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WOLFNAUT – Return Of The Asteroid

~ 2023 (Ripple Music) – Stil: Heavy/Stoner Rock ~


Ist das nicht gemein? Mir süchtigem Freak, der sein Geld wie blöd in Tonträger steckt, um seinen tiefsitzenden Lebensfrust zu kompensieren, wird immer mehr geile Musik, alt und neu, vorgesetzt. WOLFNAUT sind neu, auf meinem heimlichen Lieblingslabel, weswegen mir die ehrenvolle Aufgabe zugetragen wurde, etwas über die Norweger zu schreiben.

Richtig neu sind sie nicht. Haben 1997 als WOLFGANG (mein Bassist heisst auch so) begonnen und 2013 und 2016 jeweils ein Album unter dem Namen veröffentlicht, sich danach in WOLFNAUT umbenannt und 2021 mit dem Album ´III´ (ein Titel, der angesichts der Vorgeschichte sogar Sinn ergibt) auch hier die Diskographie begonnen. Den vorigen Kram kenn ich nicht und bin durchaus geneigt, dem entgegenzuwirken. Aber schauen wir mal auf das Thema des heutigen Tages, das Album  ´Return Of The Asteroid´, für April 2023 angekündigt.

Mit bluesigem Sonnenuntergangsfeeling beginnt ´Brother Of The Badland´, entwickelt sich aber rasch zu einem stramm im Gleichschritt stampfenden Heavyrocker, der von sehr emotionsgeladenem, kräftigem Gesang in mittleren Höhen und herrlich zerrigen Gitarren geführt wird. Die Riffs sind sehr klassisch. Die Refrains kommen dann eher schwebend und episch daher. Der Klang ist schmutzig, besonders das Schlagzeug klingt scheppernd und tosend. Schöne Leadgitarren über dem schwebenden Teil beschließen das gute Stück. Für einen Opener echt gut.

´My Orbit Is Mine´, sagt der lässig shufflende nächste Song Dir ins Gesicht. Auch hier kommen wieder diese herrlichen Heavy Metal-Riffs und wechseln sich mit ganz traditionalistisch gehaltenen Desert Rock-Akkordwalzen ab. Der verwegen verwaschene Sound sorgt für ein angenehm infernalisches Brodeln, welches die schlichten, aber ergreifenden Doom Melodien aufpeppt. Fantastico.

´The Mighty Pawns´ beginnt mit einem makabren alten Piano, welches knapp richtig gestimmt zu sein scheint, bevor eine ultrabrutale Riffwalze Dich ins Nirvana doomen will. Nur einen Moment später bildet sich eine ruhige, melancholische Passage aus diesem Riff heraus und hat schon was vom 1970er Psychedelic, wobei der Refrain mit dem schon bekannten ultimativen Killerdoom Riff jedweden Widerstand zu Staub zermalmt. Nicht neu vom Konzept, sanft schwebende Strophe mit traurig süßer Melodie und absolut brutaler Refrain mit epischen, simplen Gesangsmelodien, aber wieder einmal perfekt inszeniert. Ein kurzes Solo kommt am Ende des zweiten Refrains, dann geht es in einen etwas treibenderen Abschnitt in oberem Mid Tempo. Eine coole, wütende Gesangsmelodie und ein feuriges, kurzes Solo lassen die Intensität des Stückes nochmal anschwellen. Ich glaube, die Norweger wollen mir ans Leder.

Vornehmlich das des Portemonnaies. Und dieses Vorhaben untermauern sie mit dem treibenden Headbanger ´Crash Yer Asteroid´. Mehr Heavy Metal mit kauzigem Ausdruck geht kaum. Das Stück peitscht und wogt, auch wenn es nicht übertrieben schnell ist. Wie ein Asteroid, der in die Atmosphäre unseres Planeten eindringt und gen Erdboden rast, gerne mit einem Feuerschweif. Der Einschlag ist zwar nicht ganz so gewaltig wie in Tunguska, aber zumindest rockt das kurze Stück ordentlich.

