KULT KOMPASS Mai 2023 – 1/2
Hello hallo,
der Mai lässt endlich die Sonne kräftig durchkommen, Bratwürste wie bei einer wundersamen Vermehrung auf die Roste fallen und schubst auch den einen oder anderen tollen Longplayer in und auf die Geräte.
Schöner geht immer, aber viel Luft bleibt nicht. Lasst Euch also überraschen, welche Gruppen und Musiker wir Euch in den Kurzreviews näher bringen möchten!
Peace!
Q u i c k – R e v i e w s
AN EAGLE IN YOUR MIND – Intersection
2023 (Green Piste Records) – Stil: Blues / Psychedelia / Folk
AN EAGLE IN YOUR MIND aus Frankreich führen ihre Zuhörer auch auf ihrem neuesten Album in eine unerforschte Welt der Folklore.
Das nomadische Duo Raoul Canivet und Sophia Achhibat sammelt seit 2016 interessante Instrumente als auch außergewöhnliche Klänge. Auf der Bühne reproduzieren sie diese Klänge mit einer Sample-Maschine, haben aber auch Guembri, berberische Perkussions und ein indisches Harmonium dabei. Meist spielt Sophia Achhibat das Harmonium und singt mit ihrer wundervollen Stimme, während Raoul Canivet die Sample-Maschine bedient und zumindest die Gitarre griffbereit hat.
Auch auf ihrem dritten Album vereinen AN EAGLE IN YOUR MIND all diese Elemente. Die 2023er ´Intersection´ beinhaltet den Klang der Gitarre und des indischen Harmoniums, Percussions und Drones zu dieser betörenden Stimme. An dieser Straßenkreuzung scheinen sich tatsächlich der schwarze Teufel und der liebe Gott die Hand geschüttelt haben.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/aneagleinyourmind.music/
APEWARDS – Akrasia
2023 (Independent) – Stil: Heavy Blues / Stoner
APEWARDS sind weitaus mehr als eine traditionelle Blues-Rock-Band. Der Blues kommt heavy aus den Boxen und natürlich spielen sie zeitgemäß in den Gefilden des Stoner Rock auf. Um diesem Live-Feeling im Studio gerecht zu werden, haben sie ´Akrasia´ vollständig analog aufgenommen und gemischt. Ganz wie die alten Helden, tönen APEWARDS, auch dank des Produzenten Matt Korr, echt und authentisch aus den Boxen.
Das Trio aus Marburg weiß nach zwei Studioalben, fünf EPs und einem Livealbum schließlich was es will. Auch ihr neuestes Album besitzt dem Konzept nach eine Sehnsucht nach Hoffnung für die Menschheit. Somit legen alle, die seit den Alternative Rock-Tagen der Neunzigerjahre ihre Hoffnung nach Stoner und Heavy Rock nicht begraben haben, APEWARDS auf den Plattenteller.
(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Apewards/
JAKOB BÄNSCH – Opening
2023 (Jazzline) – Stil: Jazz
Der Trompeter Jakob Bänsch ist seit drei Jahren Mitglied des Bundesjazzorchesters sowie des Gutenberg Jazz Collective, studierte an der HMDK Stuttgart und an der HfMT Köln. Durch die Elbphilharmonie Jazz-Academy konnte er sein Spiel bereits im großen Saal der Elbphilharmonie präsentieren. Jakob Bänsch hat obendrein mit Melissa Aldana und Theo Croker zusammengearbeitet und im Jahre 2022 sein eigenes Quartett gegründet.
In diesen Tagen legt er sein lang erwartetes Debütalbum vor. ´Opening´ zeigt den Jungtrompeter mit seiner Technik, Intonation und Kompositionsvielfalt. Herausragende Höhepunkt sind ´Under Stars´ mit Pauline Buss an der Viola und Sofía Martín Rodríguez am Cello sowie ´Yearning´, ebenfalls mit Cello und Viola, aber obendrein mit Alma Naidu am Gesang. Die aktuelle Tournee ist ein echtes Ereignis.
