DAVE LOMBARDO – Rites Of Percussion
~ 2023 (Ipecac) – Stil: World Music/Jazz/Funk/Experimental ~
Ein Schlagzeug-Soloalbum sieht man nicht alle Tage, vor allem nicht von einem der renommiertesten Metal-Percussionisten. Aber so berüchtigt Dave Lombardo auch dafür ist, auf Kits für Bands wie SLAYER, SUICIDAL TENDENCIES oder TESTAMENT zu wüten, kennt er sich dennoch mit unzähligen Stilen aus.
Jedenfalls hat sich der gebürtige Kubaner nie auf seinen Lorbeeren ausgeruht, und sein kraftvoller Schlagzeugstil hielt den Rhythmus für eine ganze Reihe von Projekten wie dem unterschätzten GRIP INC, der Arbeit mit Mike Patton in FANTOMAS, DEAD CROSS und MR BUNGLE oder bei den Live-Auftritten mit den MISFITS etwa.
Sein Debüt-Soloalbum ´Rites Of Percussion´ demonstriert nun allerdings erstmals Lombardos Fähigkeiten bis an die Grenzen, während er uns auf eine perkussive und rhythmische Reise mitnimmt, die offenbar nahezu alle seine Einflüsse als Schlagzeuger umfasst, mit unzähligen Drehungen und Wendungen.
Das Album legt dann los mit ´Initiatory Madness´, einem frei fließenden Swinger mit heftigen Tribal-Vibes und einigen spannenden Abschnitten, zweifellos eine ungeheure Umstellung für all die Metalheads, die daran gewöhnt sind, Lombardo mit pulverisierenden Beats zu hören. ´Inner Sanctum´ wirkt hingegen wie ein Spuk aus einem bizarren Tempel, und auf ´Journey Of The Host´ gibt er sich im funky Hip-Hop-Modus der 80er und schafft einen verschwommenen Rückblick auf GRANDMASTER FLASH.
´Interfearium´ ist hingegen zweifellos der düsterste Song, und seine sich langsam bewegende, gruselige Klaviermelodie und die heulenden Synthesizer würden auch als passender Soundtrack für eine Szene in einem Horrorfilm dienen. ´Blood Let´ ist eine verstörende Safari durch einen jenseitigen Dschungel, die Geräusche von dämonischen Bestien und herumfliegenden Insekten durch tiefe pulsierende Töne und flackernde Beckenschläge simuliert. Das farbenfrohe Epos endet letztlich mit ´Animismo´, einer Tour de Force durch gespenstische alte Pyramiden mit Sarkophagen bösartiger Pharaonen.
Hier gibt es jedenfalls eine ganze Menge zu hören, und Lombardos hämmernde Tribal-Beats, die das Album antreiben, stehen stets im Mittelpunkt und lassen auch die anderen musikalischen Elemente immer wieder hoch aufsteigen. Jazz, Funk und verschiedene Stilrichtungen der Weltmusik finden hier allesamt Erwähnung, aber vor allem die Vielzahl der perkussiven Klänge ist beeindruckend, da er nicht einfach nur Schlagzeug spielt, sondern auch Djembes, Bongos, Cajóns und Gongs gekonnt einzusetzen versteht. Nach all den Jahren harter Arbeit, meist im Hintergrund, hat er sich dieses Solowerk jedenfalls mehr als verdient!
(7,5 Punkte)
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Pic: Ekaterina Gorbacheva