DRAGONDEX – The Troll
~ 1988/2023 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Tech Metal ~
Die Gründung einer außergewöhnlichen Gruppe hat Bassist Scott Dorris schon länger im Kopf. Als eines Tages Gitarrist Alex Stephans an seine Tür klopft, werden die Überlegungen Realität. Sie lieben beide LED ZEPPELIN, RUSH, PINK FLOYD und THE POLICE, sind tatsächlich echte Brüder im Geiste.
Erst proben sie 1985 in Scotts Maisonnette, dann kauft Alex fünf Morgen Land und zwei Wohnwagen, so dass sie draußen in der Einöde nicht nur ausgiebig proben, sondern auch feiern und live spielen können. Ihr erster Schlagzeuger ist James Carpenter, ihr zweiter Jason Moore.
DRAGONDEX zelebrieren mittlerweile ein PINK FLOYD-Medley sowie eigene Kompositionen und dürfen sogar auf dem Campus des Colleges auftreten. Mit dem Gewinn eines Bandwettbewerbs mieten sie 1988 ein Studio an, 1.000 Dollar für fünf Stunden Studio und 100 Kassetten.
1990 finden sie mit Mike Peterson einen Schlagzeuger, der die wildesten Takte beherrscht. Ihre Songs werden auch immer ausgefeilter und extravaganter. Doch nachdem Scott 1992 seinen Abschluss in der Tasche hat, vervielfachen sich seine Drogenprobleme, so dass DRAGONDEX auseinanderbrechen.
Die Hinterlassenschaft von DRAGONDEX erblickt jetzt endlich das Licht der Welt, in Form ihres Vier-Song-Demos aus dem Jahre 1988 plus sieben weiteren Live-Songs, die von Ton- und Videobändern gerettet werden konnten. Der Sound des Demos klingt auf dem Silberling zwar wie aus Demotagen gewohnt leicht dumpf, konnte aber in den “Infinity Studios” von Kostas Scandalis noch gerettet werden.
Der erste Song ´Feinberg’s Law´ tönt wie eine massive Mischung aus TALKING HEADS und RUSH aus den Boxen, wilde Stadtjungs, die ungebändigt auf dem Land musizieren. Dagegen begeistert ihr ausgefeiltestes Stück, das neunminütige ´The Troll´ mit hohem Gesang und einer Mischung aus IRON MAIDEN, FATES WARNING und WATCHTOWER. Der Siebenminüter ´Was I Lost?´ marschiert unnachgiebig auf ähnlichen Pfaden, gleichzeitig eingängiger und mit langen Instrumentalabschnitten ausgeschmückt. Der letzte Song des Demos, ´Reality Patio´, offenbart hingegen eindeutig die Vorliebe für THE POLICE.
Die am 31. August 1991 auf dem Campus des Southern Oregon State College aufgenommenen Songs sind ebenfalls gut hörbar und von ihrer Struktur her noch extravaganter, wobei besonders das achtminütige ´Spanish Caravan´, das dreizehnminütige ´Our Journey´ inklusive Schlagzeugsolo und das zehnminütige ´Vikings´ inklusive Bass-Solo hervorstechen. Das stürmische ´Mental Maze´ muss sogar schon als Tech Thrash bezeichnet werden.
DRAGONDEX waren in der Tat eine außergewöhnliche Gruppe, die es auch 35 Jahre später noch zu entdecken lohnt.
(8 Punkte)
(VÖ: 24.03.2023)