BLACKWÜLF – Thieves And Liars
~ 2023 (Ripple Music) – Stil: Riff Rock ~
Sie sind kalifornische Riffgötter und haben soeben ihr viertes Album seit 2014 veröffentlicht. BLACKWÜLF wollen neben ORCHID, von denen man seit Jahren nichts mehr gehört hat, außerdem noch SKUNK, um die es auch sehr ruhig geworden ist, die Speerspitze des 70er Jahre beeinflussten Heavy Rock bilden, haben ja inzwischen die meisten Scheiben draußen (die anderen beiden jeweils zwei volle Alben) und versprühen eine wunderbare Atmosphäre, die zwischen kauzig, mystisch dunkel und brodelnd bluesig liegt, nicht ohne eine ordentliche Portion rockiger Coolness in ihre Stücke zu packen.
Die Leadgitarren sind mir da besonders genehm, wie sie oftmals förmlich explodieren. Hier und da hört man bei den majestätischeren Doomparts, dass die Band nicht ganz von 1970 her stammt. Aber das stört mich persönlich natürlich nicht. Ihr großes Talent sind wirklich packende Refrains, flankiert von jaulenden Leadgitarren, die wie eine Krankenwagensirene (US Version) klingen. Diese Art der Songs und Sounds ist selbstredend eine amerikanische Tradition im Doom und ich möchte mal behaupten, dass BLACKWÜLF tatsächlich eine echte Doomband sind, noch echter und doomiger als SKUNK und ORCHID, die ich beide sehr wertschätze.
Also doch mehr SAINT VITUS und THE OBSESSED, aber weniger spröde. Die Melodien sind größer, saftiger, durchdringender und bei aller Liebe zu den traditionellen
Zutaten für diese Musik erfrischend eigensinnig. Die gebotenen Songs, erstklassig klanglich inszeniert, arrangiert und gespielt übrigens, bleiben beim Doomfanatiker in der Seele hängen und das will was heißen heutzutage, wo man doch schon alles irgendwie mal gehabt hat. Das ist ja auch ein Grund, weswegen ich neuem Heavy Metal und Hardrock oft eher skeptisch gegenüber stehe, aber eine Truppe wie BLACKWÜLF zieht alle Register der Emotionalität, der Leidenschaft und des Irrsinns. Sie haben eine leicht abseitige Ader in ihrer Performance und das macht sie so grandios. Ich hab mein Geld für dieses Album gerne auf den Tisch gelegt.
Wie gesagt, alleine die eruptiven Solopassagen der Gitarre blasen mir komplett die Lichter aus. Da mag man sich mit neuen Bands in altem Stil schwertun, ich bin da ja keine Ausnahme, aber BLACKWÜLF begeistern mich. Ich höre dieses Album und es ist kein Funken Stoner zu hören, sondern wahrlich reinblütiger Ur-Doom, der auch gerne aus der Maryland Szene hätte stammen können. Auf einem Konzert als Vorband von PENTAGRAM wären sie genau richtig.
Vielleicht sollte Todd, der Chef von “Ripple Music”, sie an “Nuclear Blast” oder “Atomic Fire” in Deutschland lizensieren, schlichtweg um ihnen eine Chance auf dicke Festivals und wirklich gute Vertriebswege zu geben, BLACKWÜLF könnten sogar den Sprung vom Underground zum quasi Mainstream machen, wie es vor Jahren die Berliner KADAVAR vorgemacht haben. Ich sehe vor meinen Augen einen kleinen muffigen Punk Club, der randvoll mit Freaks ist, die den neuen Insider Tipp abfeiern, so wie 2012 bei KADAVAR in Hamburg erlebt. Die brodelnde Atmosphäre wird von den feurigen Riffs und tosenden Rhythmen aufgepeitscht. Doom muss ja nicht immer elendig langsam sein.
Was soll ich sagen? Ihr erkennt ja sicher, wohin hier die Reise geht. Klar, 70s Doom Worship, aber heavier, entschlossener, angriffslustiger. Es ist noch früh im Jahr 2023, aber diese Platte hier wird definitiv am Jahresende meine Top 20 bereichern.
(9,5 Punkte)