SCREAMER – Kingmaker

~ 2023 (Steamhammer / SPV) – Stil: Heavy Metal ~

Ach, SCREAMER aus Schweden sind ja auch noch dabei. ´Hell Machine´ und ´Highway Of Heroes´, die Alben drei und vier der umtriebigen Skandinavier, sind komplett an mir vorbeigezogen im Wust von tausenden Neuveröffentlichungen, mangelnden Finanzen und zuviel Arbeit. Ich kann also nicht sagen, welche Wege die Schweden nach ´Phoenix´ von 2013 genommen haben, aber was mir hier entgegen rockt, ist der klassisch erdige und doch hochmelodische Heavy Metal, den ich auf ´Adrenaline Distraction´ und ´Phoenix´ gerne gemocht hab.

Headbanger freundliches Riffing, melodieverliebter Gesang, straighter Rhythmen, alles schwungvoll und äußerst beseelt dargeboten. Gerne auch mit gedrosselter Gitarrenmacht in den Strophen und Akkordfolgen zum Dahinschmelzen im Refrain, die durch satte Keyboards noch einen Schuss Extrawürze Marke Hardrock bekommen. Kann man als Zugeständnisse an den Kommerz werten, aber solange das Ergebnis schickt, bin ich dabei. Geht mir mit ENFORCER ja ebenso. SCREAMER könnten hiermit HAMMERFALL-Fans für sich gewinnen. Aber zu den neuen Königen des Heavy Metal Mainstreams werden sie dennoch nicht. Dafür ist ihr Sound zu kantig.

Ich will nicht sagen, dass sie vor zehn, zwölf Jahren genauso, nur frischer klangen, wie man das bei vielen Bands anbringen kann. Genauso ja, aber auch genauso frisch. Aber wer will auch große Neuerungen von SCREAMER? Sie sind eine stilistisch festgelegte klassische Heavy Metal-Band und werden den Fans gefallen. Die Kritiker dieses Stils bleiben kritisch und ablehnend.

Die Songs hier haben den gewissen Spirit, der einen dazu bringt, sich einen SCREAMER-Patch auf die Kutte zu nähen und ihre Platten auf den Teller zu werfen. Und: das Album macht schlichtweg Spaß.

Sound gut, Gesamtproduktion lebendig, Arrangements flüssig, hier und da ein kleiner AHA-Moment, wie die Orgel bei ´Chasing The Rainbow´ und geile Gitarrensoli über die gesamte Spieldauer. Dazu Refrains, die eingängig, einfach, aber auch eindringlich sind. Vielleicht sollte man das Album nicht jeden Tag fünf Mal hören, dann wird man ihm überdrüssig. Aber regelmäßige Drehungen auf dem Plattenspieler sind hier Pflicht.

Ich gebe ja zu, ein hoffnungsloser Retrometaller und Nostalgieromantiker zu sein, aber dieser olle und trotzdem ewig gute Stil bringt halt ab und an Perlen ans Tageslicht, die mich begeistern. Zuletzt TYRANN, auch aus Schweden. Also, das hier macht Freude. Kommt dieses Jahr noch als LP oder CD ins Haus.

(8 Punkte)

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Pic: Tom Johansson