SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE – Back Home

Less Leßmeister31. Januar 2023

~ 2022 (Uprising! Records) – Stil: Progressive Metal ~

Erst einmal Entschuldigung. Für’s zu spät kommen. Immer wieder schallte ´Back Home´ letztes Jahr aus meinen Boxen, doch irgendwie blieb der finale Einsatzbefehl „Hirn an Finger“ für ein Aufsätzchen aus. Egal, gute Musik hat kein Ablaufdatum und die Begeisterung bleibt auch 2023 erhalten:

Wow. Da wird Papa mal wieder richtig wuschig. High-End Progmetal mit gekonnt genretypischem Fummelfrickel, ordentlich Benzin im Tank und Melodien, die richtig zünden statt neben den Tonleitern in Highspeed kaum mithalten zu können. Denn ergreifende Emotionen sind gerade im unendlichen Meer des Progmetal im Endeffekt das, was eine Band für mich über den qualitativ hohen Ideal-Standard heraushebt.

Dies kann ich glücklicherweise mit Fug und Recht vom bereits fünften Longplayer von SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE behaupten, die mich von Beginn an am Haken hatten, nicht zuletzt durch den überaus wohlklingenden Gesang von Franck Garcia. Unsere Nachbarn aus Frankreich haben mal wieder vorgelegt, nachdem in dieser Liga AMON SETHIS bereits 2021 bei mir voll punkten konnten. Schande über mich ob der bisherigen Unkenntnis einer weiteren Band dieses Kalibers. Naja, im All hört mich keiner schreien, denn das lyrische Konzept dreht sich um die Rückkehr der sphärischen Raumfahrer auf die Erde.

Mit einem wahrhaft erhabenen Startschuss begeben wir uns ´On Board SUE5-2469´ und befürchten keinesfalls das ´Final Fate´, welches mit feinsten SYMPHONY X Elementen aufwartet und mit einem Refrain zum Niederknien ins Reich der mächtigen THRESHOLD weiterführt. Was für ein Intro/Opener Doppel. Ein Ass sozusagen. Und es geht immer weiter: ´Where We Belong´ schafft diesen starken Spagat zwischen getragenem Drama, speedigen Teilen, Piano-Epos bis hin zu QUEEN-Anklängen.

Schönste THRESHOLD-Melodielinien tauchen immer wieder auf (´Transcending Real Life´ & ´Legacy´) und es gibt einiges zu entdecken in unvorhersehbaren Arrangements und Spannungsbögen in ´Senses Restored´. Doch nicht nur emotionale Feingeister werden verzückt sein, nein, auch die SYMPHONY X Speedprogger bekommen ihre Streicheleinheiten besonders bei ´Defenders Of Light´. Nachdem die Bordinstrumente und Maschinen alle in ´Synchronicity´ laufen, erlangt ihr ´The Absolution – Part I & II´ mit Bombast, Chören und großem Kino, jedoch ohne Kitschgeklimper aus der Symphonic-Gothic-Hölle.

Ja, kommt, hier habt ihr ihn kurz vor Schluss halt doch noch, den Namen, auf den ihr alle gewartet habt: VANDEN PLAS. Oder DREAM THEATER, wie man in den Staaten dazu sagt. Selbstverständlich gibt es auch bei ´Rebirth´ oder ´Of The Last Plague´ immer wieder Parts, die mittlerweile in keinem Progmetalrepertoire fehlen dürfen, doch die eigene Identität behalten sich SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE stets vor. Wir hatten zwar bis hier hin schon drei Siebenminüter, doch brave Kinder bekommen nun doch noch ihren (fast) 10er Longtrack ´Dreams Will Survive´, der tatsächlich zu einem unwahrscheinlich kurzweiligen, spannenden und abwechslungsreichen (weiteren) Höhepunkt geworden ist, im Gegensatz zu Mitbewerbern, bei denen man irgendwann froh ist, daß endlich Ruhe einkehrt.

Und wieder einmal könnte ich heulen, dass solch’ eine Traumband trotz dieser Klasse und einer Value for Money-Spielzeit von 70 Minuten, trotz Auftritten auf ProgPower Skandinavien & USA an vielen vorbeigeht, obwohl ich mir sicher bin, dass neben der bandmäßig angesprochenen Zielgruppe auch der mutige Progger als auch der interessierte Metaller mehr Freude haben wird als an manchen dicken Namen aus der Premier League der Genres. Vive la France, supportez SPHERIC UNIVERSE EXPERIENCE!