(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100089973863028
MARION BROWN QUARTET – Mary Ann (Live In Bremen 1969)
2023 (MiG Music) – Stil: Jazz
Marion Brown war einer der großen US-amerikanischen Jazz-Altsaxophonisten und eine der wichtigsten Stimmen in der Avantgarde Jazz-Szene. In den Sechzigerjahren spielte er nicht nur auf John Coltranes Meisterwerk ´Ascension´ und Archie Shepps ´Fire Music´, sondern kreierte auch als Leader mit seinen Solo-Werken ´Marion Brown Quartet´ (1966), ´Juba-Lee´ (1967) oder ´Porto Novo´ (1967) einige Klassiker. Im Jahr der Veröffentlichung von ´Le Temps Fou´ kam der aus Atlanta stammende New Yorker mit Ed Kroeger (Posaune), Sigi Busch (Bass) und Steve McCall (Drums) nach Deutschland. Das MARION BROWN QUARTET spielte am 24. April 1969 im “Lila Eule Club” in Bremen. Aus ´Marion Brown Quartet´ spielten sie ´Exhibition´, aus ´Gesprächsfetzen´ den Titelsong, aber auch seine ´Ode To Coltrane´. Alles Live-Versionen, die die Zehn-Minuten-Marke beinahe zweimal knacken. Dass sich Marion Brown und sein Quartett in eben jenen Tagen in ihrer Hochphase befanden, könnte ´Mary Ann (Live In Bremen 1969)´ nicht besser belegen.
(Michael Haifl)
BUCHWALD – Escape From What Life Is
2023 (Sireena Records) – Stil: Dark Rock/Wave
Für Liebhaber des Post Punk und Dark Wave waren REMAIN IN SILENCE mit Andreas Buchwald und Andreas Gimpel über Jahrzehnte ein Garant für glitzernde Düstermusik.
Jetzt kehrt Andreas Buchwald in das Tagesgeschehen zurück. Der Gitarrist veröffentlicht sein erstes Soloalbum ´Escape From What Life Is´ und führt den Hörer in neun Kompositionen in die dunkle Welt zwischen dem Hier und dem Jenseits, vielleicht auch nur zwischen dem Jetzt und dem morgigen, schon wieder lachenden Tag.
Hier stehen sich Vergangenheit und Zukunft gegenüber. Verlust und Hoffnung werden in einem “Cinematic Post-Wave” dargeboten, mit Elektronik und New Wave, mit Tribal-Rhythmen und Ethno-Klängen, mit Banjo im Industrial Groove sowie sinfonisch und cineastisch. ´Escape From What Life Is´ gibt das Leben und die Erfahrungen von Andreas Buchwald herrlich dämmrig wieder.
(Michael Haifl)
HOWLIN’ SUN – Maxime
2023 (Apollon Records) – Stil: Southern/Blues Rock
Endlich lassen HOWLIN’ SUN einen Nachfolger auf ihr selbstbetiteltes Debütalbum folgen.
Aufgenommen in einer alten Sardinenverpackungsanlage am Meer in Bergen, mit Produzent Robert Jønnnum, darf sich der Hörer abermals in einem Album suhlen, das von Southern Rock bis Americana schwere und düstere Songs bereithält.
Folglich müssen Anhänger des Classic Rock, des Blues Rock, des Southern Rock und sogar Garage Rock nur noch die Entscheidung zwischen einem Silberling oder schwarzem Vinyl und limitiertem transparentem orangefarbenem Vinyl treffen.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/howlinsun
INFERNAL MÄJESTY – None Shall Live (in Rotterdam)
2023 (Nomad Snakepit Productions) – Stil: Death Thrash Metal
Der Kult-Status der kanadischen INFERNAL MÄJESTY begründet sich eigentlich nur auf ihr 1987 veröffentlichtes Debut ´None Shall Defy´ und selbst das kann man rückblickend nicht gerade als großen Wurf bezeichnen. Nun veröffentlichen die Kanadier ein Live Album, das über ein Vierteljahrhundert alt ist.
