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JOANNE SHAW TAYLOR – Nobody’s Fool

~ 2022 (Keeping The Blues Alive) – Stil: Blues Rock / Rock ~


Die Geschichte, dass Joanne mit 16 Jahren von EURYTHMICS-Ikone Dave Stewart entdeckt wurde, ist ein alter Hut. Doch jetzt schließt sich der Kreis. Dave Stewart ist einer der Gäste auf dem neuen Album von Sängerin und Gitarristin Joanne Shaw Taylor. Und zwar beim EURYTHMICS-Titel ´Missionary Man´, dessen Pop Appeal nur ein wenig in den Rock- und Blues-Topf fällt, dank Joannes gesanglicher Interpretation und den kräftigen Gitarrenriffs. Natürlich ist auch der omnipräsente Workaholic Joe Bonamassa dabei und zwar beim drittten Song ´Won’t Be Fooled Again´ einem lockeren Rocktitel mit Blues- und Pop-Appeal. ´Bad Blood´ beginnt zwar wie ein Italo-Western, wirkt dann aber auch gar nicht düster.

“Locker” beschreibt das achte Album ganz gut. Joanne ist nicht – wie viele andere in diesen Krisenjahren – in Depressionen verfallen. Ihr Blues ist eher sonnig und locker aus der Hüfte geschossen. ´Just No Getting Over You´ oder ´New Love´ bringen Soul mit. Die Bläser und die Orgel dürfen der Gitarre im Vordergrund etwas Konkurrenz machen. Das klingt erwachsen und nicht nach Sturm und Drang. Aber – trotz der glasklaren Produktion – bleibt genug Rauigkeit erhalten, in den meisten Songs sorgt ein dynamisches Gitarrensolo dafür. Wichtiger als die Gitarre ist aber wahrscheinlich noch die kraftvolle Stimme von Joanne. Sie ist die inhaltliche Klammer für die elf Songs. Und der notwendige Tiefgang, wenn die Platte zu oberflächlich wird. Wie bei ´Fade Away´, wo ihre volle Stimme und die Cellistin Tina Guo den Song zu etwas Erinnerungswerten machen.

Auch der Boogie-Titel ´Then There’s You´ lebt von Joannes Stimme und ihren trockenen Gitarrenlicks und einem offensiven Solo. ´Runaway´ ist sanft und hat mit Blues nicht mehr so richtig viel zu tun. ´Figure It Out´ ist schon poppig und wird vom Gitarrensolo gerade so gerettet. ´The Leaving Kind´ ist eine schöne Ballade.

Klar, ein bisschen “Reißbrett” ist insgesamt beim Songwriting dabei. Man hat das Gefühl, die Songs sind strategisch gut austariert, damit für jeden was dabei ist. Das ist jetzt kein Blues wie beim kürzlich veröffentlichten Alters-Meisterwerk von Buddy Guy, der aus der Tiefe der Seele kommt. Aber Joanne hat auch kein Glaubwürdigkeitsproblem, dafür klingt sie dann doch wieder zu authentisch oder “ehrlich” wie ein Fachblatt zitiert wird. Daran ändert auch die glatte Produktion von Joe Bonamassa & Josh Smith nicht viel.

Eine erstklassige Gitarristin und Sängerin und gutklassige Songs, das macht summa summarum die Gesamtnote.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/joanneshawtaylor/


(VÖ: 18.11.2022)

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