HEAVENS EDGE – Get It Right
~ 2023 (Frontiers) – Stil: Hardrock ~
All jenen, die das selbstbetitelte Debüt aus 1990 nicht mit einem Ehrenplatz huldigen, sei gesagt, dass sie den Glam Metal nie geliebt haben. Die Band um den Sensationsgitarristen Reggie Wu kam etwas zu spät für große Erfolge. Qualitativ ist es aber historisch gesehen eines der absoluten Referenzwerke des Genres, sowohl in der Kategorie „Straighte Rocker“ wie auch bei melodischen Überfliegern, bei denen quasi LILLIAN AXE Niveau erreicht wurde.
Ausgezeichnet waren auch die energetischen Live-Performances. Ende 1998 kam über “MTM” noch das heraus, was das zweite Album hätte werden sollen, doch der nächste Meilenstein war erst die 2013er Live-Reunion im Original Line-Up auf dem “Firefest” in Nottingham. Mittlerweile ist Bassist George G.G. Guidott leider verstorben und wurde durch Jaron Gulino (TANTRIC, MACH 22) ersetzt.
Aber die Legende hat es nun tatsächlich gewagt, neues Material auf Silberling (im August soll noch eine LP-Version folgen) zu verewigen. Nach der langen Zeit fällt der Stil doch erheblich anders aus als 1990, leider fast schon etwas zu altersmilde. Die Stimme von Mark Evans bewegt sich nach all den Jahren nun auch im gemäßigten melodischen Bereich, lässt Aggressivität und übermäßige Höhen aus. Nicht zuletzt wohl auch der Grund, warum man bereits bei besagtem “Firefest”-Auftritt auf den Übersong ´Bad Reputation´ verzichtete? Dafür wird eine relativ große Bandbreite abgedeckt und es kommen einem bei verschiedenen Songs Parallelen zu bspw. XYZ (´Had Enough´), CINDERELLA (´Nothing Left But Goodbye´), HAREM SCAREM (´What Could´ve Been´) oder gar MOTÖRHEAD (´9 Lives´) in den Sinn und weniger zur eigenen Vergangenheit.
Das ist nicht schlimm, klingt am Ende alles gut und das Songwriting ist auch durchaus sehr ansprechend. Ein richtig großer Mega-Hit gelingt allerdings allein mit ´Beautiful Disguise´. Damit machen HEAVENS EDGE zwar vieles richtig, tanzen aber musikalisch nicht mehr an der Kante zur außerweltlichen Superlative. Freuen wir uns trotzdem, dass sie wieder da sind und vor allem, dass sie auch Co-Headliner beim “Summer Indoors” in Hamburg Anfang September sein werden.
(7 Punkte)