WONDERLAND – Wonderland Band No. 1
~ 1971/2022 (Sireena Records) – Stil: Krautrock/Psychedelic ~
1968 hatten die ein Jahr zuvor ins Leben gerufenen wundersamen WONDERLAND mit dem von “Non Stop Dancing”-James Last produzierten Song ´Moscow´ gleich ihren ersten Hit. Das von Achim Reichel personell zusammengestellte, musikalische Dreamteam war allerdings keine betulich zusammengewachsene Gruppenformation, so dass es die anschließende Tournee mit den BEE GEES beinahe nicht überstanden hätte.
Achim Reichel (Gitarre, Gesang, THE RATTLES) und Frank Dostal (Gesang, THE RATTLES), Dicky Tarrach (Schlagzeug, THE RATTLES, RANDY PIE), Les Humphries (Piano, Klarinette, Saxophon, Orgel, LES HUMPHRIES SINGERS, THE SUMMER SET) und Helmut Franke (Lead Gitarre, THE LIZZARDS) konnten zwar noch einige Singles veröffentlichen, doch der Glanz bröckelte von Monat zu Monat ab und WONDERLAND wurde mehr und mehr zum Projekt der beiden Komponisten Achim Reichel und Frank Dostal.
Im Studio zerbröselte die Bandformation endgültig, da zur Fertigstellung des Debüts und einzigen WONDERLAND-Albums von den beiden Hauptakteuren neben Helmut Franke und Dicky Tarrach weitere über zwanzig Musiker hinzugezogen wurden. Dennoch gönnten sie sich auf der Rückseite des Coverartworks immerhin noch ein lustiges Brettspiel zum Nachspielen.
´Heya, Donna Laya´ eröffnet die A-Seite im Boogie-Rock mit mehrstimmigem Gesang und psychedelischen Anleihen. Demgegenüber ist ´The Liberal John F. Baverstock´ mit seinen Bläsern regelrecht düster eingestimmt, ein Begräbnis-Blues im Jazzrock- und Western-Stil. Noch mürrischer zeigt sich der von Fanfaren immer wieder angekündigte, schwer schwingende Rocker ´Heavy Rider´, während das liebliche ´I Make Music´ die Begeisterung mit einer Folk-Melodie und mehrstimmigem Gesang hervorruft.
´Country Clown´ ist zu Beginn der B-Seite ein wilder Ritt über die grünen und saftigen Wiesen mit Sechzigerjahre Orgel, angetäuschtem Ende in der Mitte und harmonischem Gesang, derweil das kurze ´Unfaithful´ die gewohnte Sechzigerjahre-Beatpop-Schönheit eines lieblichen Gesangsvortrags abbildet. Dagegen stellt das zwölfminütige ´The Hill´ den großen und finalen Höhepunkt des Werkes dar. Eine kurze Akustikgitarreneinlage schwingt sich in die Arme des pulsierenden Basses, der fortan die dunkle Marschroute vorgibt, die von der Band samt Bläsern ausgefüllt wird.
Rock, Beat, Folk, Blues, Psychedelic Rock und Jazz – zauberhafterer Krautrock als der anno 1971 von WONDERLAND gebotene findet sich selbst in diesem starken Jahrgang (mit CAN, FAUST, AMON DÜÜL II, ASH RA TEMPEL und TANGERINE DREAM) eher selten.
Achim Reichel nutzte im Anschluss die volle künstlerische Freiheit und experimentierte mit Tonbandmaschinen und östlichen Philosophien. Das radikale und visionäre Ergebnis war A.R. & MACHINES.
(Klassiker)