THE DAMNED – Darkadelic
~ 2023 (earMUSIC/Kontor New Media/Edel Music & Entertaiment) – Stil: Goth/Rock ~
THE DAMNED sind nicht totzukriegen. 47 Jahre nach Bandgründung und fünf Jahre nach ihrem letzten düsteren Scheibchen ´Evil Spirits´ stehen sie mit ihrem zwölften Studioalbum wieder einmal blutdürstend am Friedhofstore.
Wer zwischenzeitlich dachte, die Goth Rocker hätten nach der letztjährigen Live-Veröffentlichung ´A Night Of A Thousand Vampires´ ihren Durst endgültig gestillt, sieht sich, warmen Atem in kalter Luft herauspustend, eines Besseren belehrt.
Die britische Musiklegende um Sänger Dave Vanian bleibt allerdings auch 2023 ihrem vor Jahrzehnten eingeschlagenen Weg treu, trotz der vielfachen Bandzerwürfnisse, zahlreichen Besetzungswechsel und Neuanfänge seit dem Jahre 1976.
Immerhin beißen sich seither Ausnahmesänger Dave Vanian und seit 1979/1980 Gitarrist Captain Sensible und Bassist Paul Gray energisch in den Waden des Rock fest. Keyboarder Monty Oxymoron fügt seine dunklen Künste seit sieben, Schlagzeuger William Granville-Taylor seit einem Jahr hinzu.
Doch allein der Baritongesang von Dave Vanian verleiht THE DAMNED eine Einzigartigkeit, die sie mit ihren neuesten Kompositionen in der Rock-Landschaft nochmals ausbauen. Sie klingen so frisch, als hätten alte Vampire in dem Blut von tausend Jungfrauen gebadet und sich ganzheitlich gestärkt. Derart fabelhaft präsentiert sich von der alten Garde der Achtzigerjahre im Normalfall bestenfalls Morrissey.
Der Opener ´The Invisible Man´ bestätigt all diese Vorzüge von THE DAMNED und bringt obendrein Geschwindigkeitswechsel, eine bis ins hysterische schreitende Bridge sowie die Schmeichelhaftigkeit von MORRISSEY mit ins eigene bitterrote Spiel.
Der Schlag der Friedhofsglocke treibt das lebensmüde ´Bad Weather Girl´ aus einer doomigen Stimmung in einen schnellen Retro-Rocker hinein und schwadroniert über eine Tournee bei gewohnt beschissenem englischen Wetter. Als Wolkenaufreißer entblößt sich mit einer Prise Psychedelic das himmelhochjauchzende ´You’re Gonna Realise´.
Dagegen ist ´Beware Of The Clown´ beinahe so ausgelassen wie die KINKS in den Sechzigerjahren, ´Follow Me´ ein jugendlich ungezügelter Rock’n’Roller und ´Wake The Dead´ zeigt all den Dark Rock-Aufschneidern, wie Lieder geschrieben und präsentiert werden. ´Western Promise´ tritt zudem mit einer betont melancholisch wehenden Melodie auf und das entschlossene ´Leader Of The Gang´ mit entsprechendem Tastenspiel.
Der ´Motocycle Man´ lässt trotz der Synth-Line die Harley über den Asphalt brettern, während ´Girl I’ll Stop At Nothing´ unaufhaltsam jammend und ´From Your Lips´ mit der gewissen Epic aufspielt, ehe ´Roderick´ in großer Theatralik zum Finale bläst. Lebendiger könnte sich der Punk, besser der Dark und Psychedelic Rock, der ´Darkadelic´ nicht gebären.
(9 Punkte)
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(VÖ: 28.04.2023)
