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OMEN – The Glory Days with J.D. Kimball

~ „Tired of bands that are better looking than your girlfriend?“ ~


„We have got the answer: OMEN – true Metal returns to L.A.“

Diese Zeilen waren einst auf einer Konzertankündigung für das legendäre „The Whiskey“ auf dem Sunset Strip zu lesen. In einer Zeit, als…

In the days of darkness men feared not the sword and the lance
Nor did he fear the beast of fire… He feared…
THE AXEMAN!!

Ein guter Vorsatz für das Jahr 2023 war der Entschluss mehr alte Platten statt ständig neuem Kram zu hören und einen Blick zurückzuwerfen, wo ich musikalisch herkomme. Immens wichtig für die damals beginnende Sucht nach immer mehr geilem US Metal waren zweifelsohne OMEN, ohne die auch keine Metalparty dieser Erde wirklich eine ist, ob Aftershow- oder Saufparty. Außerdem zeigten sie MANOWAR schon gleich, wo der emanzipierte Sexismus-Hammer wirklich hängt:

She comes to me in the middle of the night wearing only silk and lace
Bearing the gifts of sex and wine with a burning embrace
Long wavy hair of flaxen gold surrounds me in a dream
She’s too young to be so bold I wanna make her scream

Be my wench tonight oh maiden so fair
Be my wench tonight pleasure is yours if you dare

 

Ein typisches Gespräch unter heranwachsenden Jungmetallern irgendwann in der ersten 80er-Hälfte: “Und was hörst du so außer MAIDEN, DIO, PRIEST, KISS, ACCEPT, RUNNING WILD, DEF LEPPARD und den SCORPS?“ – “Mmmh – W.A.S.P., SAVATAGE, METAL CHURCH, HELLOWEEN, KING DIAMOND und alles, was heavy ist mit unvergleichlichen Stimmen.” – “Kennste OMEN?” – “Ääääh… nö.” – “Nimm’ die zwei Platten mit und nimm’ dir deine neue Lieblingskassette auf.” Das war’s dann halt.

The smell of death lingers in the air
Bloodstained bodies scattered everywhere
In the distance thunder in the sky
See the sorrow, hear the battlecry, battlecry

Aus “Kassette” wurde “Tape” und aus der Vorliebe für damals nicht mainstreamigen Massenmetal und patriotischer Liebe zu heimischen Bands entsprang diese wachsende Abhängigkeit von dem (noch unbekannteren) geilsten Scheiss aus Übersee und das Kind bekam einen Namen: US Metal. Und gleich an einer der ersten Adressen: OMEN.

You live by the sword you’ll die by the blade
Stand for the fight your life I will take
You’ll die by the blade

 

Ich starte nun nicht mit einer Sezierung des als Grundwissen vorausgesetzten ´Battle Cry´ und seinem legendären Cover für die Vorschulkunst-Schäbi-Metal Sammlung, sondern direkt mit dem Kür-Doppel ´Warning Of Danger´ und ´The Curse´.

 

Besser als auf diesen Longplayern sollten OMEN zwar nie wieder werden, dafür blieben die beiden bei mir in den über 35 Jahren, die von da an bis heute folgen sollten, zwei der zeitlos aufregendsten Alben überhaupt und bilden heute noch die Grundessenz im heiligen US-Gral zusammen mit ´Power Of The Night´ von SAVATAGE, ´Digital Dictator´ von VICIOUS RUMORS, ´Under The Spell´ von HEXX, ´Master Control´ von LIEGE LORD, ´Menace To Society´ von LIZZY BORDEN oder ´Reign Of Terror´ von den WILD DOGS. Irgendwie tragisch, dass Gevatter Tod gerade die ersten beiden Bands alsbald heimsuchen sollte. Mit OMEN dann später schon drei. Verdammt!

Give us all sanctuary dragon’s breath we fear
Shelter us from the burning dragon’s breath is near
Spitting flame and fire dragon’s here

Neben Criss Oliva (R.I.P. 1993), Carl Albert (R.I.P. 1995) verlor der unvergleichliche John David Kimball seinen Kampf gegen den Krebs zwar erst 2003, doch er war leider der dürstenden Metalgemeinde bereits 1987 nach der ´The Curse´ EP verloren gegangen.

