OBLIVION FL – The Executioner
~ 2023 (FHM Records) – Stil: US Power Metal ~
Kurzer Rückblick. Ich stehe im Sommer 1988 in einem Club (Janus Landing) in St. Petersburg, Florida, und mir fällt die Kinnlade runter. Auf der Bühne stehen OBLIVION und liefern unfassbar geilen US-Power Metal. Ein paar Tage zuvor hatte ich in einem lokalen Plattenladen dieses sensationelle Compilation-Tape namens ´Tampa Bay´s Metal Mercenaries: The Invasion´ gekauft und war nahezu sprachlos der talentierten Bands, die auf diesem Tape zusammengezogen wurden. Namen wie BLACKKOUT, ICED EARTH, MESSIAXX, FESTER und eben auch OBLIVION sorgten für Schnappatmung. Zufällig fiel mir in dem gleichen Plattenladen noch ein Flyer in die Hände für eine Show lokaler Metalbands. Die Namen waren selbstredend BLACKKOUT, PARIAH und OBLIVION.
Somit war die Grundlage geboren, sich mehr um die Tampa Bay Metal Szene zu kümmern, und in meinem damaligen Fanzine „Thunderbolt“ wurde die Tampa Szene regelmäßig gewürdigt, mit Stories über junge, aufregende und talentierte Bands.
Zeitsprung. 2013 buddelte das „Snakepit“ Fanzine OBLIVION aus und lieferte mit einem ausgiebigen Interview auch eine 7inch. Der Bandname war wieder in der Szene vertreten und man war über eine Reunion in 2012 informiert. Erneut zehn Jahre später liefern „Cult Metal Classics Records“ eine wunderbare Compi mit den beiden OBLIVION Demos von 1986 und 1988. Parallel dazu meldet sich die Band mit einem neuen Album namens ´The Executioner´ zurück. Überraschend muss man sagen, denn dass die Amis solch einen Biss an den Tag legen und an neuem Material arbeiteten war nicht vorherzusehen. Zugleich hat man an seinen Bandnamen „FL“ drangeklebt, um Verwechselungen auszuschließen, denn OBLIVION ist ein beliebter Bandname wie das „Metal-Archives“ zeigt.
Was kann die Band also noch 2023? US-Power Metal Supreme kann sie noch. Zwar nicht mehr mit dem ursprünglichen Stil zu vergleichen, aber mit Hirn und Können an der richtigen Stelle. Gesanglich ist die Sache deutlich roher und härter geworden. Das ist das allererste was auffällt. Auch sind die Songs deutlich wuchtiger und ruppiger sowie zeitgemäßer ausgefallen und dennoch ist klar festzustellen, das ist unverwässerter US-Power Metal made in 2023. Die Frühwerke der Amis stehen nur bedingt Pate im Zusammenhang mit dem neuen Material.
Der Titeltrack mit knapp sieben Minuten Spielzeit ist sozusagen die Blaupause dessen, was auf dem Album passiert. Der treibende Power Metal hält nicht wenige leicht proggige Komponenten bereit, die dann wieder dezente Querverweise zu den Frühtaten aufweist, nur in einem härteren Kontext. Mit einem wuchtigen ´Soldier Boy´ treibt man den bangerfreudigen Fan vor sich her, während man bei ´Sunflower´ wieder etwas vertrackter agiert, wobei aber auch hier eine exzellente Gitarrenarbeit den Track dominiert. Die meisten Tracks sind eher Mid-Tempo, haben aber auch immer wieder schnelle Passagen, die OBLIVION geschickt zu verbinden wissen. Stimmgewaltig und überaus eigenwillig bzw. mit einem hohen Wiedererkennungswert, rundet Patrick Brown die kräftigen Stücke perfekt ab. Eine voluminöse Produktion ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem „i“.
Tendenziell kann man Bands wie HELSTAR, alte SAVATAGE, LIEGE LORD oder ATROPHY (deren Mid-Tempo Material) sicher als Referenz angeben. Keine Frage, der Elf-Track Bolide ist eine ganz fette Nummer im Rennen um einen Top-Platz in den End-of-Year Listen, und ganz weit vorne mit dabei. Ein wirklich überraschendes Comeback auf unglaublich hohem Niveau.
(8,88 Punkte)
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