KENNY WAYNE SHEPHERD BAND – Trouble Is … 25
~ 1997/2022 (Mascot) – Stil: Blues Rock ~
Es scheint ja gerade modern zu sein, alte Alben neu eingespielt oder remixed unters Volk zu bringen. Kenny Wayne Shepherd, geboren in Louisiana, erschien 1995 in der Szene mit dem Erstling ´Ledbetter Heights´ und war gleich viel umjubelter Blues Rock-Star mit seinen gerade mal 18 Jahren. Er hatte die Blueskünstler, sowohl die alten Klassiker, aber auch einen Stevie Ray Vaughan, früh in seiner Sozialisation verinnerlicht und war und ist ein hervorragender Sänger und Gitarrist. Sein Gitarrenspiel erinnert an Stevie und den Texas Blues, sehr ursprünglich und bis zum Anschlag aufgedreht. Er erinnert aber auch an Gitarrenhelden wie Jimi Hendrix oder Frank Marino durch seine harte Spielweise.
´Trouble Is´, das zweite Album als KENNY WAYNE SHEPHERD BAND mit 20 Jahren aufgenommen, brach dann einige Rekorde in den Billboard Blues Charts und katapultierte ihn an die Spitze der Blues Rock-Bewegung der neuen Generation. 25 Jahre später hatte er die Idee, das Album noch einmal mit der Crew der ursprünglichen Sessions aufzunehmen. Er wollte anscheinend zeigen, wie zeitlos das Album war und seine jetzige musikalische Sichtweise darin deutlich machen.
Es hat natürlich schon seinen Reiz, sich 25 Jahre später noch einmal auf seine alten Tugenden zu besinnen und gleichzeitig den heutigen musikalischen Horizont einzubringen. Bei alternden Metal-Bands ist das oft peinlich und dient dem nicht vorhandenen Rentenkonto. Beim 45-jährigen finanziell sicher gut gestellten Kenny Wayne möchte ich das jetzt nicht unterstellen. Es beginnt in der gleichen Songreihenfolge mit ´Slow Ride´ und dem folgenden an Stevie angelegten Heavy Blues von ´True Lies´. Nicht alles ist ein Hit wie das eher konventionelle Dylan-Stück ´Everything Is Broken´.
Spannender ist da seine vor allem vom Gesang sehr nah am Original angelehnte Interpretation von ´I Don’t Live Today´ vom Meister aller Klassen, Jimi Hendrix, oder der von der Mundharmonika angetriebene Boogie ´Long Gone´ oder das harte ´Somehow, Somewhere, Someway´, bei dem er wieder an Stevie Ray Vaughan beim Gitarrenspiel erinnert, aber jederzeit seinen eigenen Sound hat. ´King´s Highway´ kommt noch mächtiger als 1997 aus den Boxen, die Wah-Wah-Gitarre bei ´Nothing To Do With Love´, übrigens mit Songwriting-Credits meines Lieblings-Schotten Frankie Miller, klingt so frisch wie 1997 – und ist einer der stärksten Songs des Albums. Als 13. Stück gibt es mit ´Ballad Of A Thin Man´ einen wahren Klassiker von Bob Dylan vom monumentalen ´Highway 61 Revisited´-Album als Bonustitel der neuen Ausgabe.
Hat es Sinn gemacht, die Platte neu aufzunehmen? 1997 klang das Ganze noch mehr nach jugendlichem Sturm und Drang. Jetzt hört man sicher, das sein Gitarrenspiel an Erfahrung und Variabilität dazugewonnen hat. Die Produktion ist deutlich klarer und sein Gesang ist tiefer und reifer geworden. Ich bin kein großer Freund von Neuaufnahmen, aber hier unterstelle ich im Zweifel nicht Einfallslosigkeit, sondern den Wunsch, Älteres wirklich neu zu interpretieren. Das Album hat nach wie vor hohe Relevanz in beiden Versionen und die Live-Qualitäten von Kenny Wayne Shepherd können bei der der CD beiliegenden DVD bzw. Blu-ray bewundert werden. Oder es wird auf die Vinyl-Versionen zurückgegriffen.
(8,25 Punkte)
(VÖ: 2.12.2022)