EAMONN McCORMACK – Eamonn McCormack
~ 2023 (SAOL) – Stil: Blues Rock/Songwriter Rock ~
Was sofort auffällt, ist die spannende Stimmung, die sich schon beim über 7-minütigen Opener ´Living Hell´ aufbaut. Das liegt an der hohen Emotionalität und Leidenschaft mit der Eamonn singt. Und auch an dem sehr eigenen Gitarrenstil, den er spielt. Und nicht zuletzt an den Abgründen, die immer wieder unter der Oberfläche sichtbar werden.
Und Wut kann man auch auf dem achten selbstbetitelten Album in seinem teilweise brüchigen Gesang spüren. Der 1962 geborene Ire tourte in seinen jüngeren Jahren erst durch die USA und ist dann unter dem Pseudonym Samuel Eddy jahrelang über die europäischen Bühnen und Festivals getingelt. Die permanente Tingelei forderte allerdings ihren Tribut und Eamonn musste einige Erholungsjahre einschieben. Dazu kam die Gründung eines eigenen Labels, wo irische Talente wie die starken Hard Rocker von GLYDER eine Chance fanden.
Eamonn nennt Rory Gallagher, Johnny Winter, Jan Akkerman, Nils Lofgren, Pat Travers oder THIN LIZZY-Ikone Brian “Robbo” Robertson unter anderem als Einflüsse. Bei den ersten vier Namen half er auch als Musiker aus. Man hört ihm die langjährige Bühnenerfahrung an.
´Hats Off To Lemmy´ – erinnert vom Titel an LED ZEPs ´Hats Off To (Roy) Harper´ – und ist auch eine Hommage an unseren allseits beliebten Lemmy, den Eamonn für seine Geradlinigkeit und Kompromisslosigkeit bewundert. ´Rock’n’Roll Boogie Shoes´ ist ein harter Blues Rocker mit Pub- und Hard Rock-Einflüssen und einer gewissen Nähe zu Rory Gallagher beim Songwriting und Gitarrenspiel.
Auch ´Lady Lindy´ baut auf irischer Tradition auf, aber auch auf US-amerikanischem Rock der 70er. Nur immer etwas rauer und bodenständiger. Und mit ausgedehnten Gitarrenpassagen. Das melancholische ´Living In The Now´ (genau diesem Motto folge ich auch immer am liebsten!) zeigt eine weichere und genauso interessante Seite von Eamonn. Gerade dieser Song entführt einen wie der folgende harte Blues ´Letter To My Son´ auch in vergangene Musikwelten. “Treat everybody with respect (…) Give a lot more than you take…”, singt er bei ´Letter To My Son´ und das erinnert inhaltlich an die sympathischen Lebensweisheiten von ´Simple Man´, der Jahrhundertballade von LYNYRD SKYNYRD, gesanglich entfernt auch etwas an den exaltierten Alex Harvey.
´Geronimo´ ist ein Hard Rock-Stück für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner mit viel Wahwah im Gitarrensolo. Die dunkle Ballade ´Angel Of Love´ schließt düster an. ´The Magic Of Slieve League´ ist ein stark keltisch inspirierter Titel zum Schluss des Albums mit einer gewissen Ruhe, aber immer auch einer Schwere im Gemüt, wie es den Iren ja nachgesagt wird.
Eamonn ist ein interessanter und konsequenter Künstler aus Irland, dem Land der musikalischen Talente und Meister. Dieses achte Album hat alles, was man braucht, wenn man ehrlichen und spannenden Blues Rock mag, der auch anderen Genres musikalischen Einlass gewährt. Einfach antesten.
(8 Punkte)