KULT KOMPASS Februar 2023 – 1/2
Hallihallo,
es ist Februar und wir erfreuen Euch mit frischen Kurzreviews!
Q u i c k – R e v i e w s
COFFIN HUNTERS – Wake The Dead
2023 (No Dust Records) – Stil: Heavy Metal/Hard Rock
Das Info schreibt: Für Fans von NIGHT DEMON, THIN LIZZY und BUDGIE. Und liegt damit verdammt richtig bei der Beschreibung des Stils der vier Kalifornier. Unter dem Banner des NWoTHM laufend, sind die Amis schon seit 2016 aktiv und haben bisher eine EP und ein Album in digitaler Form veröffentlicht. Mit ihrem zweiten Album sind sie nun bei dem kleinen aber feinen holländischen Label „No Dust Records“ untergekommen, die das neue Album in schönen Varianten veröffentlicht.
Die Amis lieben den klassischen Hard Rock der Siebziger, der sich wie ein breiter, heißer Lavastrom durch ihre Kompositionen brennt. Mit dem Albumtitel, der gleich den knackigen Opener darstellt, agiert man nahe bei NIGHT DEMON. Schnell und präzise liefern sie hier einen straighten Banger. Das folgende ´Second Sight´ ist dann nicht wenig von THIN LIZZY beeinflusst, ebenso wie ´To The Grave´. Dass man nicht eins zu eins kopiert, ist daher hervorzuheben. Man hört die Einflüsse, agiert aber dennoch selbstständig. So sind die acht Songs äußerst kurzweilig und abwechslungsreich aufgebaut. Die warme und transparente Produktion passt dazu wie die sogenannte „Faust aufs Auge“. Dass Melodien einen wichtigen Bestandteil im Gesamtkontext des Sounds darstellen, ist in jeder Sekunde des Albums zu hören. Sicher braucht es zwei/drei Durchgänge mehr als bei den üblichen Verdächtigen des NWoTHM, aber dafür ist das Material deutlich nachhaltiger. Starke Scheibe an der es grundsätzlich nichts zu bemängeln gibt.
(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://nodustrecords.com/shop/vinyl-metal-new/coffin-hunters-wake-the-dead-lp-detail.html
ENDLEVEL – Weekend War
2023 (Violent Creek) – Stil: Death/Thrash
Seit zwölf Jahren kümmern sich Robin Fabian (Gesang), Ken Ratheiser (Gitarre), Robin Willkommen (Gitarre), Kai Bez (Bass) und Jonas Frey (Schlagzeug) um den Death und Thrash Metal. Das Debüt ´Time To Kill´ erschien 2017, sein Nachfolger klopft derzeit an die Holztür und tritt sie zügig ein.
Nach reichlich Erfahrung auf einschlägigen Festivals kommen ENDLEVEL mit ´Weekend War´ direkt ins Wohnzimmer geschneit. Lockerleicht stehen sie da und zertrümmern mit Freude die gesamte Einrichtung, denn elf neue Songs beinhalten auch gutturalen Gesang, immer passend zum Rhythmus bzw. zur Einschlaggeschwindigkeit.
Spaß in den Backen haben die Burschen dabei ohne Frage. ´Drink Beer´ beweist dies umgehend und hinterlässt nur trockene Kehlen. Mit einem ´Panzerheer 666´ wagen sie sich sogar, auf Deutsch zu grölen. Doch eine Nachbarschaft zu TANKARD lässt sich daraus oder aus ´Nuclear Inferno´ direkt zu SODOM nicht ausmachen. Allerdings weiß jeder Hopfen nach 35 Minuten, ob er in den Kelch grölend springen soll.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/endlevelband/
ICESTORM – The Northern Crusades
2023 (Independent/Blood, Fire, Death) – Stil: Power/Death Metal
ICESTORM spielen die Kreuzritter-Variante des Power und Death Metal. Der thematische Klangteppich des Power Metal wird vom melodischen Death Metal auf das Schlachtfeld geführt. Ritter und Burgen treffen auf Drachen und Wikinger.