INFERNAL MÄJESTY waren damals, 1997, mit VADER, VITAL REMAINS und MALEVOLENT CREATION unterwegs, um, Achtung, ihr Debüt live zu präsentieren. Der Sechs-Song-Auftritt wurde damals aufgezeichnet und nun, 2023 veröffentlicht. Die Vinyl-Variante wird übrigens nur eine 200er Auflage haben. Soundlich ist das, auf einer Skala von eins (sehr gut) bis sechs (megamies) eine drei Minus! Mehr ist aus meiner Sicht nicht drin. Als Zeitzeugnis sicher verantwortbar und für Die-Hard Fans sicher ebenfalls akzeptabel, ist es für den Durchschnittsfan nicht zwingend. Die Kanadier schrubben sich ordentlich durch ihre sechs Songs, aber so richtig will der Funke nicht überspringen. Und, der Drumsound klingt einfach mies. Publikum hört man soweit keines zwischen den Songs und den Ansagen. Kurzum, für die angesprochene Die-Hard-Zielgruppe sicher ein Kauf wert, aber ansonsten bäh. Setlist: ´None Shall Defy´, ´Anthology Of Death´, ´Overlorde´, ´Unholier Than Thou´, ´S.O.S.´ sowie ´Night Of The Living Dead´.
(6 Punkte) – https://infernalmajesty.bandcamp.com/
KANAAN – Downpour
2023 (Jansen Records) – Stil: Psych / Stoner
KANAAN machen genau dort weiter, wo sie mit ihre letzten Album ´Earthbound´ aufgehört haben, nämlich bei einer progressiven und ausufernden Reise.
Die norwegische Instrumental-Band tritt durchgehend auf ihre Fuzz-Pedale und lebt sich im Stoner-Psych-Prog aus. Sie loten die Grenzen ihrer Röhren und Verstärker vollständig aus, gehen Experimente ein, und haben mit Songs wie ´Amazon´, ´Orbit´ und ´Solaris Pt. 2´ echte Überschallflieger aufgenommen, die sich Liebhaber von instrumentalem Stoner/Psych nicht entgehen lassen dürfen.
(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/kanaanband
LEAGUS – Flora Eallin
2023 (Is it Jazz? Records) – Stil: Experimental
LEAGUS stammen aus Sápmi, Norwegen, und veröffentlichen mit ´Flora Eallin´ ihr drittes Studioalbum. Das Duo besteht aus dem Pianisten Herborg Rundberg und dem Gitarristen Kristian Svalestad Olstad, die 2021 vom Nordnorwegischen Jazzensemble die Auftragsarbeit erhielten, ein Werk für ein zehnköpfiges Orchester zu komponieren.
Das Ergebnis heißt ´Flora Eallin´ und besteht auf dem jetzt veröffentlichten Studioalbum aus zwölf Teilen, die den Weg aus zeitgenössischer und experimenteller Musik suchen, um mit Rock-Improvisationen zu minimalistischen, freien und offenen Strukturen zu gelangen.
(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/leagusleagus
LES YEUX D´LA TETE – Paris Berlin
2023 (Fais & Ris) – Stil: Sinti-Swing / Balkanbeats / Chanson / Live
2008 fanden der französische Rock-Musiker Guillaume Jousselin und der Balkan-Musiker Benoît Savard zusammen und gründeten LES YEUX D´LA TETE. Seither haben sie über 800 Konzerte gespielt, erhielten seit ihren ersten Alben ´Danser Sur Le Toits´ und ´Madones´ euphorische Rückmeldungen und wuchsen europaweit zu mehr als einem Geheimtipp heran. Besucher des “Folklore-Festival”, “Burg-Herzberg-Festival” oder “Afrika Karibik Fest” waren Zeuge ihrer außergewöhnlichen Live-Auftritte.
Im Anschluss an ihr 2021er Werk nutzten sie die Tournee, um endlich ein Live-Album aufzunehmen. Der Titel drückt dabei die Verbundenheit zwischen Frankreich und Deutschland, ihren Hauptstädten Paris und Berlin aus. Da LES YEUX D´LA TETE mittlerweile auch in Deutschland munter an ihrer Erfolgsgeschichte schreiben, nahmen sie am 14. Juli 2023 beim Open-Air-Festival “KulturArena” in Jena ihr energiegeladenes und äußerst lebendiges Live-Album auf. Was für ein Spaß!
