ENSHROUDMENT – As The Light Is Extinguished
~ 2022 (Chaos Control) – Stil: Funeral Death/Doom ~
Slowslower Schleppschlürfsound mit Deathmetalhintergrund geht bei mir ja immer. Seit 32 Jahren. Und so alt klingt beinahe das 2022er Machwerk einer der verwirrend vielen Bands von Kat Gillham, einer Legende britischer Extremmusik der letzten 30 Jahre. Bei ihrer Truppe UNCOFFINED hat sie schon vor über zehn Jahren auf ähnliche Stilistiken gesetzt, aber mit mehr Todesblei Schmackes. Hier gibt es stattdessen knapp 20 Minuten Friedhofsdoom um die Ohren gebrummt. Die Achse Liverpool (ANATHEMA), Coventry (CATHEDRAL) und Halifax (PARADISE LOST, MY DYING BRIDE) bildet nicht nur genau in der Reihenfolge abgefahren ein Herz, sondern der Beat jener vier Kapellen in ihrer Frühphase bildet auch den rhythmischen Schlag der Blutpumpe unserer neuen Helden ENSHROUDMENT.
Machen wir uns nichts vor. Sie sind total retro. Sie leben in einem Land vor unserer Zeit. Dinodoomdeath. Und genau so liebe ich das.
Die A Seite der 12″ EP bringt uns den Titelsong, der zwar echt nicht in Raserei verfällt, aber in den mittelschnellen Momenten bei genauem Hinhören interessante verspielte Rhythmen und Bassläufe offenbart. Die schleppenden deathdoomigen Parts leben von großen Leadgitarren und besitzen zuweilen einen schwebenden Charakter. Ich bin gerade wieder 30 Jahre jünger und meine geschundene Teenagerseele, die ich auch mit bald 49 nicht abgelegt habe, labt sich an den gequälten Augenblicken beim Gesang, die meist am Ende der deathgrowligen Strophenlines auftauchen. Kat klingt hier wie ein Delinquent auf der Folterbank. Deathmetal Grollen, aber mit einem schmerzvollen Unterton. Diese Frau kann herrlich am Mikro leiden, ohne dabei in Kitsch zu verfallen.
´Chain Of The Forlorn´ und ´A Windwept Demise´ (meine Autokorrektur will immer Denise daraus machen – der Verf.) bilden die B Seite der EP. Hier wird noch mehr gekrochen und sich waidwund, gleich einem abgeschlossenen und tödlich verwundeten Wolf tief in die undurchdringliche Dunkelheit eines düsteren, verwunschenen Waldes geschleppt. Bei aller Wucht und bleierner Schwere bleibt noch genug Raum und Lebenskraft, über das unbarmherzig schwere Los zu lamentieren, nie mehr die Liebsten wiederzusehen.
In Sachen Traurigkeit, ich meine jetzt nicht kitschigen Liebeskummer oder eine emotionale Verstimmtheit, sondern so ein sich in etwas Endgültiges fügen, sind ENSHROUDMENT ganz weit vorne. Mal eher Coventry Style, mal eher auf den verfallenen Arbeiterfriedhöfen Liverpools herumschleichend kultivieren sie einen Deathdoom, der in dieser Intensität schon in den Gründerjahren selten zu finden war, heuer aber noch rarer und umso kostbarer ist.
Eigentlich wäre hier eine 50 Minuten CD angebracht, wo man sich in die Musik hineinbetten und davontreiben lassen kann. Ich verzehre mich regelrecht nach diesen schmerzvollen Genüssen und bin glücklich, 2022 neben den Italienern IN GRIEF noch ENSHROUDMENT gefunden zu haben, die wirklich bis ins kleinste Detail meine Sinne kitzeln und die Verderbtheit über mich bringen.
Einmal, am Ende des dritten Songs, packt Kat sogar ihre epische Doommetalstimme aus und regiert dabei komplett. Wer davon mehr hören will, darf sich die neue NINE ALTARS Scheibe und die beiden Alben der deutschen THRONEHAMMER, bei denen sie auch das Mikro schwingt, gleich mit auf den Einkaufszettel packen.
Der UK Import dieser EP war nun echt mal für eine neue Platte mit 20 Minuten Musik fucking teuer, aber ich genieße jede Sekunde dieses Meisterwerks und hoffe auf ein baldiges volles Album. Dann wird zwar die CD Variante gewählt, aber wir wollen ja jetzt nicht in elitistische Kleinlichkeiten verfallen. ENSHROUDMENT jedenfalls haben mich und mein Geld sicher.
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https://chaoscontroluk.bandcamp.com/merch/enshroudment-as-the-light-is-extinguished-12-ep