Das vierte Album der spanischen Melodic Death Metaller ist natürlich ein Konzeptalbum. ´The Northern Crusades´ ist erstmals vollständig auf Englisch eingesungen worden und erzählt von den Kreuzzügen in den nordischen Ländern des 12. und 13. Jahrhunderts. Musikalisch spielen sie auf den Pfaden zwischen AMON AMARTH und WINDIR, aber eindeutig besser, sie lieben schließlich auch BLING GUARDIAN. Die Lieder sind mit Chorgesang hymnisch und episch, sie sind mit growlendem Gesang und Riffs brutal ausgefallen. Die Katalanen tragen Doppelharmonien als auch Tremolo-Picking-Attacken aufs Schlachtfeld.
ICESTORM dürften für viele wie aus dem Nichts plötzlich auf der Hauptbühne des eigenen Musikgeschmacks erscheinen – und sie werden nicht nur in den ersten Reihen mannigfach für Begeisterungsstürme sorgen.
(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/IcestormBand/
BAI KAMARA JR & THE VOODOO SNIFFERS – Traveling Medicine Man
2023 (MiG Music) – Stil: Blues
Er kann große Geschichten erzählen, nicht nur persönlich erlebte. Bai Kamara Jr setzt drei Jahre nach ´Salone´ wieder an diesem einen Punkt an, um dreizehn Geschichten des Lebens und des Blues zu erzählen. Er redet von der Liebe und menschlichen Tragödien, vom Leben und der Politik.
Gemeinsam mit seiner Tourband, den VOODOO SNIFFERS, entwickelte sich im Studio abermals dieser besondere Blues mit seinen Afro-Vibes, schließlich kennt Bai Kamara Jr zwei Heimaten, Afrika und Europa. Bereits sein von wesleyanischen Missionaren aufgezogener Großvater versuchte, die traditionellen afrikanischen Bräuche mit seinem christlichen Glauben in Einklang zu bringen. Den selben Ehrgeiz macht sich auch Bai Kamara Jr auf seinen musikalischen Wegen zu eigen.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/baikamarajr/
ADA MORGHE – Lost
2023 (Lalabeam Reacords) – Stil: Jazz / Pop / Soul
Ada Morghe veröffentlichte 2019 ihr erstes Album, den Nachfolger bereits ein Jahr später. Vier Jahre nach ihrem Debütdurchbruch präsentiert sie ´Lost´, eine konzeptionelle Reise mit den vier Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft.
Obwohl sie samt Band ohne Lieder in den “Real World Studios” aufschlug, entstand in kürzester Zeit ein fantastisches Werk über die Natur, aber auch über die Menschen und ihre Geschichten. Gemeinsam mit Künstlern der Londoner Jazzszene, etwa Livingstone Brown (Bass), Luca Boscagin (Gitarre), Josh „McKNasty“ McKenzie (Drums) und Luke Smith (Keyboards), kreierte sie ein jazziges Album, das von Soul, Funk und Blues bereichert wird.
Hinter dem Moniker Ada Morghe verbirgt sich im Übrigen die aus zahlreichen Film-/TV-Produktionen bekannte Schauspielerin/Sprecherin und Autorin Alexandra Helmig.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/adamorghe/
Johnny Nicholas Presents: Moon And The Stars – A Tribute To Moon Mullican
2023 (Valcour Records) – Stil: Country/Western
Der bereits im Alter von 57 Jahren gestorbene Aubrey „Moon“ Mullican erhält nach über sechzig Jahren ein Tribut-Album. ´Moon And The Stars: A Tribute To Moon Mullican´ ehrt den Honky-Tonk-Klavierspieler mit zwanzig Songs.