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/lesyeuxdlatete
DRISS EL MALOUMI – Aswat
2023 (Contre Jour) – Stil: World / Jazz / Oud
Seit 2008 spielt Driss El Maloumi mit Kora-Spieler Ballake Sissoko und Valiha-Spieler Rajery in der revolutionären, ohne Percussions auskommenden afrikanischen Musikgruppe 3MA. Neben gemeinsamen, zahlreichen Projekten komponiert Driss El Maloumi auch Film- und Themen-Musik und spielt natürlich eigene Alben ein.
Unlängst war es wieder soweit, der marokkanische Musiker, der als “Magier der Oud” bezeichnet wird, nahm ein Solo-Album auf. Gleichwohl nicht ganz alleine, denn ´Aswat´ ist im Quartett eingespielt worden.
Das Album stellt die Lieder wie eine musikalische Reise, ein musikalisches Abenteuer dar, indem der melodische Gesang von Driss El Maloumi und Karima El Maloumi, die wunderbaren Klänge der Oud durch Driss El Maloumi sowie die rhythmischen Percussions, Daf, Darbouka, Oudou und Cajon durch Lahoucine Baqir und Said El Maloumi heimatliche Klänge als auch fremde Traditionen miteinbezieht.
(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DrissElMaloumi
P. J. PROBY – Presley Style – Lost Elvis Songwriter Demos 1961-1963
2023 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll
Unter den Songwritern, die dereinst dem King of Rock’n’Roll die Lieder zur Verfügung stellen durften, brandete ein echter Wettbewerb auf. Elvis’ Management bestand sogar darauf, dass alle Songs, professionell aufgenommen, auf eigene Kosten natürlich, vorgelegt wurden. Die Songwriter Ben Weisman und Ruth Batchelor nutzten dafür auch einen Sänger, der Elvis sehr nahe kam. Sie wählten gerne P. J. Proby, dessen Stimme perfekt dafür war.
Die vorliegende Kompilation enthält aus den Jahren 1961 bis 1963 21 bislang unveröffentlichte Demo-Aufnahmen für Elvis, angedacht für Film-Soundtracks und Alben. Alle von P. J. Proby gesungenen Lieder waren mit Band oder Orchester aufgenommen worden und wurden aktuell von den Originalquellen sorgfältig restauriert und gemastert.
P. J. Proby ließ sich einige Jahre später in Großbritannien nieder und hatte sogar einige Hits, so dass ´Presley Style – Lost Elvis Songwriter Demos 1961-1963´ für seine Anhängerschaft als auch für Elvis-Fans von großem Interesse ist.
(Michael Haifl)
JACQUES SCHWARZ-BART – The Harlem Suite
2023 (Ropeadope Records) – Stil: Jazz / Bebop
Jacques Schwarz-Bart, geboren in Guadeloupe und ein Student der “Berklee School of Music”, wurde mit seinem Gwoka-Projekt und seinem JACQUES SCHWARZ-BART QUARTET bekannt. Der Franzose schenkte zudem dem Jazz in den vergangenen Jahren einige Neuerungen, indem er diesen mit karibischen und spirituellen Elementen bereicherte.