Die letzte gute OMEN ´Escape To Nowhere´ konnte 1988 wenigstens noch überzeugen mit einem für Metalboys & Rainbow-Girls ansprechenden Lady-Cover als auch einigen Top-Songs (´Escape To Nowhere´, ´Cry For The Morning´, ´Poisoned´, ´Nomads´ oder ´No Way Out´) und dem fantastischen Gesang von Coburn Pharr (ex-ANNIHILATOR – für mich genauso unverständlich oder enttäuschend, von so einer Granate nachher nicht mehr gehört zu haben außer den mir unbekannten PRISONER).

 

 

Doch back to business. Schlange mit rumliegenden Totenköpfen oder in Wolfskopf verbissen mit etwas Blut in feinstem Airbrush plus coolem, auf Schulutensilien zeichenbarem Schriftzug – so hatte anno 1985/86 ein Metalcover auszusehen. Basta. Was dann nach Auflegen der ersten Platte aus den Boxen explodierte, war schlichtweg überiridisch.

Warning of Danger
We’re ready for a fight
Watch for the stranger
A shadow in the night

Mit dem Titelsong ´Warning Of Danger´ eröffnete pure Epik in ein Shred-Feuerwerk, dessen Refrain (wie so viele von OMEN) lautstark mitgegrölt werden kann und doch Klasse hat. ´March On´, ´Ruby Eyes (Of The Serpent)´ sind schlicht und ergreifend heroische Metalknaller, die zeitlos für Schwerterklingen sorgen und von grandiosen Melodien getragen werden, herrlich leidend und rau gesungen von J.D. Kimball.

March on metal warrior
March to battle
To battle with all your might
March on metal warrior
You can’t lose
You can’t win without a fight

 

Und dann diese einzigartigen Powerballadenparts für die unverwimpte Dame und den harten Herrn! Gefühlvoller kann man den Beginn von ´Don’t Fear The Night´ nicht intonieren, bevor diese Nummer losgaloppiert und an fast so ziemlich an allem vorbeiprescht, was unsere fleißigen, jungen Wilden in den letzten Jahren trotz allem Einsatz so gebracht haben. Hier blickt man durchaus mal in Richtung W.A.S.P., deren Blacky zuweilen der einzige hinkende Vergleich für J.D. bleibt.

Learn to stand learn to fight
You know the truth you’ve got the right
Learn to stand learn to fight
Speak the truth don’t fear the night

Bei ´V.B.P.´ darf sich das stärkste Lineup aller Zeiten mit Kenny Powell (Chef – Gitarre), Jody Henry (Bass) und Steve Wittig an der Schiessbude nach allen Regeln der Kunst austoben. Unnötige Instrumentaltitel gibt es viele, aber langweilig ist anders. Dies ist ein Hammerschlag des Powermetal, der keines Gesanges bedarf. Wer sich jetzt schon den Schweiß abwischt, hat keine zwei Minuten Zeit, denn ´Termination´ ist im wahrsten Sinne des Wortes der Powermetal-Terminator für die Nackenmuskulatur eines jeden noch so geübten Bangers. Was ein Brett!

With the strength of one hundred mortal men
He stalks the city streets for you
With eyes that focus like a zoom in camera lens
There’s nothing you can do

Cyborg lust
Program – to terminate
Cyborg lust
Come to seal your fate

 

Ja, an dieser Stelle könnte eine ideenreiche Metal-D-Jane direkt den ´Digital Dictator´ hinterherschieben oder sie lässt den einzig entspannenden, nach den Speed-Attacken fast etwas sperrigen Groove-Song des Albums ´Make Me Your King´ weiterlaufen, der sich wie die Schlange auf dem Cover gemächlich mit einer Basslinie in euer Gehör bohrt. Was bei anderen Bands ein Schnarcher wäre, bleibt bei OMEN weiterhin überdurchschnittliches Songmaterial durch das ausgefeilte Songwriting, die Abwechslung und – haha! – einen weiteren Shred-Ausbruch.

