RPWL – Crime Scene
~ 2023 (Gentle Art Of Music/Soulfood) – Stil: Prog Rock/Neo Prog ~
Die Bajuwaren von RPWL wandeln auf ihrem neuesten Studioalbum auf Abwegen, bewegen sich auch musikalisch ein Stück weit aus ihrer über zwanzig Jahre lang aufgebauten Komfortzone heraus.
Thematisch wagt sich das Quartett nach dem letzten Konzeptalben ´Tales From Outer Space´ (2019) an ein weiteres, das sich den außergewöhnlichsten Kriminalfällen annimmt. Auf ´Crime Scene´ stehen die menschlichen Perversitäten und das Böse im Blickpunkt. Eine klassische Dreiviertelstunde lang regiert der Wahn aus dieser Welt – und der traditionelle Progressive Rock von RPWL.
Die morbide und perverse Kriminalreihe beginnt mit ´Victim Of Desire´ und begibt sich in die Psyche eines Serienmörders. Diese acht Minuten entwickeln sich mit zu den stärksten der RPWL’schen Karriere. Die Gitarre und das Keyboard spielen das Thema immer wieder auf klassisch neo-progressive Weise an und der Gesang wird auch mal abgehackt mit Chor wie einst bei HIGH WHEEL dargeboten, während sich die musikalische Schönheit ausbreitet und die Keyboards zum satten Rhythmus-Anschlag gar Erinnerungen an RUSH wecken.
Mit solchen Keyboards zum Beat-Schlag im Sinne der Achtzigerjahre wartet ebenso die sich anschließende Halbballade ´Red Rose´ auf, über den Radiologen Carl von Cosel, eigentlich Georg Carl Tänzler, der jahrelang mit seiner mumifizierten Liebe lebt. Beginnend und endend mit der Akustikgitarre schimmert dabei tatsächlich eine romantische Ader durch.
Zu den „Hinterkaifeck“-Morden auf einem Hof mit eben diesem Namen im Jahre 1922 schlenkern RPWL bei ´A Cold Spring Day In ’22´ in ihrem klassischen Spiel in Richtung luftigem Pop. In einer pochenden Phil Collins-Atmosphäre rauscht es bei ´Life In A Cage´ sogar flockig im Pop-Rock.
Noch dramatischer wird es mit dem Herzstück des neuen Werkes, mit dem dreizehnminütigen und episch die Töne ausladenden ´King Of The World´. Die allerletzten acht Minuten widmen sich dagegen dem deutschen Serienmörder und Kannibalen Karl Denke, auch „Papa Denke“ oder „Vater Denke“ genannt.
(8 Punkte)
Yogi Lang – Gesang, Keyboards
Kalle Wallner – Gitarre
Markus Grützner – Bass
Marc Turiaux – Drums
https://www.facebook.com/rpwl.net
Pics: Alexey Testov
(VÖ: 17.03.2023)