Mit ´The Harlem Suite´ veröffentlicht der Saxofonist sein elftes Werk. Der klassische New Yorker Jazz wird dabei von einem afrokaribischen Geist erfüllt. Melodische Polyrhythmen prallen auf funkigen Jazz. Die zehn Lieder strahlen in einem schillernden Sound, der seinen spirituellen Geist und seine afrikanische Tradition bewahrt, und werden durch die Teilnahme von Terri Lyne Carrington, Marcus Gilmore, Sullivan Fortner, Victor Gould, Matt Penman, Reggie Washington, Arnaud Dolmen, Gregory Privat, Stephanie McKay, Malika Tirolien und Ivanna Cuesta ungemein bereichert.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/brotherjacques
SETTLER – Settler (EP)
2023 (Independent) – Stil: Metal / Thrash Metal
Aus Limerick. Irland, kommen die fünf Jungmetaller (die gar nicht so jung auf den Bildern aussehen), die hier mit drei Songs ihre Interpretation von zeitgenössischem Metal vorstellen. Und die fünf haben die richtigen Vorbilder. Es klingt nach 80er NWoBHM, aber auch nach härteren Bands, ohne gleich im Thrash Metal verhaftet zu sein. Kein Easy-Listening Metal, sondern mit Breaks und Stilwechseln ausgestattet. Sänger Paul ist irgendwo zwischen klassischem Shouter und New Metal-Gesang. ´Smarm Offensive´ ist ein kluger Opener, der mit sauberen Metal-Riffs beginnt und bei dem Paul mit sirenenhaftem Powergesang überzeugen kann. Irgendwo zwischen ARMORED SAINT und Härterem. Die Gitarren wechseln zwischen Riffs, doppelten Melodien und prägnanten Soli. ´Captor Logic´ ist auch verschachtelt und etwas chaotischer, integriert härtere Thrash-Riffs in einen verschleppten Rhythmus. Erinnert mich sogar irgendwie an die Deutsch-Legende DEPRESSIVE AGE. Warum auch immer. ´Death By Miss Adventure´ heißt der dritte Song, der auch zwischen harten Riffs mit leichtem Früh-METALLICA-Touch, melodischen Gitarreneinlagen und dem aufgeregten Gesang von Paul pendelt, der sicher die eine oder den anderen etwas nervlich belastet. Ein interessanter Aufschlag, auch ohne den keltischen Bonus, der bei mir schnell verfügbar ist.
(7,5 ausbaufähige Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/SettlerMetal/
RICKY SHAYNE – One Of The Mods – The Complete Recordings from 1966-67 plus …
2023 (Bear Family) – Stil: Beat
George Albert Tabett wurde in Kairo geboren, zog mit seiner Mutter nach Frankreich und eroberte unter dem Namen Ricky Shayne von Italien aus die Musikwelt.
Die vorliegende Kompilation ´One Of The Mods – The Complete Recordings from 1966-67 plus …´ ist eine Werkschau aus den Jahren 1966 bis 1968. Sie enthält alle Aufnahmen für “RCA Italiana” und das Sub-Label “Arc”, aber auch weitere aus 1968 sowie als Bonus die legendären deutschen Versionen ´Ich sprenge alle Ketten´ oder ´Buoena Notte, Maria´.
30 Lieder auf über 75 Minuten, beinharter Rock ‘n‘ Roll und beinharter Beat, das waren RICKY SHAYNE und RICKY SHAYNE AND THE SKYLARKS!
(Michael Haifl)
ARJEN LUCASSEN’S SUPERSONIC REVOLUTION – Golden Age Of Music
2023 (Music Theories Recordings) – Stil: 70’s Hardrock
Mr. AYREON widmet sich mal wieder einer Art Band Projekt, bei der sich ausnahmsweise nicht die verschiedensten Musiker, insbesondere Sänger, die Klinke in die Hand geben, sondern das aus einem konkreten Line-Up besteht. Er selbst übernimmt den Bass. Gehuldigt wird der goldenen Ära des Rock, den legendären 70ern. Exakt wie eine Mischung aus DEEP PURPLE und URIAH HEEP klingt das ganze (Anteil 75 zu 25 und minimal proggiger vielleicht). Auch jene, die auf eine neue ASTRAL DOORS warten, bekommen Schluckauf. Und die Gesangslinien und Färbungen von Jaycee Cuijpers (seit 2014 bei PRAYING MANTIS) klingen hier anders, tatsächlich immer wieder mal wie bei den überragenden MOAHNI MOAHNA, so dass man fast die ´Queen Shamar´ statt dem ´Starman´ hinter der nächsten Ecke vermutet.
Wie man nicht anders erwarten kann, ist musikalisch wie soundtechnisch alles Top Notch. Erwartet nur keinen wirklichen Überschall (Up-Tempo durchaus voranden), sondern eine supersonnige Revolution mit viel Hamm & Ondions auf dem bunt belegten Sandwich. Die von URIAH HEEP im Januar selbst gelegte Messlatte wird nur knapp verfehlt. Als Bonus gibt’s noch Covers von T-REX, ZZ TOP, EARTH WIND & FIRE sowie ROGER GLOVER.
