THE HIGHWAYMEN – Highwayman
~ 1985/2017 (Sony Music/Columbia) – Stil: Country Rock ~
Zwischen 1985 und 1995 schließen sich die Outlaw-Brüder Waylon Jennings, Willie Nelson, Johnny Cash und Kris Kristofferson zu einer Supergroup zusammen. Die Partnerschaft fördert drei Studioalben ans Tageslicht: ´Highwayman´ (1985), ´Highwayman 2´ (1990) und ´The Road Goes On Forever´ (1995).
Auf den ersten beiden Werken prangt jedoch noch nicht ihr Gruppenname THE HIGHWAYMEN auf dem Cover, sie werden unter den vier bekannten und berühmten Namen aller Beteiligten veröffentlicht. Dennoch erhalten THE HIGHWAYMEN 1990 eine Klage der gleichnamigen Folk-Gruppe aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren, dürfen allerdings den Namen weiterhin verwenden.
Die vier Musiker kennen sich natürlich seit Jahrzehnten. Waylon Jennings und Johnny Cash teilten sich in den Sechzigern sogar eine Wohnung. Als Kris Kristofferson dereinst in der Szene auftauchte, spielten selbst Johnny Cash, Waylon Jennings und Willie Nelson seine Songs nach. Sie feierten in den Siebzigern immense Erfolge, doch allein Willie Nelson ist in den Achtzigern noch in den Hitlisten relevant vertreten.
Das Projekt THE HIGHWAYMEN zielt darauf ab, die vier Legenden wieder ins Rampenlicht zu befördern. Mit dem Ausnahmesong ´Highwayman´ erobern sie sofort die Spitze der Country-Charts und ´Desperados Waiting For A Train´ erreicht im Anschluss die Top 20. Nach dem Erfolg von ´Highwayman´ stehen sie in der Pflicht, ein Album aufzunehmen, das sie mit zehn von Chips Moman produzierten Tracks ausfüllen. Auch wenn im Vorfeld nicht alle glauben, dass sich die vier Stimmen wunderbar ergänzen und zusammen klingen würden, geschieht genau dies. Magie liegt in der Luft.
Die vier Musikriesen erheben wieder ihre Stimmen und erzählen fantastische Geschichten. Diese sind größer als jeder Einzelne und die Songs stärker als erhofft.
Der unvermutete Klassiker ´Highwayman´, den Cash beim Komponisten Jimmy-Webb entdeckt, ist wie geschaffen für THE HIGHWAYMEN. Eine Seele wandert durch die Jahrhunderte von Person zu Person, so dass Willie Nelson, Kris Kristofferson, Waylon Jennings und Johnny Cash gleich zu Beginn der A-Seite je eine Strophe intonieren können. Nichtsdestoweniger ist Guy Clarks 1973er Klassiker ´Desperados Waiting For A Train´ zur Eröffnung der B-Seite sogar noch mächtiger, die Seelen der Zuhörer einzufangen.
Einen klassischen Country-Song tragen THE HIGHWAYMEN mit dem großartigen ´The Last Cowboy Song´ vereint vor, einen flotten steuert hingegen Johnny Cash mit ´Big River´ und einen nachdenklichen mit ´Committed To Parkview´ bei.
Auch ´Jim, I Wore A Tie Today´ wirkt in seiner Ausstrahlung äußerst gelassen. Zudem nimmt sich das Quartett Woody Guthries Protestsong ´Deportee (Plane Wreck At Los Gatos)´ an, in dem die US-amerikanische Haltung gegenüber den mexikanischen Landarbeitern kritisiert wird.
Um die Massen endgültig auf ihre Seite zu ziehen, singen THE HIGHWAYMEN noch Bob Segers mächtiges und hymnisches ´Against The Wind´ aus dem Jahre 1980 sowie Steve Goodmans/John Prines ´The Twentieth Century Is Almost Over´, das Johnny Cash bereits fünf Jahre zuvor solo vertont hat.
Obwohl ´Highwayman´ den perfekten Nashville-Sound der Achtzigerjahre aufbietet, ist es ein vollkommenes Outlaw-Country-Album und eines der besten im Allgemeinen.
(9 Punkte)