Vom Blues-Sänger Johnny Nicholas (ASLEEP AT THE WHEEL) organisiert, neben zahlreichen Künstlern von der aus Gitarrist Scrappy Jud Newcomb, Pianist Floyd Domino und Fiddler Katie Shore bestehenden Band begleitet, gehen die Songs gleich auf die Zwölf: angefangen beim klassischen Roadhouse-Boogie ´Good Deal Lucille´, über Jerry Lees Schwester Linda Gail Lewis, die mit 88 Jahren ´I’ll Sail My Ship Alone´ anstimmt, Augie Meyers und ´Pipeliner Blues´ oder Steve Riley und ´Seven Nights To Rock´. Ein Mann wie „Moon“ Mullican, der von Jerry Lee Lewis als Vorbild benannt wurde, muss einfach, sei es auch nur mit diesem Tribut, immerfort geehrt werden.
(Michael Haifl)
MOWGLI – Gueule De Boa
2023 (BMC Records) – Stil: Jazzrock
Keine Mogelpackung ist das französische Trio MOWGLI, sondern eine echte Ohrenweide. Bastien Andrieu (Keyboards, Metallophone), Ferdinand Doumerc (Saxophones, Flute, Metallophone) und Pierre Pollet (Drums) bieten einen entspannten musikalischen Aufenthaltsort im modernen Großstadtdschungel.
Acht Kompositionen voller komplexer Texturen suhlen sich im Jazzrock, dabei versuchen die Herren aber gleichzeitig, ihrem Spieltrieb und ihrer Improvisationsgabe nachzugehen. Ihr origineller Sound entsteht durch die elektronischen Beigaben, so dass sie bisweilen auch im Electro Jazz landen. Dann entstehen zwischen duellierenden Keyboards und Saxophones, inmitten dieses anspruchsvollen Schlagzeugspiels, sogar tanzbare Grooves, die niemanden kalt lassen. Selbst der Großstadtdschungel lässt noch natürliches Feuer entstehen und lodern. Dank MOWGLI.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/mowglimusic
ODINFIST – Remade In Steel
2023 (Independent Release) – Stil: Heavy Metal
Irgendwie weckt der Bandname negative Gefühle bei mir. Das extrem bunte Cover und Artwork untermauern das Gefühl. Aber ich will ja keine Vorurteile gegenüber den Kanadiern mit bisher fünf Alben aufbauen.
Laut eigener Aussage stark in der kanadischen Untergrund Szene vielfältig verankert, geht man auf dem sechsten Album wieder back zu seinen Roots. ´Remade In Steel´ macht seinem Titel eigentlich alle Ehre. Hier findet sich von MANOWAR bis SAVATAGE so ziemlich alles in den Songs, das auch nur ansatzweise als cool im Metal Genre angesehen wird. Bei ´Deadline´ findet sich im Mittelteil eine typische SAVATAGE-Passage der frühen Tage mit spitzen Schreien. ´Allfather´ räubert hemmungslos bei MANOWAR. HAMMERFALL meets MANOWAR schlägt dann bei ´Masquerade´ durch und hat so einen Fremdschäm-Charakter.
Dabei beginnt der 6-Tracker mit ´Riffmaster´ und lässt aufhorchen. Metalscreams von gepflegter Qualität, gutes Riffing, saubere Tempowechsel und ein True-as-Fuck-Positive Metal Feeling. Eigentlich eine geile Nummer. Das folgende ´Metalmancer´ ist ebenfalls recht ansprechend. Eine schöne Fist-in-the-air Nummer. Aber dann wird’s eher schräg, denn jedes Riff, jede Note wirkt bekannt und geklaut. Grundsätzlich nicht schlecht gemacht, aber anderseits auch nicht wirklich überragend. Das Teil hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck, auch wenn die True-As-Fuck-Metal Fraktion sicher einen Ständer bekommt.