´Arrows´ macht sich ganz und gar nicht pfeilschnell auf den Weg, unsere Seele zu treffen und zu durchbohren, sondern zart und sachte, als Ballade mit Gesang und klarer E-Gitarre, zu denen sich ganz entspannt ein Schlagzeug gesellt und tänzelnd auf ihrem Weg begleitet. Sehr nackig und schön dabei. Ein wenig mehr Kraft gibt man hinzu, aber sie Ausrichtung bleibt sanft und melancholisch. Nur irgendwo ist eine dezent knurrende Gitarre aufgetaucht und auch der Gesang wird leidenschaftlicher. Zauberhaft.

Auf die Ballade folgt nun ein klassischer Stonerrock’n’roll mit fuzziger Gitarre, zerrigem Effekt auf Teilen des Gesangs und Wechsel vom treibenden in einen wogenden Beat. ´G.T.R.´ rockt wie die Hölle und bei allem Traditionsbewusstsein in Sachen Wüstenpunkrock knackt er die eiserne Hülle unserer Seelen wie eine Walnuss-Schale.
Aber es muss mehr geben, mehr als allein die Nacht. Das suggeriert der Titel des Shuffle Hardrock ´Something More Than Night´. Es bleibt die Frage, ob denn etwas mehr als “nur” eine modernisierte Variante alter Heavyrockelemente sein muss, für eine geile Zeit zu sorgen. WOLFNAUT meinen, dass dem nicht so sei.

Kennen tut man damit alles, was hier gespielt wird auf irgendeine Art. Scheint bei den Platten, die ich geil finde, ja meistens so zu sein. Auch der wogende Doom von ´Crates Of Doom´ ist nun bei aller Liebe nicht unerhört unerhört. Aber der Text über die Dämonen des Sängers, die ihn so reichhaltig heimsuchen, dass sie schon kistenweise geliefert werden und ein paar coole Rhythmen und in der Tat auch heimsuchende Gesangslinien holen da eine Menge raus. Wuchtiger, knarziger Sägedoom mit mystisch epischer Kante. Geil.

Und zum Schluss das Klagelied WOLFNAUTs. Es baut sich aus kosmischem Dröhnen langsam auf, zeigt eine psychedelisch wandernde Gitarrenmelodie, bevor das Gitarreninferno mit einem fiese mahlenden Riff losbricht. Langsam, quälend langsam und schleppend, alles in seinem Weg wie ein Lavastrom überrollend. Dann bricht es auch wieder weg und über dem kosmischen Dröhnen gibt es eine psychedelisch bluesige Gesangslinie überlagert mit Effekten, bevor die reduzierten, aber ultraschweren Riffs erneut auf uns treffen. Oder doch lieber kosmischer Blues? Das alte Spiel mit leiser Strophe und brutalem Refrain also. Hier wird kein Aspekt des Heavy Spacerock der frühen 90er ausgelassen, obschon man auch mit fanfarenhaften doppelläufigen Gitarren arbeitet und ab einem Punkt dann mittelschnell schufflenden Spacebluesrock spielt, der die Kinder des Grabes aus selbigem hervorholt und von 1971 direkt in die Gegenwart zerrt.

Keine Innovationen, keine großen Experimente. Stoner/Desert/Doom braucht einfach nur Seele, damit er zur Genussmusik aufblühen kann. Das ist gegeben. Geiles Gitarrensolo übrigens. Aber dann ist er auch schon zu Ende und ich hätte mir gerade für dieses Ende ein wenig mehr Nachhall gewünscht. Man kann ja nicht alles haben, aber so einen Hauch mehr Dramatik und große Geste. Es bleibt mir hier sehr verhuscht, was auch zum Sound passt. Aber es ist durchaus gut und macht Freude beim Anhören. Geld wird also angelegt, auch wenn TIDAL WAVE und HÅNDGEMENG die größeren Alben für 2023 bei ihrem Label gemacht haben und auch BLACKWÜLF noch zwingender erscheinen.

Eine gute 8 Punkte Platte, die sich aber noch steigern kann. Öfter hören, dann geht da was.

 

https://www.facebook.com/Wolfnaut/
https://ripplemusic.bandcamp.com/album/return-of-the-asteroid


(VÖ: 21.04.2023)

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