WHIRLWIND – 1714
~ 2022 (Fighter Records) – Stil: Heavy Metal ~
Tributbands gibt es reichlich, solche, die einer Band mit selbstgeschriebenen Songs Tribut zollen, sind etwas seltener. Bei vielen dieser Bands hört man, worauf sie sich beziehen. Nur wenige sagen ganz klar, was Sache ist. Das ist etwa der Fall bei WHIRLWIND aus Barcelona. Hier steckt Mark Wild dahinter, seines Zeichens Gitarrist bei KÖRGULL THE EXTERMINATOR. Bei seinem Nebenprojekt, wo er zusammen mit den wohl nachnamenlosen Brüdern Jordi und Artur (Drums und Lead Guitar) und Héctor Llauradó (Gesang) spielt, widmet er sich seiner Liebe zur goldenen Zeit von RUNNING WILD.
Diese Band dürfte ja hier jeder kennen. Und jeder von uns hat mindestens eines von ihren Alben auf seiner Favoritenliste. Die einen das noch rohe Debüt. Manche mögen dann etwas spätere Sachen. Allerdings haben sich Herr Kasparek und Kollegen irgendwann nach 1992 ihren Ruf ein wenig demoliert. Da gibt es ja auch den Running Gag um Drummer Angelo Sasso.
Davon ab, WHIRLWIND huldigen der Zeit zwischen ´Under Jolly Roger´ und ´Black Hand Inn´. Das beginnt schon beim Thema. Mit ´1714´ reisen sie zurück in die Geschichte. 1714 war einiges los. Im Ostseeraum tobte der Große Nordische Krieg. Mit einem Gewaltritt überwindet der schwedische König Karl XII. innerhalb 15 Tagen 2400 Kilometer zwischen Pitesti und Stralsund um aus seinem Exil im Osmanischen Reich nach Hause zu kommen. Frankreich und Österreich beenden den Spanischen Erbfolgekrieg im Rastatter Frieden. Der Hannoveraner Georg I. besteigt den britischen Thron. Daniel Fahrenheit führt seine Temperatur-Skala ein. Die Kantate (Achtung, Heavy Metal!) “Mein Herze Schwimmt Im Blut” von Johann Sebastian Bach wird uraufgeführt.
WHIRLWIND allerdings erzählen aber eher die kriegerischen Geschichten. Es gibt das obligatorische Intro und dann steigt man gleich ein. ´The Call´ ist ein flotter Rocker, der genau mit solchen Mitsingleads eröffnet wird, die ich schon bei der ´Death Or Glory´-Tour mitgesungen habe. Die man aber auch bei HAMMER KING bekommt. Und die natürlich, gerade live, für Stimmung sorgen. Während instrumental alles klingt wie aus der Zeitmaschine geholt, bringt Sänger Héctor eine leichte eigene Note ein. Er klingt etwas heller als Rock’n’Rolf, dadurch bekommen die Wirbelwinde eine gewisse Eigenständigkeit.
Aber es überwiegt der Klang Hamburgs. Gerade die Gitarren klingen arg nach den Piraten. Da ist man froh, wenn in ´Torture, Knife & Fire´ mal aus dem Korsett ausgebrochen wird. Wenn auch nur kurz. Aber sonst ist alles wirklich gut kopiert. Für ein oder zwei Lieder ist das sicher ganz launig. Über elf Tracks wird es aber doch etwas ermüdend. Da frage ich mich schon, ob ich nicht doch lieber mal wieder die ´Port Royal´ aus dem Regal ziehen sollte. Weil ich aber ganz sympathisch finde, dass hier der Stiefel so durchgezogen wird, vergebe ich 7 Kanonenkugeln. Beim nächsten Mal aber bitte ein paar mehr eigene Ideen.
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(VÖ: 22.11.2022)