DRY CLEANING – Swampy
~ 2023 (4AD/Beggars Banquet) – Stil: Post Punk/Gothic Pop/New Wave ~
Der Aufstieg des britischen Quartetts DRY CLEANING, das 2018 mit der EP ´Sweet Princess´ aus dem Süden Londons auftauchte, hatte zweifellos einige überrascht, vor allem weil ihr unverwechselbares Gebräu aus Indie Rock und Post Punk sowie den einzigartigen Spoken Word-Übungen von Sängerin Florence Shaw alles andere als besonders leicht zugänglich war.
Das im vergangenen Jahr veröffentlichte zweite Album ´Stumpwork´ fügte jedoch eine größere musikalische Tiefe hinzu und verstärkte ihren charakteristischen Sound mit einer Handvoll mutiger Experimente. Die hier vorliegende EP ´Swampy´ ist als ein weiterer Begleiter von ´Stumpwork´ verpackt, mit ein paar neuen Songs, die während der letzten Studiosessions liegengeblieben waren, sowie einigen Remixes bereits veröffentlichter Stücke plus einer Demo-Version.
Shaws unverkennbarer Sprechgesang ist nach wie vor der disziplinierte Dreh- und Angelpunkt in DRY CLEANINGs Sound und thront über Tom Dowses hyperaktiver Gitarre und Lewis Maynards, mal funkigen, mal metallischen Basslinien. Speziell Dowses Riffkünste stürzen oftmals wild durcheinander oder verlieren sich noch viel weiter im Post Punk, geradezu köstlich säuerlich in ihrem Ton.
Von den beiden neuen Songs macht ´Sombre Two´ schließlich seinem Titel alle Ehre, ein trockenes, düsteres Jazz-Instrumental, das sich kaum über zwei Minuten hinzieht, während ´Swampy´ eine weit vertrautere Mischung aus kratziger Gitarre und den beinahe wie improvisiert wirkenden Texten Shaws ist.
Noch weit mehr Aufmerksamkeit fällt dann auf das Remix-Paar, wobei Gary Ashbys Version von ´Nourished By Time´ das Original mehr oder weniger intakt lässt, während Charlotte Adigéry und Bolis Pupul, die Tourkollegen von DRY CLEANING, mit ´Hot Penny Day´ ein skizzenhaftes Beat-Workout abliefern.
Zuguterletzt hat auch die Demoversion von ´Peanuts´ einiges zu bieten, wobei das seltsam beruhigende Saxophon hier eindeutig den Löwenanteil liefert.
´Swampy´ wirkt wie eine leichte Übung und vermittelt den Eindruck eines Bündels von Ideen, die oft im rechten Winkel zueinanderstehen, und es bietet eine Mischung, die ebenso fasziniert wie begeistert.
Für eine Band, die zu Beginn der Pandemie mit einem scheinbaren Nischenangebot loslegte, eroberten DRY CLEANING die Lockdown-Fantasie mit ihren markanten Puzzle-Wortspielen und ihrem drahtigen, dyspeptischen Sound jedenfalls geradezu im Sturm – einer der wenigen positiven Effekte von COVID19.
(8,5 Punkte)