somit zu einer echten Überraschung. Wer sich nun fragt, was der Bandname SOG bedeutet, den hat der gute Doyle wohl vom RIGOR MORTIS Album ´Rigor Mortis Vs. The Earth´ geklaut, denn dort findet sich ein Song mit diesem Namen. Absolute Empfehlung für Thrash Metal Manicas!
(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/sogthrash
SUPERNOVA PLASMAJETS – Supernova Plasmajets Special Edition
2023 (Bug Valley Records) – Stil: Hard Rock
Neu aufgelegt haben die Mannheimer SUPERNOVA PLASMAJETS ihr 2017er Debut, das allem Anschein nach ausverkauft ist. Die neuaufgelegte 2023er Version dieses Albums enthält zwei Bonussongs, die eigentlich nicht wirklich zwingend sind. Der zum Millionsten Mal gecoverte Achtziger Pophit ´Maniac´ von MICHAEL SEMBELLO vom ´Flashdance´ Soundtrack. Die Version der Mannheimer Truppe hat allerdings weniger Drive als das Original und wirkt ziemlich lustlos bzw. wenig energisch. Da hat man versucht, viel zu nahe am Original zu agieren. Der zweite Bonustrack ist das in Deutsch gesungene´Geheimnis´, das für meine Begriffe dem absoluten Deutsch-Pop-Rock-Klischee entspricht. Nervig muss ich leider attestieren. Somit muss sich kein Fan der Erstauflage ärgern, dass die Neuauflage mit zwei Bonussongs kommt, denn auf die kann man gerne verzichten. Im Vergleich zum Nachfolger ´Now Or Never´(2021) klingt man auf dem Debüt noch etwas unbedarfter, aber dennoch zielorientiert. Frontfrau Jennifer Crush kann hier auch schon überzeugen, die Kompositionen sind jedoch auf dem Nachfolger markant besser.
(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://supernovaplasmajets.de/
JAY TRAINER BAND – Last Days Of Summer (Single)
2023 (Independent) – Stil: Classic Rock
Eine neue Single von Jay Trainer, dem begabten Sänger, Gitarristen und Songwriter aus Pittsburgh, Pennsylvania, der die guten Rocksongs scheinbar mit leichter Hand nur so aus dem Ärmel schüttelt und dabei gesanglich und instrumental sehr eigenständig und originell klingt.
´Last Days Of Summer´ versprüht tatsächlich die Wärme und Nostalgie der letzten Sommertage, auch wenn der Dauersommer bei uns erst begonnen hat. Ja, der Song erinnert thematisch an ´Summer’s Almost Gone´ von THE DOORS. Aber wo Jim Morrison abgründige Hoffnungslosigkeit und Depression verbreitete, klingt das bei Jay Trainer, bei aller süßen Melancholie, lebensbejahend und warm. Aber dahinter sieht man (nicht nur im Video) die menschlichen und gesellschaftlichen Abgründe. Musikalisch erinnert der neue Song ein wenig an CREAM oder einmal mehr nach Jimi Hendrix. Aber immer 100 % nach Jay Trainer.
(8,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – Leider nur digital erhältlich: https://jaytrainer.bandcamp.com/track/last-days-of-summer – https://www.facebook.com/jaytrainerband/
LUCINDA WILLIAMS – Stories From A Rock`n`Roll Heart
2023 (All Eyes Media) – Stil: Roots-/Country-/Alternative Rock
Für das Rolling Stone Magazin gehört die inzwischen 70-jährige LUCINDA WILLIAMS zu den 100 größten Songwritern aller Zeiten. Wenn das mal kein Ritterschlag darstellt! So lässt sich die Grande Dame auf ihrem 16. Studioalbum auch nicht ausbremsen und liefert einmal mehr ganz großes Roots Rock Entertainment. Eventuell hat ja mal einer ihren musikalisch größten Erfolg gehört: ´Still I Long For Your Kiss´, aus dem Robert Redford Film „Der Pferdeflüsterer“ – denn dieser Song ist sozusagen ihr Benchmark. Ihre Stimme ist weiter gereift, bildet ausdrucksstark das Rückgrat ihrer Songs, die zwischen hoch emotional und feinaustariert „rocken“. Ihr Gefühl für intensive Melodien und spannungsstarke Kompositionen sind weiterhin beeindruckend. Vereinzelt kann man sie in die Nähe von PATTI SMITH rücken, nur dass LUCINDA WILLIAMS im neuen Jahrtausend die besseren Songs schreibt. Schönes Album, das einen aus dem Dauerstress und der Hetze herauslöst und einen dazu bringt, sich bewusst auszuklinken. Anspieltips: ´Hum`s Liquor´, ´New York Comeback´, ´Rock`n`Roll Heart´, ´When The Song Find Me´!
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/LucindaWilliams
Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team
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