(8 Punkte – Markus gps) – https://www.facebook.com/ArjenLucassenOfficial
TYGERS OF PAN TANG – Bloodlines
2023 (Mighty Music/Target) – Stil: NWoBHM/Hard Rock
Dass die britischen TYGERS OF PAN TANG zu den größten Stützen des NWoBHM gehörten und diesen Status auch heute noch ehrenvoll vertreten, muss man nicht diskutieren. Gitarrist Robb Weir hat eine schlagkräftige Truppe am Start, die seit Jahren qualitativ hochwertige Alben liefert.
Auch wenn ´Ambush´ (2012) und ´Tygers Of Pan Tang´ (2016) für einige deutlich zu melodisch ausgefallen sind und man sich erst mit dem 2019er Album ´Ritual´ wieder davon leicht gelöst hatte, geht man den Schritt zu mehr „Heavyness“ weiter. ´Bloodlines´ klingt ausgesprochen spritzig und zackig. Härtere Riffs und generell mehr Druck ist hier das Credo. Und so hauen Nummern wie ´Edge Of The World´, ´Fire On The Horizon´ oder ´A New Heartbeat´ gepflegt rein. Nicht um die anderen sieben Songs schlechter zu stellen, aber auf diesem Album gibt es keinen wirklichen Hänger. Auch die Mid-Tempo Rocker sind äußerst gefällig. Der Gesang von Jack Meille ist ein echter Ohrenschmaus, der die Doppelgitarren-Attacke des Duos Weir/Marras perfekt abrundet. Die breiten Refrains und Chöre runden die Songs großartig ab. Auch wenn man hier und da weniger fetzig zur Sache geht wie bei ´Kiss The Sky´, hat man das Gefühl hier sitzt und passt alles. Melodien und fein austarierte Heavyness gehen hier Hand in Hand und machen ´Bloodlines´ erneut zu einem echten Pflichtalbum aus dem Hause der Briten. Thank you for the awesome music!
(megafette 8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.tygersofpantang.com/official/
TYMO – The Art Of A Maniac
2022/2023 (Empire Records) – Stil: Thrash Metal
Der kanadische Vierer aus Edmonton, Kanada, legt mit ´The Art Of A Maniac´ seinen dritten Longplayer vor. Ursprünglich als Eigenrelease schon Anfang 2022 veröffentlicht, hat das kleine, aber feine belgische Label „Empire Records“ jetzt das rasiermesserscharfe Thrash Metal-Teil endlich auf Vinyl veröffentlicht.
TYMO stehen für peitschenden, äußerst schnellen Thrash Metal, der weniger auf Abwechslung setzt, aber dafür auf ein konstantes Trommelfeuer old schooligen Thrash Metal mit äztend-bissigem Gesang. Die neun Songs unterscheiden sich nur wenig, wie erwähnt, aber die Rasanz und Wucht ist schon äußerst beeindruckend. Was in den Achtzigern eventuell BLOODLUST mit ihrem wenig anspruchsvollen Speed/Thrash Metal-Mix waren, liefern die Kanadier 2023 und gefallen dennoch. Keine überflüssigen Soli, keine massigen Tempowechsel – nein – schlicht Vollgas gegen die Stirn. Schwer eine Nummer hervorzuheben, aber der Titeltrack sowie ´Mars Attacks´ und ´Alcoholocaust´ hallen bei mir am meisten nach. Kurzum, Vollgas-Bedienung der Kanadier für den Abschädelfan. 32 Minuten wertvoller Thrash Metal.
(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://tymoband.bandcamp.com
V/A AUGIE MEYERS – On The Honky Tonk Highway With Augie Meyers & The Texas Re-Cord Co.
2023 (Bear Family) – Stil: Country
Augie Meyers brachte etwa 30 Singles und sieben Alben unter das Volk, aus denen hier 26 Titel vertreten sind.
Augie Meyers’ Western Head Band aus der Nähe von San Antonio schenkte der Country Music, dem Blues und Redneck Rock eine extra Portion Tex-Mex und Western-Swing-Polka.
