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OVERKILL – Scorched

~ 2023 (Nuclear Blast) – Stil: Power/Thrash Metal ~


Am Anfang, als beim Titelsong eine melodische Gitarrenlinie Album Nr. 20 der Thrash-Veteranen eröffnet, fühle ich mich kurz an progressive Metaltöne der 80er Jahre erinnert. Aber nicht lange, dann wird es (selbstverständlich) richtig OVERKILL-mäßig. Denn bei OVERKILL freut man sich immer über jedes neue Produkt (anders als bei anderen Bands, die auch schon so lange dabei sind). Und der Titelsong läuft dann irgendwo zwischen ´Under The Influence´ und ´The Years Of Decay´ musikalisch ins Ziel. Harte Riffs und der charakteristische Gesang von Bobby. Dazwischen aber wirklich leicht melodisch angehauchte Songparts nach klugen Breaks.

´Goin’ Home´ im Anschluss gibt den OVERKILL-Fanatikern auch wieder genau das, was sie brauchen. Metal zwischen Thrash und Power und eine Melodielinie zum Mitbangen. Das klingt alles erfreulich erfrischend. Und immer wieder melodische Gitarrenparts, die den Songs bei aller Eingängigkeit etwas Komplexes geben. Dave Linsk und Derek Tailer sind (jetzt auch schon seit über 20 Jahren) ein starkes Gitarrenduo. Und Powerbasser D.D. Verni hat in Jason Bittner einen kraftvollen Partner für die Rhythmustöne gefunden. Bittner trommelt und trommelt und treibt die Band an.

Über sechs Minuten kommt nur der Titeltrack, die restlichen Songs liegen alle zwischen 4,5 und 5,5 Minuten. Heißt: keine kurzen Banger, aber auch keine epischen Thrash-Hymnen. Und teilweise Songs, die sich erst nach und nach im Gehör entwickeln. ´Twist Of The Wick´ erinnert wieder an Ende der 80er Jahre und wird nach kurzem Intro zu einem 1a Thrash-Titel. Nicht ganz an die großen Klassiker der ersten beiden Alben heranreichend, aber eine gute Mischung aus frühen OVERKILL und dem Zwischenhoch mit ´W.F.O.´ und dem Wiedererstarken seit ´Ironbound´. Überraschend der Mittelteil mit MANOWAR-Chören und am Schluss das bekannte OVERKILL-Chaos.

Was macht ´Scorched´ wertvoll? OVERKILL weichen nicht von ihrem prägnanten, klassischen Sound ab, können aber trotzdem neue Akzente setzen und klingen nie antiquiert. ´Wicked Place´ ist dann schon fast ein straighter Power Metal-Banger. Zumindest zu Beginn, bevor auch hier im Mittelteil ein Break dem anderen folgt. ´Fever´ beginnt als Ballade und man merkt, dass Bobbys Stimme über die zwanzig Alben etwas gelitten hat. Aber gleich schwingt er sich wieder in die Höhe und lässt meine Anmerkung vergessen. Aus der Ballade wird eine kraftvolle Halbballade und einer der Höhepunkte des Albums. ´Know Her Name´ ist ein weiterer klassischer OVERKILL-Kracher mit den kraftvollen Basseinlagen von D.D. Verni und einem kreischenden Bobby. ´Bag O’ Bones´ dann zum Schluss einer der legendären OVERKILL Abschlusstitel mit eingängigem Refrain.

OVERKILL sind einige der wenigen Bands, die seit 40 Jahren auf hohem Niveau im Thrash Metal agieren. Nicht alle Alben waren herausragend, aber auch kein wirklich faules Ei darunter. Der legendäre Glanz der Anfangszeit wird nicht mehr ganz erreicht, aber ´Scorched´ gehört auf jeden Fall zu den Gewinneralben der Legende und wird jeden Thrash-Enthusiasten und OVERKILL-Sympathisanten erfreuen.

(8,5 Punkte)

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