PlattenkritikenPressfrisch

INCURSION – Blinding Force

~ 2022 (No Remorse Records) – Stil: Heavy Metal ~


Fast genau zwei Jahre nach dem Erscheinen der EP ´The Hunter´ werden wir nun endlich mit dem Debüt von INCURSION beglückt, auf welches ich bereits voller Vorfreude gewartet habe, denn immerhin habe ich der EP in meinem damaligen Review 8,5 Punkte zukommen lassen. Da ich bei der Gelegenheit bereits ausgiebig auf die Geschichte der 1982 in Miami gegründeten und nun in Nashville, Tennessee ansässigen INCURSION eingegangen bin, überspringe ich jetzt diesen Part und gehe direkt in medias res!

Vorher muss allerdings doch noch erwähnt werden, dass es seit der Aufnahme der EP zwei Besetzungsänderungen gegeben hat. Zum einen schnallt sich nun Robbie Crede an Stelle von Stone James den Bass um und auch der Schemel am Schlagzeug wird nunmehr von Dan Douchette an Stelle von Buddy Norris warmgehalten. Beide sind vorher noch nirgendwo groß in Erscheinung getreten.

Zur Verkürzung der Wartezeit auf dieses Album wurde bereits im September eine limitierte 12″-Single mit zwei Stücken veröffentlicht, von denen der Track ´Allied Forces´ exklusiv hierauf enthalten ist. Als besonderes Schmankerl hat man sich für dieses Stück Jean-Pierre Abboud (TRAVELER, GATEKEEPER, BORROWED TIME etc.) und Mattheus Luciano (HELL GUN) ins Studio geholt. Das der Single den Namen gebende ´Running Out´ findet sich hingegen erneut auf dem vorliegenden Debüt ´Blinding Force´ wieder.

Enthielt ´The Hunter´ noch Originalmaterial aus den 80ern, welches durch die heutige Aufnahmetechnik mächtig druckvoll und gar nicht altbacken durch die Boxen schallte, so versprühen die neuen Songs ebenfalls diesen alten Vibe, klingen aber dennoch frisch und zeitgemäß. Die Songs wechseln zwischen Mid-Tempo und schnellem Gallop, bleiben aber stets dem soliden klassischen und bodenständigen Heavy Metal treu, welcher von der im Underground beheimateten Zielgruppe so geliebt wird. Experimente moderner Art sucht man auf diesem Album (Gott sei Dank) vergebens.

 

 

Das Titelstück und auch gleichzeitig der Opener ´Blinding Force´ beginnt mit einem schleppenden Gitarrenriff, bevor die Reiterei in das Angriffstempo übergeht, welches allerdings immer noch recht gemächlich ist. Man ist sich seiner Kampfstärke, Tradition und daraus erwachsenen Verpflichtung mehr als bewusst und auch Sänger Steve Samson motiviert die Reihen dazu, geschlossen voranzuschreiten, was diese im Chor bestätigen. Das ganze erfolgt aber sehr kontrolliert und nicht mit “Blendender Gewalt”. Schlagzeug, Bass, Gesang und sich in effektvolle Soli ergehende Gitarren agieren alle sehr traditionell. Dennoch hätte ich mir als Opener ein Stück mit ein klein wenig mehr Punch gewünscht. Den gibt es dann Gott sei Dank beim nachfolgenden ´Vengeance´, bei welchem alle Instrumente ordentlich pumpen und nicht nur einen, sondern gleich mehrere Zacken zulegen, aber dennoch die Gitarrensoli besonders schön zur Geltung kommen. Ein Song, der wie geschaffen für die Bühne ist. Ich höre bereits ganz deutlich den Ruf aus tausend Kehlen: ´Vengeance´!

´Running Out´ ist ebenfalls wieder Tradition pur im Mid-Tempo, inklusive Background-Chören. Das Stück fließt wundervoll dahin und lädt dazu ein, entspannt die Augen zu schließen und den Kopf einfach im Klang der Melodie hin und her zu wiegen.

Mit einem starken und sehr einprägsamen Riff steigt ´The Sentinel´ ein, bevor auf die Bremse getreten wird und sich der Track in einen hochmelodischen Song mit sehr gefühlvollem, aber auch leidenschaftlichem Gesang verwandelt. Ein wirklich starkes und atmosphärisch dichtes Stück, das natürlich auch wieder mit einem glänzenden Gitarrensolo beeindruckt.

Im Fall der LP-Ausgabe eröffnet ´The Rites´ die B-Seite. Das Stück lässt mal wieder die Pferde aus dem Stall und es wird flott über die Prärie galoppiert. Sehr simpel, aber hocheffektiv. Nicht minder effektiv ist auch das folgende, aber etwas zackigere ´Master Of Evil´, bei dem mal wieder der Refrain und die Gitarren für eine Menge guter Laune sorgen.

Ich habe bisher nichts zu der Schlagzeug- und Bassarbeit gesagt, aber es versteht sich von selbst, dass sie bei dieser Art von traditionellem Heavy Metal das solide Fundament bilden ohne das alles andere, sei es musikalisch auch noch so gut, lediglich einen wackligen Aufsatz darstellen würde. Und wie um diese Tatsache eindringlich deutlich zu machen, startet ´Strike Down´ auch mit einem ordentlichen Drum-Intro, welches leider von den anschließenden Ohohoh-Chören etwas unschön unterbrochen wird. Allerdings ist das schnell vorüber und es setzt ein getragener Gesang ein, der musikalisch im Mid-Tempo begleitet wird. Und wie um zu demonstrieren was ich meine, beginnt nun auch der Bassist mit einer Darbietung seiner Künste. Einfach großartig wie sich im Folgenden die beiden Gitarren zur Basslinie gesellen. Dieses Stück ist ohne Zweifel ein absolutes Highlight auf ´Blinding Force´.

Zackig geht es mit ´Hang ´em High´ weiter. Kurz, knackig, energiegeladen…sehr gut. Und weiter zum letzten Track. ´Riot Act´ lässt sich sehr viel Zeit, um einen ordentlichen Spannungsbogen aufzubauen, der sich dann nach knapp einer Minute in einem sehr ordentlichen Banger entlädt, bei dem Steve Samson nochmal alles gibt.

Nach einem etwas verhaltenen Start entwickelt sich das Album, welches mit neun Stücken auf knapp über 41 Minuten kommt, zu dem Album, welches ich mir nach der EP gewünscht hatte. Aus diesem Grund vergebe ich auch erneut

8,5 Punkte.

 

 

Das Album ist am 11. November über No Remorse Records erschienen und sowohl als CD, als auch als LP, einmal in schwarzem Vinyl und einmal in einer auf 100 Stück limitierten Version in transparentem orangenem Vinyl, erhältlich.

Wie bereits bei der EP erfolgte die Abmischung und das Mastering von Jorg Uken beim Soundlodge Tonstudios im ostfriesischen Rauderfehn. Warum sollte man auch bewährte Dinge ändern…

Das Artwork stammt dieses Mal vom Brasilianer Marcos Miller.

 

INCURSION sind:
Steve Samson – Gesang
Maxx Havick – Gitarre
Michael Lashinsky – Gitarre
Robbie Crede – Bass
Dan Douchette – Schlagzeug

 

https://www.facebook.com/TheBandIncursion/

https://incursionmetal.bandcamp.com/music

http://www.incursionheavymetal.com/

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"