THE HIGHWAYMEN – 2
~ 1990/2017 (Columbia Nashville/Music On Vinyl) – Stil: Country Rock ~
Der Erfolg des ersten Albums der HIGHWAYMEN verlangte natürlich nach einem weiteren der Supergroup. Denn in der Zwischenzeit konnte auch nur Willie Nelson imposante Erfolge in den Charts für sich verbuchen. Johnny Cashs Alben blieben hinter den Erwartungen zurück, Waylon Jennings’ letztes Album erklomm nur Platz 37 und Kris Kristoffersons nur Platz 31 der Charts, obwohl beide von THE HIGHWAYMEN-Produzent Chips Moman, der in den Achtzigerjahren mit Willie Nelson viele Triumphe einfuhr, in Szene gesetzt waren. Seine Produzentenerfahrung warf er auch beim zweiten HIGHWAYMEN-Album wieder in die Waagschale.
Wenngleich die vier Musiklegenden beim zweiten Anlauf mehr Kompositionsbeiträge einbrachten, kam abermals Kritik auf, dass nur sechs Lieder aus der Feder der Outlaw-Brüder Willie Nelson, Waylon Jennings, Johnny Cash und Kris Kristofferson stammten. Zwei Beiträge von Kris Kristofferson waren sogar Wiederverwertungen aus zwei seiner eigenen Studioalben.
Zudem scheint der eine oder andere Song aufgrund seiner Kürze etwas unvollendet. Tatsächlich wurde das Gros des Albums an nur vier Tagen aufgenommen. Womöglich waren für Produzent Chips Moman in diesem Moment die Begleitmusiker, etwa Schlagzeuger Gene Chrisman, Bassist Mike Leech, Gitarrirst Reggie Young und Robbie Turner an der Steel Guitar, verfügbar.
Trotz einer unterstützenden Tournee schöpften die HIGHWAYMEN mit ´2´, das bis auf Platz 4 der Charts stieg, ihr großes Potenzial nicht vollends aus. Tragischerweise musste Johnny Cash nach einer Zahnoperation diese erste gemeinsame Tournee sogar mit einem Kieferbruch überstehen.
Die vier Stimmen singen allerdings traumhaft wie zuvor. Abermals teilen sie sich die Songabschnitte und obendrein die politischen und persönlichen Songs, samt den Outlaw-Songs untereinander auf. Kris Kristofferson singt scheinbar immer die politischen, Waylon Jennings die Outlaw-Songs. Willie Nelson ist für die Balladen und Johnny Cash grundsätzlich für alles zuständig. Einem leicht stärkeren Schwenk in Richtung Country wirken diesmal Rock- und Pop-Einflüsse entgegen.
Das wunderbare ´Silver Stallion´ von Lee Clayton lässt die HIGHWAYMEN schon zu Beginn der A-Seite zur episch singenden Gitarre zufrieden in den Sonnenuntergang schlendern. Noch monumentaler wandelt der Outlaw-Song ´Born And Raised In Black and White´ über die staubigen Straßen. Komponiert von Don Cook und John Barlow Jarvis, steht das Schicksal eines Galgenvogels und eines Geistlichen im Mittelpunkt.
Willie Nelson stimmt anschließend mit seiner Nylonsaitengitarre die wunderbare Ballade ´Two Stories Wide´ an. Gemeinsam tragen sie das ruhig baumelnde ´We’re All In Your Corner´ aus der Feder ihres Keyboarders Bobby Emmons vor. Als Nachfolger des legendären Songs ´Highwayman´ erweist sich das abermals von vier Charakteren besungene ´American Remains´ von Rivers Rutherford, über die Ureinwohner und Underdogs:
We are heroes of the homeland, American remains
We live in many faces and answer many names
We will not be forgotten, we won’t be left behind
Our memories live on in mortal minds
And poets pens
We’ll ride again
Über die US-amerikanische Außenpolitik singt Kris Kristofferson in seiner ´Anthem ’84´ mit Johnny Cash, während Waylon Jennings sein beinahe fröhlich umschwenkendes ´Angels Love Bad Men´ zur allgemeinen Verfügung stellt.
Johnny Cash singt mit seinen Kollegen in ´Songs That Make A Difference´ über seine Jam-Sessions im Jahre 1969, als er mit Kris, Roy Orbison, Graham Nash, Joni Mitchell und Bob Dylan Lieder schreiben wollte, die die Welt verändern sollten. Den Zustand der amerikanischen Nation nach dem Vietnamkrieg kreidet Kris Kristofferson in ´Living Legend´ mit schöner E-Gitarre an. Das Finale der B-Seite setzt Willie Nelson mit der feinfühligen Hommage an seinen Heimatstaat ´Texas´.
(8,5 Punkte)