RIVERSIDE – ID.Entity
~ 2023 (InsideOut) – Stil: Art Rock ~
RIVERSIDE widmen sich auf ihrem neuen Album thematisch der gesellschaftlichen wie persönlichen Polarisierung. Eine Bestandsaufnahme, eine Situationsbeschreibung gelingt gut, allein Lösungsvorschläge bleiben rar. Diese gibt es gesellschaftlich aber in fortschreitenden Ineptokratien spieltheoretisch womöglich gar nicht mehr. So bleibt persönlich am Ende doch nur den Schlussstrich zu ziehen („Unsubscribe the ones who make us hostile“).
Musikalisch beginnen wir in ´Friend Or Foe´ („How much of yourself is left in you?“) elektronisch, mit Anklängen an 80er Synthie Pop, bevor der Song sich später in gewohnteren Gefilden verhärtet.
Das Highlight taufen sie ´Big Tech Brother´ („84 – Brave New World“). Eingeleitet werden wir damit, den „Terms and Conditions“ zuzustimmen. In diesem speziellen Falle tun wir das ausnahmsweise gerne. Nach längerem instrumentalen, proggigem Einstiegspart sind Dudas Satzgesang und die downgestrippte Bridge brillant und prägen sich dauerhaft ein.
´Post-Truth´ („In a constant lie“) lebt dagegen trotz der Kürze vom instrumentalen Abwechslungsreichtum, den melodischen Harmonien und dem schönen Klavier-Outro. Das in drei Kapitel gegliederte ´The Place Where I Belong´ ist das 13-minütige Longtrack-Herzstück der Scheibe in dem RIVERSIDE tatsächlich stark in Richtung ihrer Anfänge tendieren.
Wir schließen mit dem von markanten Drumschlägen eingeleiteten und 70s mit Moderne mixenden ´I’m Done With You´ („You’re not my own CEO“) sowie dem schon in Absatz eins zitierten zunächst sehr rockig und direkt augeprägten, später sphärig ausklingenden ´Self-Aware´.
Mit ihrem tendenziell eher auf der ruhigeren Seite operierenden, aber homogenen wie abwechslungsreichen Album können RIVERSIDE Fehlentwicklungen des Vorgängers ´Wasteland´ korrigieren und gewinnen an Identität zurück. Ich würde sogar soweit gehen, dass man sich aufs Podium der eigenen Diskografie komponiert hat.
(8 Punkte)