Make me your king
I can rule with an iron hand
Make me your king
Time has come to make a stand

Merlin we need your magic
For we are all alone
Maldonna has power
To become the force so strong

Ääääh – was? Madonna? Maradona? Einerlei, ihr wisst wer Power hat und eine starke Macht besitzt. Und eben genauso donnern wir weiter in Richtung ´Red Horizon´ bis einer der schönsten Rausschmeißer aller Zeiten uns emotional auf ein erträgliches Level zurückholt und wir unseren Frieden vorerst an den ´Hell’s Gates´ finden.

Hell’s gates open with a dream
Feel the fire lick your body clean
Hell waits the time is soon at hand
Hell’s gates will open where you stand

 

 

Abwischen. Am ganzen Körper. Doch es muss weiter. Ich kann ´Battle Cry´ separat hören, aber eigentlich nie nur eine dieser beiden. Also nochmal ran und los:

Stürmisch und true beginnt auch ´The Curse´ mit dem donnernden Werwolf-Titelstück und auch ´Kill On Sight´ überzeugen bereits wieder mit diesen grandiosen Melodien und kompromissloser Heavyness. Und da ist er auch wieder, der feine Bass, der zwei weitere Highlights der Historie einläutet. ´Holy Martyr´ darf genau wie die darauf folgende Powerballade ´Eye Of The Storm´ zu den ewigen Emo-Evergreens epischer US Metalperlen gezählt werden.

Do we believe in the Holy martyr
What is the secret yet to be unveiled
Must offerings be made upon the altar
Hallowed be thy name or has he failed

 

Instrumentals mit drei abgekürzten Wörtern waren irgendwie OMENs Trademark zu jener Zeit, diesmal nannte es sich ´S.R.B.´ und war mit mächtig viel Abwechslungsreichtum und sogar Klavier genauso geil wie ´V.B.P.´. Nun war es an der Zeit, dass der Werwolf die spitzen ´Teeth Of The Hydra´ in seiner behaarten Rübe spüren musste. Klassikeralarm – schon wieder. Fiese schlängeln sich OMEN mit Doublebass und Shredgitarren durch zeitlose Melodielinien.

Many have tried
And many have died
So it is told
In search of the ram of gold

And guarding the prize
With death in its eyes
Lies a seven-headed serpent
In shadows awaiting the bold

 

Schwungvoll ballern danach ´Destiny´, ´Bounty Hunter´ und ´The Larch´ aus den Membranen und niemand hätte sich zu dieser Zeit jemals vorstellen können, dass J.D. mit ´Nightmares´ und ´Shock Treatment´ nur noch zwei neue Lieder und ein ´Whole Lotta Rosie´ Cover für OMEN einsingen sollte, die zusammen mit jeweils einem Song von allen drei Alben als ´Nightmares´ EP nachgeschoben wurden.

I am the bastard
Fallen from grace
I am the nightmare
Your gonna me face to face

 

Auch wenn der mittlerweile letzte Indianer Kenny Powell meiner Meinung nach leider nie wieder wirklich an diese goldenen Zeiten anknüpfen konnte, trägt er dennoch das Motto von ´At All Cost´ im Herzen und auch ich werde niemals die Hoffnung auf ein weiteres „echtes“, „würdiges“, J.D.-gerechtes OMEN-Album aufgeben.

Don’t separate yourself from your dreams
Do what you must to survive
Don’t give up and don’t give in
You must keep your dream alive
Do what you must to survive

 


Dieser kleine Aufsatz ist dem Gedenken an John David Kimball gewidmet, einem der besten Metalsänger aller Zeiten.

Meinen ewigen Dank an Thomas Kuntz, der mich in dieser äußerst finanzschwachen Zeit stets vorbildlich mit amerikanischen Pralinen zum Aufnehmen versorgt hat. Taping was always cooler than streaming is.

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