FRANK ZAPPA – The Grand Wazoo
~ 1972/2022 (Zappa Records/Universal Music) – Stil: Jazz / Fusion ~
Frank Zappe hatte bereits 1969 mit ´Hot Rats´ Musikgeschichte geschrieben. Seine 1972er Solo-Werke ´Waka/Jawaka´ und ´The Grand Wazoo´ folgten diesem jazzorientierten Ansatz. Falls allerdings ´Waka/Jawaka´ als Generalprobe für dieses musikalische Vorhaben bezeichnet werden sollte, ist ´The Grand Wazoo´ die erfolgreiche und allseits gefeierte Premiere. ´Waka/Jawaka´ erschien im Juli 1972, ´The Grand Wazoo´ im November 1972.
Die Kompositionen auf ´The Grand Wazoo´ waren regelrecht aufpoliert und melodischer, die Richtungen wurden klarer abgesteckt und herausgearbeitet. Wie sein direkter Vorgänger war auch ´The Grand Wazoo´ weitgehend ein instrumentales Werk. Der größte Unterschied lag in der Bandzusammensetzung und -größe, denn weit über zwanzig Musiker waren nunmehr an den Aufnahmen beteiligt. Frank Zappa hatte sich keine Rockband zusammengestellt, sondern obendrein ein Kammerorchester.
Und mit ´The Grand Wazoo´ erklomm er den Gipfel im Jazz-Fusion.
Zur Feier des 50. Jahrestags der Veröffentlichung von ´The Grand Wazoo´ erscheint das Album ebenso wie sein Vorgänger ´Waka/Jawaka´ in schwarzem und farbigem Vinyl – auf 180g in einem originalen Packaging und All-Analog-Mastering.
Beide Werke sind auch zusammen in einem 4-CD-/1-Blu-Ray-Set mit Alternativen Takes, Outtake Versionen, Alternativen Mixen und Live-Aufnahmen zu erstehen.
Allerdings ist in diesem Fall Vorsicht geboten, denn hier sind fatalerweise die originären Album-Songs ausschließlich auf der Blu-Ray im Dolby Atmos- und Dolby TrueHD-Mix anzuhören.
Musiker:
Mike Altshul, “Chunky,” George Duke, Earl Dumler, Aynsley Dunbar, Tony Duran, Erroneous, Alan Estes, Fred Jackson, Sal Marquez, Joanne Caldwell McNabb, Malcolm McNabb, Janet Neville-Ferguson, Tony “Bat Man” Ortega, Joel Peskin, Don Preston, Johnny Rotella, Bill Ryers, Ken Shroyer, Ernie Tack, Bob Zimmitti, Frank Zappa.
Träumerisch wirbelt ´For Calvin (And His Next Two Hitch-Hikers)´ mit Billy Byers an der Posaune die musikalische Eröffnungsszenerie der A-Seite auf. Gewisse Skurrilitäten belegen bereits zu Beginn die Herkunft aus dem Hause Zappa. Doch das Herzstück des Werkes folgt sogleich auf den Fuße. ´The Grand Wazoo´ shuffelt sich mit allerlei solistischen Darbietungen, dem Posaunisten Bill Byers, dem Trompeter Sal Marquez und den Gitarren des Meisters, dreizehn Minuten lang aus dem Blues heraus. Der Bass von Alex Dmochowski und vor allem die außergewöhnliche Schlagzeugarbeit von Aynsley Dunbar spielen ebenso eine zentrale Rolle wie die sich duellierenden Holz- und Blechbläser.
Sehr einprägsam sind zur Eröffnung der B-Seite im kurzen ´Cletus Awreetus-Awrightus´ die Melodien der Bläser, die kurzerhand auch mal wortlos intoniert und nachgesungen werden. Dagegen greift zu ´Eat That Question´ das Keyboard von George Duke stärker in das Spiel ein und tauscht sich mit Zappas Gitarre die Melodien aus, ehe es völlig losgelöst scheinbar allen davon eilt. Die mitgerissene Gitarre holt es jedoch mit einem glorreichen Solo wieder ein. Blasinstrumente schauen hingegen erst zum Songausklang vorbei. Träumerisch zeigt sich nochmals die Trompetenlinie zum finalen ´Blessed Relief´, in dem sich auch Schlagzeug und Bass ganz entspannt im Jazz suhlen.
´The Grand Wazoo´ war für Frank Zappa ein an Kreativität geradezu überschäumender Höhepunkt einer an Attraktionen nicht armen Laufbahn.
(10 Punkte)