HIGHWAYS – Breaking The Code
~ 2022 (Stormspell Records) – Stil: Heavy Metal ~
Als ich bei den Recherchen zur Geschichte von HIGHWAYS erfuhr, dass es sich bei ´Breaking The Code´ bereits um das zweite Album dieser Band handelt, war ich zunächst etwas überrascht.
Nicht etwa, weil die Qualität ihrer Musik so schlecht wäre, sondern weil die Umstände die zu ihrer Gründung geführt haben doch eher ungewöhnlich sind. Denn das was bei anderen Bands der Normalfall sein sollte, nämlich die Veröffentlichung eines Nachfolgealbums, war möglicherweise auch von den Musikern der Band als nicht sonderlich wahrscheinlich angesehen worden. Aber wer weiß…
Was ist also passiert?
Da sitzt ein Herr, nennen wir ihn mal Joe Coleman, an einem kalten Dezembertag 2020 in seiner Bude in Lincoln (Nebraska) und denkt sich: “Ich hätte unheimlich Bock darauf, Musik und Texte für ein Album zu schreiben. Zwar kann ich die Songs wegen der verdammten Pandemie nicht mit meiner Band (er singt und spielt Gitarre bei COBRAS) proben, aber was soll’s!“
Und da Herr Coleman offensichtlich ein umtriebiger Zeitgenosse voller Elan und Ideenreichtum ist, der sich den erschwerten Rahmenbedingungen anpassen kann, wird er sich vermutlich irgendwann auch gesagt haben: “Wenn meine Band sowieso nicht zusammen üben, Platten aufnehmen und auf Tour gehen kann, dann kann ich mir ja mal das Experiment erlauben, in den sozialen Netzen neue Musiker zu suchen, um mit denen diese Songs dann dezentral aufzunehmen. Aber warum sollte ich mich dann auf Musiker aus Nebraska beschränken (vermutlich gibt es dort auch nicht allzu viele Musiker mit einer Affinität zum klassischen Heavy Metal), oder auf die USA? Warum nicht gleich weltweit nach den besten, der besten, der besten suchen?”
Das Ergebnis dieser Überlegungen sind Sänger und Gitarrist Carlos Molina aus Chile, Gitarrist Oleh Andrievsky aus der Ukraine, Bassist Marvin Masok aus Nigeria und Schlagzeuger Vinay Ramakrishnan aus Indien. Und genau in diesen Ländern fanden dann auch die Aufnahmen des Gesangs und der einzelnen Instrumente statt, nämlich in Santiago, Lagos, Kiew und Chennai.
Das ganze scheint beim Debüt ‘Texas Is Coming For You’ so gut funktioniert zu haben, dass man mit dem gleichen Personal und unter gleichen Rahmenbedingungen zwischen März und September 2022 das Nachfolgealbum ´Breaking The Code´ aufgenommen hat. Dieses ist nun am 7. Dezember 2022, also ziemlich genau ein Jahr nach dem Debüt vom 15. Dezember 2021, wiederum in Form einer auf 500 Exemplare limitierten CD bei “Stormspell Records” aus Kalifornien erschienen. Beide CDs enthalten dann konsequenterweise auch jeweils acht Songs und sind knapp 35 Minuten (33:42 und 35:51) lang.
Und was ist nun mit der Musik?
Bei dieser handelt es sich um klassischen Heavy Metal in der Tradition von…ich zitiere… METAL CHURCH, VICIOUS RUMORS, LIZZY BORDEN, LEATHERWOLF, RUFFIANS, WARRIOR…
Puuuhhh…hier wird an hochkarätigen Referenzen nicht gegeizt. Tasächlich sind einige Elemente, die die oben zitierten Referenzen zu den Vorzeigebands dieses Genres gemacht haben, in der Musik von HIGHWAYS enthalten. Allerdings wird dann doch nicht nur eine, sondern gleich mehrere Schubladen zu hoch gegriffen, denn leider ist die Stimme von Carlos Molina, die wie eine Mischung aus Dave Mustaine (MEGADETH), Geddy Lee (RUSH) und Niklas Stalvind (WOLF) aus den Boxen schallt, so ziemlich das einzige, was mir dauerhaft im Gedächtnis geblieben ist. Ich musste nämlich feststellen, dass sich auch nach gut einem halben Dutzend Durchläufen, musikalisch nichts in meinen Gehirnwindungen festgebissen hat.
Die Platte ist nicht schlecht und auch gut umgesetzt (Produktion und Abmischung lagen ebenfalls in Händen von Joe Coleman), nichts weniger würde ich von einem Album aus dem Hause Stormspell erwarten, aber mir ist sie in Summe dann doch sehr gleich- um nicht zu sagen eintönig ausgefallen, was auch daran liegt, dass die Songs vorwiegend im Midtempo-Bereich gehalten sind. Zweifelsohne gibt es einige nette, zum Teil recht thrashige Riffs und eine recht ordentliche, bei der Leadgitarre sogar in den Melodic-Bereich abdriftende, Gitarrenarbeit. Aber insbesondere die Rhythmusfraktion agiert mir auf Dauer zu gleichförmig und so wirkt das Gesamtwerk auf mich stellenweise sehr steril, um nicht zu sagen gekünstelt. Ist das der Preis, den man für diese Art der Entstehungsweise eines Albums zahlt? Ich weiß es nicht!
Ich bin mir sicher, dass da mehr drin sein kann, aber dieses Album bekommt aus den genannten Gründen von mir lediglich solide
(7 Punkte)
HIGHWAYS sind:
Carlos Molina: Gesang und Gitarre
Oleh Andrievsky: Lead Gitarre
Marvin Masok: Bass
Vinay Ramakrishnan: Schlagzeug