GERALD CLAYTON – Bells On Sand
~ 2022 (Blue Note Records) – Stil: Modern Piano/Jazz ~
Der US-amerikanische Jazzpianist und Komponist Gerald Clayton legt mit ´Bells On Sand´ sein zweites Werk für das legendäre Jazz-Label “Blue Note” vor. Doch der sechsfach für einen GRAMMY nominierte Künstler hat mit seiner Musik eine ganz eigene Ausdrucksweise entdeckt.
In den vergangenen Jahren der Pression suchte er nach seinem Innersten, nach seiner körperlichen Mitte. Er lernte die Natur zu lieben und zu beobachten, spürte ihre Wandlung auch in einer Veränderung seiner Lieder, den Elementen der Natur, Sonne und Mond, Wasser und Wind, folgend.
Daher repräsentieren die Kugeln auf dem Coverartwork schwingende Glocken, die unsere Lieder des Lebens besingen. Der Sand stellt unsere Mutter Natur dar, die sich aufgrund unserer Bewegungen im Sand, aber auch durch Wind und Wetter verändert.
Gerald Clayton, Sohn des Bassisten John Clayton und Neffe des Altsaxofonisten Jeff Clayton, produzierte ´Bells On Sand´ bei “Sam First” in Los Angeles und in den “Santa Barbara Sound Design”-Studios in Santa Barbara.
In zehn Kompositionen geht der Pianist seinen eigenen Weg, mit Koryphäen aus der Vergangenheit und der Gegenwart in die Zukunft, gemeinsam mit seinem Vater John Clayton (COUNT BASIE ORCHESTRA) am Bass, seinem Mentor Charles Lloyd (THE CHARLES LLOYD QUARTET) am Saxofon, Justin Brown am Schlagzeug und der Komponistin Maro am Mikrofon.
Gedankenverloren wandern Gerald Claytons Pianotasten in ´Water’s Edge´ am Rande der Klippen durch die Musiklandschaft. Sägende Saiten von John Claytons Bass und die ferner hinzutretenden Percussions von Justin Brown fügen eine tosende Umgebung aus Wind und Wasser hinzu. Das kurze ´Elegia´ strahlt hierauf ebenso echte Sonnenwärme aus wie das sich anschließende ´Damunt De Tu Només Les Flors´, beides im Original Kompositionen des katalanischen Komponisten Federico Mompou. Letztere besingt die 24-jährige portugiesische Multiinstrumentalistin Maro in aller Zärtlichkeit.
Sodann ertönt der erste Abschnitt von ´My Ideal´, einem klassischen Standard für sanftes Pianospiel. Die letzten beiden Lieder der A-Seite werden schließlich von dem Duo Gerald Clayton und Schlagzeuger Justin Brown vorgetragen. Das perlende ´That Roy´ erblickt als Hommage des 2018 verstorbenen Jazz- und Funk-Trompeters Roy Hargrove den Horizont, während ´Rip´, den Sand leicht aufwirbelnd, an den Jazz-Fusion-Sound der Siebzigerjahre anknüpft.
Ihr gesamtes Einfühlvermögen schenkt nochmals Maro mit ihrem Gesang der federleicht im Wind wehenden Komposition ´Just A Dream´, ehe der zweite Abschnitt von ´My Ideal´ das feinfühlige Klavierspiel in den Mittelpunkt rückt. Für ´Peace Invocation´ gibt sich zwischen Klavier und Mutter Erde sogar der 85-jährige Charles Lloyd persönlich am Saxofon die Ehre. Doch das Finale bestreitet Gerald Clayton alleine am Piano und interpretiert dabei den Song ´There Is Music Where You’re Going My Friends´ seines 2020 verstorbenen Onkels, des Altsaxofonisten Jeff Clayton. Gedankenversunken.
´Bells On Sand´ ist aufregend unaufgeregt und zeitlos.
(8,5 Punkte)
Und aktuell für himmelblaue 13 Euro auf Vinyl zu erstehen.