(6 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://odinfist.bandcamp.com
PINEID – Blue Doom
2022 (Sympatry Records) – Stil: Progressive Rock/Metal, Experimental Music
Fünf Jahre haben PINEID benötigt, um endlich an diesem Punkt anzukommen: der Veröffentlichung ihres Debütwerkes ´Blue Doom´. Unterstützung erhielt die in Los Angeles, Kalifornien, ansässige Band von Produzent Toshi Kasai (MELVINS, TOOL, Robert Fripp). Dabei besteht das Kollektiv selbst bereits aus äußerst erfahrenen Künstlern: Sänger/Gitarrist Jeff Sites (BUTCHER), Gitarrist Jamie Kime (THE ZAPPA BAND, DR. JOHN, ZAPPA PLAYS ZAPPA), Bassist Pete Griffin (GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA, DETHKLOK, DR. JOHN, ZAPPA PLAYS ZAPPA) und Schlagzeuger James Pope (PHOENIX AFROBEAT ORCHESTRA, THE GENTLEMEN OF LEISURE).
Gemeinsam haben sie ein Konzeptalbum entwickelt, das Sachen oder Ereignisse thematisiert, die Menschen dazu verleiten, Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen. Musikalisch sind PINEID regelmäßig in den experimentellen und harten, den scherfälligen Wegen des Progressive Rock unterwegs, irgendwo im Spannungsfeld zwischen KING CRIMSON und MASTODON aufgestellt.
Warten wir auf die Vinyl-Veröffentlichung in diesem Jahr, Silberlinge sind bereits zu erstehen.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Pineid – https://pineid.bandcamp.com/album/blue-doom
FRANK POPP ENSEMBLE – Shifting
2023 (Unique / Membran) – Stil: Soul / Sampladelica / Garagerock
Er kam, sah und siegte. Das anfängliche Ein-Mann-Projekt von Frank Popp startete zu Beginn der Nullerjahre voll durch. Mit dem aus Film, Funk und Fernsehen bekannten Top 20-Hit ´Hip Teens Don’t Wear Blue Jeans´ landete er einen echten Überraschungserfolg und veröffentlichte im Erfolgsrausch gleich drei Alben.
20 Jahre später ehrten ihn seine Anhänger aus der Kollegenschaft mit einer Tribut-Scheibe. Da ließ sich Mr. Popp nicht lange bitten und produzierte in Spanien zwischen Januar und März 2021 flugs einige neue Stücke. Natürlich stand auch Sam Leigh-Brown wieder als Sänger zur Verfügung, schließlich war er auf dem Top 20-Hit zu hören, aber auch Musikerkollegen wie Jesper Munk, Aydo Abay, Lucy Kruger, Kat Ott und Anna Glahn. Selbst Mr. Popp singt auf zwei Liedern. Insgesamt 15 Kompositionen lassen den Hörer wieder jung sein, bei der Reise durch psychedelische und spacige Disco-Sounds.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/FrankPoppEnsemble/
THOSE DAMN CROWS – Inhale/Exhale
2023 (Records / Edel) – Stil: Modern Rock
Mit dem Sound, der sich in der Post Grunge-Phase als Modern Rock herauskristallisierte, versuchen die Waliser THOSE DAMN CROWS zu neuen Höhenflügen anzusetzen. Mit ihrem zweiten Album ´Point Of No Return´ konnten sie gleich ein UK-Top-15-Album in ihrer Diskografie vermerken und hoffen jetzt, nach zahlreichen Festivalauftritten und Awards, mit dem dritten Album ´Inhale/Exhale´ auf den großen Durchbruch.
Das frisch engagierte Produzententeam Dan Weller (ENTER SHIKARI, MONSTER TRUCK) und Phil Gornell (BRING ME THE HORIZON) verhalf ihnen dabei auch zu einem gewissen Grad zu mehr Radio-Freundlichkeit. Denn THOSE DAMN CROWS haben in diesen Tagen genügend Balladen als auch Power-Nummern am Start, die Playlistenaufstellern von DISTURBED bis SHINEDOWN reinlaufen werden.
