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KRINGA – All Stillborn Fires, Lick My Heart!

~ 2022 (Terratur Possessions) – Stil: Black Metal / Okkult Folk Punk ~


Mitten in den Rauhnächten kam sie zu uns, macht seither unsere Nächte schlaflos und Tage irre, krempelt uns von innen nach außen und lehrt uns den entfesselten, schamlosen Veitstanz – wo die neue KRINGA herrscht, da braucht’s weder Percht noch Krampus! Was auch immer uns im neuen Jahr erwarten mag, an menschlichem Wahnsinn und jenseitigen Verirrungen, wir sind davor gewappnet mit dem, was sie uns mitgebracht haben, die Linzer, nur eine, aber vielleicht die intensivste Inkarnation dieses vielgestaltigen Kreises von Musikern und Bands wie unter anderen HAGZISSA, BRÅND und WEATHERED CREST. Unter all denen zeichnen sich gerade KRINGA dadurch aus, dass sie scheinbar, wenn das auch gerade live kaum zu unterscheiden ist, nur aus dem Affekt heraus handeln, einfach alles rauslassen, was sich in ihnen angestaut hat an Negativität, Zorn und gerechtfertigtem Unverständnis der Welt und der Gesellschaft gegenüber, dass sie sich in eine tranceartige Rage spielen, die sich sofort auf die Zuhörer überträgt, sie nicht stillstehen lässt, sondern ergreift wie eine Beschwörung oder ein Fluch und wild zappelnd und sich gegenseitig herumschubsend hinterlässt.

Dabei ist dieser Minimalismus, dieses vordergründige Chaos nur Schein und verdeckt mit purer, ungefilterter Energie vielfältige musikalische Kenntnis und Ideenreichtum, einen starken Sinn für große Spannungsbögen genauso wie für unverhoffte Überraschungen, aber vor allem eine nach so vielen Jahren extrem gut aufeinander eingespielte Band, die ein tiefes gegenseitiges Gespür dafür hat, wer gerade anführt und wer folgt, wer sich in Improvisation verliert und wer das Feuer schürt, und wann es nötig ist, weiter anzuheizen und schließlich alles überkochen zu lassen. Eine Band, die sich vordergründig in Punk-Basics und weißverschmierter Black Metal-Raserei ausdrückt, dabei jedoch das vielschichtige harmonische Gerüst verdeckt, das die treibenden Songs, die deutlich länger sind als man es erwarten sollte, zusammenhält. Wer die kraftvollen und stets zielgerichteten, gerne absteigenden Bassläufe Berstuks wie gleich in ´Across The Firmament, Stride!´ oder ´Improvisation, N.A.´, diesem Modell dafür, wie ein KRINGA-Song entstehen könnte, hört, weiß, wer diese Bande zusammenhält, genauso wie Talon, der Zen-Schlagzeuger zwischen Punk’n’Roll und Horror-Blastbeats, der aber auch ruhigen Momenten stilsicher jongliert, ohne dabei jemals den roten Faden zu verlieren.

Und dann diese Gitarren, scharf und fiebrig, dissonant aus Protest und Überzeugung, aber vor allem tremologespickt gejagt von versierten, schwitzigen Fingern Vritras und Neidrs, und immer direkt vorne an der Bühnenkante gespielt, beherrschen sie jedoch auch die gemäßigten, nachdenklichen Töne (z.B. ´Labyrinth Heirs´ mit seiner Wirtshausklavier-Einlage und schrägem vielstimmig-grölendem Gesang, der bei KRINGA nie sauber oder gar schön, aber immer inbrünstig klingen muss), wollen jedoch schließlich immer zu den Sternen hinauf, wo sie dann gelegentlich auf Blasmusiktöne treffen, Trompete vielleicht, es spielt keine wirkliche Rolle, bringt jedoch ein volkstümlich-erdiges, auf einer neuen Stufe vibrierendes Element hinein. Alles kann, nichts muss, außer irgendwie dazu passen zu KRINGAs Hexenkessel.

Die so poetischen wie abseitig kryptischen Lyrics – eine eigene Kunstform, genau wie die auf mehrere Stimmen aufgeteilten Vocals, hysterisch-Rumpelstilzchenstyle keifend oder eben im Punk-/Evangelistenstil sprechsingend, langgezogen proklamierend oder seltsame Silben formend wie man es zB von GBHs Colin Abrahall kennt und liebt, KRINGA zelebrieren das Babylonische Stimmengewirr lallend, doch mit größtem Furor. Und ehrlicher Freude am Außenseitertum. Und der eigenen Einzigartigkeit…

Noch experimenteller startet ´Vortex Of Stillborn Fires´, das zuerst fast psychedelisch mäandert, bevor es wie ein isländischer Black Metal-Geysir explodiert. Es sind sowieso nur noch Isländer, die an solche Intensitäten von Hingabe und Wahnsinn herankommen wie diese vier Österreicher sie produzieren, und die sich genauso wenig einschränken lassen durch Genrevorgaben oder ähnlichen Unsinn. Die Kunst ist es, die Freuden des Lebens und noch mehr seine Unwäg- und Unzumutbarkeiten in laute, gefährliche Rockmusik zu übersetzen, die zwar durchaus resignative Züge und Zweifel am Fortschritt hat, diese jedoch mit dem vollgerotzten Ärmel hinwegwischt.

Ist es Anarchismus oder Dadaismus? Eine neue Kunstform oder eine Krankheit? Oder gar eine fremdartige Sekte? Eines ist ganz sicher: die großartige ´Feast Upon The Gleam´ war nur der Anfang, ´All Stillborn Fires, Lick My Heart!´, das ist wild und wahr und richtig, kaputt und schräg und schön, und grösser als das Leben. Das ist der Soundtrack für die Fahrt zur Hölle, für diesen Rohrkrepierer von Jahr, der sich 2023 schimpft, und den man nun in Endlosschleife den Abfluss hinauf- und hinunterspülen kann und auch noch teuflischen Spaß dran haben.

KRINGA. Für die einen nur Lärm, für die anderen die aufregendste Band der Welt. Was für ein Spaß! Nie war es schöner, anders zu sein.

(9 Sternspritzer!)

Für ganz Kurzentschlossene: lasst euch die letzten Konzerte der Tour mit MISþYRMING, NUBIVAGANT und RIVAL DEATH nicht entgehen!

11/01 Linz (A), Kapu
12/01 Aarburg (SWI), Musigburg
13/01 Paris (F), Backstage BTM
14/01 Brussels (B), Magasin4

http://kringa.foedweg.com/
https://theblazeofkringa.bandcamp.com
https://www.facebook.com/theblazeofkringa

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