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JETHRO TULL – RökFlöte

~ 2023 (Inside Out/Sony) – Stil: Prog/Folk Rock ~


JETHRO TULL scheinen unlängst in einen Jungbrunnen gefallen zu sein. Mit großem Elan präsentieren sie ein Jahr nach ´The Zealot Gene´ eine wunderbare Reise in die nordische Mythologie. Mastermind Ian Anderson ist bei der Suche nach seiner eigenen Herkunft auf Vorfahren gestoßen, die über den Balkan nach Skandinavien gezogen sein müssen.

´RökFlöte´ heißt das musikalische Ergebnis und befasst sich mit Ragnarök aus der nordischen Mythologie, einem entsprechenden Endzeitszenario der Apokalypse. Das „Schicksal der Götter“ umfasst bei JETHRO TULL dreizehn Lieder, basierend auf dem altnordischen Heidentum.

Ian Anderson hielt sich sogar an das Versmaß und konnte für die in Altisländisch gesprochenen Worte des ersten und letzten Liedes die Schauspielerin/Sängerin Unnur Birna gewinnen. Obwohl die Texte der Edda, der nordischen Götter- und Heldenliedsammlung aus dem 13. Jahrhundert stammen, tönen JETHRO TULL im 21. Jahrhundert weitaus frischer als in anderen Bandperioden.

 

 

 

Die Kompositionen von ´RökFlöte´, die ursprünglich beinahe instrumental verblieben wären, entsprechen allerdings vielmehr gesungenen Gedichten und folgen nicht den strukturierten Rock-Tradition. Sie sind, jede einzeln für sich, thematisch den Hauptgöttern der alten Geschichten gewidmet.

Die mit altisländischem Text versehenen Songs heißen zu Beginn ´Voluspo´ und zum Ende ´Ithavoll´. Dass hier die Melodie an sich und die Flöte die Akzente setzen bezeugt ´Ginnungagap´, allein die Lyrik von ´Allfather´ bringt in dieser Hinsicht eine gewisse Eindringlichkeit zum Ausdruck. Überraschenderweise gehen Ian Andersons Flöte und Joe Parrish-James’ Gitarre auf ´RökFlöte´ eine Symbiose ein, wie sie seit seligen Tagen mit Martin Barre an der Lead-Gitarre vermisst wurde.

JETHRO TULL verleihen ihren Songs in ´The Feathered Consort´ mit Atmosphäre, in ´Hammer On Hammer´ mit Härte und in ´Cornucopia´ mit Gefühl Nachdruck. Doppelter Gitarreneinsatz und Orgel sorgen in ´Wolf Unchained´ und mittelalterliche Klangfarben in ´Trickster (And The Mistletoe)´ für die wesentliche Stimmung, angemessen dem Weltuntergang zu begegnen.

(8 Punkte)

 

Ian Anderson / Flöte, Akustikgitarre, Gesang
Joe Parrish-James / Gitarre
Scott Hammond / Drums
John O’Hara / Keyboards
David Goodier / Bass

https://www.facebook.com/officialjethrotull/

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