(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thosedamncrows
TRENCH DOGS – Stockholmiana
2023 (Wild Kingdom/Sound Pollution) – Stil: Glam-/Sleaze Rock
Stockholms TRENCH DOGS kommen mit ihrem zweiten Album um die Ecke und machen genau das, was sie schon auf ihrem 2018er Debüt ´Year Of The Dog´ geliefert haben. Einen drucklosen Mix aus Sleaze sowie Glam Metal. Im Windschatten von HANOI ROCKS, THE DOGS D`AMOUR und Co. liefern sie handzahme Songs ohne Biss und Spielwitz. Das plätschert alles enorm belanglos und vorhersehbar dahin und lässt einen pudelnass im Regen stehen.
Da sind selbst die schwächsten HANOI ROCKS/MICHAEL MONROE Songs potentieller wie jeder einzelne Song dieses Albums. Dazu eine fluffige, glatte, weiche Kuschel-Produktion die selbst den kleinsten Anflug von Rotz und Dreck eliminiert. Mit ´Ill Be Silver (You’ll Be Gold)´ und ´Maroon´ haben sie zwar zwei potentielle Hits auf Lager, trotz der erwähnten Schwächen, aber diese retten das Album auch nicht. Da muss man sich echt fragen, wer die These aufgestellt hat, hier hätte man es mit den neuen HANOI ROCKS zu tun? Von deren Qualität ist man weg, weit weg. Auch ist der Gesang im Grenzbereich und nahe Mickey Mouse Kaliber. Das muss man schon mögen. Kurzum, auch dieser Longplayer wird den selbst gesteckten Ansprüchen, den Erfolg von HANOI ROCKS zu kopieren, nicht gerecht. Zu flach, zu platt, zu kuschelig.
(5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://trenchdogsofficial.bandcamp.com/releases
TORRENTIAL THRILL – State Of Disaster
2023 (Independent Release) – Stil: Heavy Metal
Das Quartett aus Melbourne legt mit ´State Of Disaster´ schon sein drittes Album vor, das alles andere als den typischen Aussie Sound liefert. Die Herren liefern einen klassischen Heavy Metal-Sound mit Melodic Metal-Aspekten und auch Einflüssen aus dem typischen Westküsten Ami Sound der späten Achtziger/frühen Neunzigern. Nicht altbacken, eher moderner gehalten in Sachen Produktion und Songwriting, ohne die old schooligen Aspekte zu Retro wirken zu lassen. Was verwirrend klingt bringt einen Schreiber doch in Erklärungsnot. Zumal das Album auch irgendwie zwei Facetten Songs bereithält.
Während die erste Hälfte deutlich härter und knackiger rumkommt, wirkt die zweite Hälfte etwas weniger zackig. Man kann jedoch die Songs nicht gegeneinander ausspielen, dazu ist die Qualität durchweg zu hochwertig. ´State Of Disaster´, um es kurz zu machen, ist klassischer US-Metal-Sound im Jahre 2023. Songs wie ´Role Model´, ´Dangerous Games´, ´Illusion´ beweisen Spielwitz, Alleinstellungsmerkmale, hohe Musikalität und ein exzellentes Händchen in Sachen nachhaltigen Melodien und sauberer Gitarrenarbeit. Selbst eine intensive Ballade wie ´Know My Song´ kann einen alten Headbanger wie mich überzeugen – durch eine enorme Musikalität. Keiner der elf Songs ist irgendwie schwach, hier passt und sitzt alles an der richtigen Stelle, um nicht nur kleines Clubpublikum zu begeistern. Klasse Album.
(8 Punkte – Jürgen Tschamler) https://www.facebook.com/torrentialthrill/
VANISHMENT – No More Torture
2023 (Dead Sage Record) – Stil: Power Metal/Thrash Metal
Seattle, Washington, ist ja durchaus ein Garant für hochwertigen Metal. Wirklich Exzellentes hat man aber in den letzten Jahren von dort allerdings vermisst. Können VANISHMENT dies mit ihrem aktuellen Release ´No More Torture´ ändern?
