GARY MOORE – A Different Beat
~ 1999/2022 (BMG) – Stil: Modern Blues ~
1999 ist die Welt längst nicht reif für eine fundamentale Auffrischung von Gary Moores musikalischen Ergüssen. Mit seinem zwölften Soloalbum lässt der Nordire nicht nur seine 1980er Hardrock-Geschichte hinter sich, sondern entledigt sich auch scheinbar seiner höchst erfolgreichen 1990er Blues-Jahre.
Bei seinem 1999er Werk gibt bereits der Albumtitel ´A Different Beat´ die neue musikalische Ausrichtung offen preis. Der Gitarrenhexer feuert seine Saitensalven nunmehr zum tanzbaren Beat in die Stratosphäre. Die Kompositionen besitzen überwiegend alternative und tanzbare Rhythmen, die allerdings auch umgehend ins Blut gehen.
Gary Moore nimmt nicht nur die Gitarre, sondern auch Bass und Keyboards in die Hand und überlässt dem renommierten Jazz- und Rock-Schlagzeuger Gary Husband die natürliche Wucht, die gewollter Maßen Roger King und Phil Nicholls mit ihrer Programmierung umgehend wieder untergraben. Überraschenderweise funktioniert das Experiment bereits im feurigen Opener ´Go On Home´, der mit Moores charakteristischem Gesang und seinem nicht zu bremsenden Gitarrenspiel einen Achtzigerjahre Tanzteeabend in das Jahr 2030 katapultiert. Der gute Gary lässt sich vollends auf das musikalische Abenteuer ein, denn seine Gitarre darf weiterhin schreien.
Ein ´House Full Of Blues´ wird in diesem Umfeld äußerst hektisch, ein ´We Want Love´ mit Scratch-Einlagen vorgetragen. An einem ´Lost In Your Love´ könnte hingegen sogar Carlos Santana seinen helle Freude haben und an dem natürlichen Rocker ´Fire´ sein Erschaffer Jimi Hendrix in jedem Fall. Selbst mächtig gefühlvolle Saitenklänge sind im neunminütigen ´Surrender´ zu genießen.
Wer allerdings nur seine ´Black Rose´ oder ´Corridors Of Power´ in die Gehörgänge Einzug halten lässt, wird mehr überrascht sein wie der Purist von ´Still Got The Blues´. Ohne Frage, über zwanzig Jahre später macht es einen größeren Sinn, sich ´A Different Beat´ genauer anzuhören. Obwohl nicht jeder Song spektakulär die Musikwelt verändert, sollte dieser musikalische Flirt nicht unbeachtet bleiben, denn ab sofort ist das Werk in einer Wiederveröffentlichung nicht nur als Silberling, sondern erstmals auf Vinyl, auf einer transparenten, orangefarbenen Doppel-LP zu genießen.
(7,5 Punkte)