Von ihm am Gesang hören wir zwölf Lieder zwischen Country, Texas Honky Tonk, Western Swing und Polka, weitere drei von einer weiteren texanischen Legende, Doug Sahm, sowie drei Songs von Sängerin Carol Meyer sowie Künstler wie El Molino mit Sänger Joe Carrasco, Domingo Saldivar, Al Stricklin, Publio Casillas und Sänger Denny Ezba. Die enthaltene erste Single der Buckboard Boogie Boys ist auch die seltenste.
(Michael Haifl)
V/A – Destination Freeway – 33 Cruisin’ Deuces for your Summer Spectacular
2023 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll
Solange über den Kreisel fahren bis zumindest das Lied fertig ist und das Auto abgestellt werden kann – dieses glückselige Gefühl, das besonders US-Amerikaner mit ihren dicken Schlitten und sieben Liter Hubraum kannten, lässt sich mit 33 Aufnahmen aus den Jahren 1950 bis 1963 zum Thema Auto prima ausleben.
Die vorliegende Kompilation beinhaltet einen Sound von Rockabilly, Rock’n’Roll, Doo-Wop und Rhythm & Blues. Es gibt einige populäre Künstler mit rarem Material zu hören, etwa Gene Vincent, und einige unbekanntere Rockabillies mit noch selteneren Singles. Zu hören sind auch Al Brown & His Tunetoppers, Clarence Garlow, Chuck Willis sowie Howlin’ Wolf.
Wenn das kein Grund ist, wieder einmal reichlich Benzin durch die Motoren zu blasen.
(Michael Haifl)
VALKYRIE – The Demos Vol. 1
2023 (Cult Metal Classics) – Stil: US Metal
Die Truppe aus New Jersey kam ja über einen Insider Status bis heute nicht heraus. Selbst der starke CD-Release aus dem Hause “Cult Metal Classics“ von 2018, ´Complete Works 1985-1990´, änderte nichts an der Situation.
Das Label hat sich nun entschlossen, im Rahmen der „Black Series“ einen Teil der CD-Songs auf Vinyl, limitiert auf 150 Platten, zu veröffentlichen. Für Vinyl-Nerds löblich, für alle anderen, haltet euch an die CD-Version. VALKYRIE lieferten bekanntlich klassischen US Metal zwischen Speed- und Power Metal-Einflüssen ab. Musikalisch fühlt man sich wohl zwischen CITIES, HADES und frühen OVERKILL. Also das ideale Futter für US Metal-Nerds! Der beigefügte Einleger hält die Texte und eine lange Bio, geschrieben von Bassist/Sänger Kevin Bolembach (später bei NON-FICTION aufgetaucht) im Jahre 2017. Sollte die gleiche wie bei der CD-Variante sein. Eine „Nice-To-Have“ LP für Nerds, und alle anderen, bitte schaut, ob ihr noch irgendwo eine CD Version bekommt! Lohnt sich.
(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.sonicagerecords.com/_shop/index.php?route=product/product&product_id=72316
VIOLENT SIN – Serpent`s Call
2023 (Dying Victim) – Stil: Speed Metal
Die belgischen Speed Metaller VIOLENT SIN sind nach einem markanten Line-up Change bei “Dying Victim” untergekommen und präsentieren ihren ersten Longplayer. Nach einem vielversprechenden 6-Song Demo auf Vinyl liegen auf ´Serpent`s Call´ elf Stücke vor, die der neue Sänger veredeln muss. Tendenziell hat sich am Stil der Belgier nichts geändert. Stur nach vorne preschender Speed Metal mit sirenartigem Gesang zwischen AGENT STEEL/HALLOWS EVE und frühen LIVING DEATH. Letztere Truppe ist auch generell ein nicht auszublendender Einfluss. Desweiteren finden sich noch Einflüsse von ABATTOIR und ein bisschen HIRAX. Ihre Landsleute EVIL INVADERS kann man hier und da ebenfalls heraushören. Die Songs unterscheiden sich nur geringfügig und so liefert man letztendlich ein 37-minütiges Speed Metal-Inferno mit hohem Old School Charakter. Eigentlich ganz cool, aber nach ein paar Durchgängen macht einem die Gleichförmigkeit der Stücke dann doch zu schaffen und man hört sich recht schnell satt. Speedfreak, erneut your turn.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/ViolentSinBelgium/
Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team
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