Bei den Bandmitgliedern handelt es sich um Herren mit langjährigen Erfahrungen in diversen Bands in und um Seattle. Nach einem Demo Release in 2021 steht nun also das Debüt an, welches mit acht Songs die Metalwelt umkrempeln soll. Auffallend ist zuerst einmal ein eher dünner, blechern wirkender Sound, der alles andere als wuchtig und druckvoll ist und den Songs aus meiner Sicht viel Power entzieht. Musikalisch kann man den Stil als eine Art Mix aus Power und Thrash Metal ansehen, der nichts Neues offenbart, aber grundsätzlich solide Kompositionen liefert.
Der Gesang ist leicht rau und Kenner der Power-/Thrash-Materie werden ihn gar als perfekt für diesen Stilmix bezeichnen. Die Gitarren liefern saubere Attacken, die mehrheitlich eher dem Power Metal-Genre zugeneigt sind. Die wenigen Thrash Metal-Einflüsse offenbaren sich klar bei Songs wie ´Relieved In Pain´, ´Door To Deceit´ oder ´Death Calls´. Ansonsten wie gesagt, solider Power/Thrash Metal, der durch die blecherne Produktion deutlich abgeschwächt wird, leider. Allerdings sehr ausbaufähige Band.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://vanishment.bandcamp.com/album/no-more-torture
V/A – Destination Jail: 31 Prison Songs From Behind The Bars
2023 (Bear Family Records) – Stil: Country
Nicht ist erst seit Johnny Cash drehen sich die Geschichten und Scheiben im Roots Rock um das Thema Knast. Zudem singen US-Amerikaner mehr als alle anderen in der Ich-Erzählung über ihr Leid und Schicksal, sei es nur als Metapher für Umkehr oder Selbstmitleid. Die “Bear Family” hält mit der Kollektion ´Destination Jail´ 31 Lieder von Hillbilly- und Rock & Roll-Raritäten sowie obendrein einige Klassiker bereit. Zu den bekannteren Liedern dürften ´One Dead Man Ago´ von Jimmie Skinner oder ´The Hanging Tree´ von Marty Robbins zählen, eher unbekannte Favoriten sind Benny Hess’ ´Walking The Last Mile´, Helen Graycos ´Lilly’s Lament (Cell 29)´ und ´Shot Four Times And Dying´ von Bill Carter. Weitere Vertreter sind Skeets McDonald, Stonewall Jackson, Webb Pierce und Bobby Darin. Nur Johnny Cash wurde bewusst außen vorgelassen.
(Michael Haifl)
V/A – Sputnik! – The Launch Of The Space Race
2023 (Bear Family Records) – Stil: Rock’n’Roll
Wenn die Sowjetunion mit ihrem Sputnik-Satelliten schon den Kampf um die Vormachtsstellung im All gewinnen sollte, wollten US-amerikanische Musiker und Sänger wenigstens den Kampf im Rock’n’Roll gewinnen.
Der Wettlauf der Fünfzigerjahre brachte Musiker des Country und R&B, Pop und Surf u. v. a. dazu, galaktische und interplanetare Geschichten zu erzählen. Es singen bei insgesamt 29 Liedern u. a. Vernon Green and The Medallions, The Equadors und The 3 Honeydrops, es rein instrumentieren ganz meisterlich Young John Watson mit ´Space Guitar´ oder die Saitenhexer Jimmy Bryant und Speedy West. Bekannte Größen wie Joe Montgomery, Carl Mann, Jerry Engler, Danny Overbea, Paul Perryman, Frank Motley und Jesse Belvin sind ebenfalls dabei. Darauf einen Dujardin.
(Michael Haifl)
Bis zum nächsten Klick.
Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team
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