AFTERMATH – Don’t Cheer Me Up/ Building Up To Meltdown
~ 2022 (Lost Realm Records) – Stil: Power Thrash ~
Als die Welt noch in Ordnung war, kein MTV die Zimmer bestrahlte, wurden Gitarrist Cliff Finey und Bassist Joe Nutt beste Freunde und nahmen zu Beginn der Achtzigerjahre jede Gelegenheit wahr, gemeinsam abzuhängen oder Partys zu feiern. Metal wurde ihre Liebe. LED ZEPPELIN, RUSH, SKYNYRD und AC/DC schallten aus jedem Lautsprecher, für sie aber wurden MOTÖRHEAD, frühe MAIDEN, RIOT, frühe SCORPIONS und frühe DEF LEPPARD zum neuen Heiligtum.
Als sie auf Rick von Glahn und sein fettes Schlagzeug trafen, fehlte für die neuformierte Gruppe AFTERMATH aus Tucson nur noch ein Sänger. Den fanden sie nach längerer Suche in Richard Shayka. Obwohl er in seinen vorherigen Bands an der Gitarre anzutreffen war, schien er der richtige Mann zu sein, wie sich bei den anschließenden Live-Shows bestätigen sollte. Also steckten sie ihr Geld in Studioaufnahmen und produzierten ein damals populäres Musikformat, eine EP.
Don’t Cheer Me Up (LP 1988)
Straight From Hell (EP 1985)
1.000 Einheiten der EP ´Straight From Hell´ stellten AFTERMATH über ihr eigenes Label her, hauptsächlich um ein Plattenlabel zu finden. Nachdem sie einen Vertrieb ausfindig gemacht hatten, verkauften sich die Einheiten augenblicklich schneller. Da sich jedoch immer noch keine Plattenfirma fand, gingen sie erneut auf eigene Kosten ins Studio und kamen mit der Acht-Song-´Aftermath´-Kassette wieder heraus. Einen weiteren Song konnten sie sogar auf dem ´Iron Tyrants II´-Sampler platzieren. Nun zogen AFTERMATH mit SLAYER, METAL CHURCH, OMEN oder KING DIAMOND von Stadt zu Stadt, ehe es sie wieder ins Studio verschlug. Die nächsten sieben Songs landeten auf ihrer ersten LP ´Don’t Cheer Me Up´, die endlich von einem Amsterdamer Label, von “Boudisque/Moshroom Records” herausgebracht wurde.
“Lost Realm Records“ veröffentlichen unter dem Titel ´Don’t Cheer Me Up´ diese 1988er LP und die 1985er EP ´Straight From Hell´ mit vier Bonus-Songs, zwei von der 1988er ´Killing Time´-EP , einen von ihrem Samplerbeitrag und einen vom ´Aftermath´-Demo.
Der gerne auch komplexer aus den Lautsprechern krachende Power und Thrash Metal von AFTERMATH ist für Freunde von FLOTSAM & JETSAM oder LÄÄZ ROCKIT eine Pflichtveranstaltung. Selbst die EP und die Bonus-Stücke weichen keinen Millimeter davon ab. Gleichwohl hatte die Debüt-LP zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung natürlich einen schweren Stand gegenüber Alben wie ´No Place For Disgrace´ oder ´So Far, So Good… So What!´.
Zum Zeitpunkt ihrer ersten LP integrierten AFTERMATH auch John E. January als zweiten Gitarristen, damit der Livesound dem vollen Studiosound entsprach. Daher nahmen sie Ende 1989 erstmals als Zwei-Gitarren-Band zum wiederholten Male neun neue Songs auf (´Building Up To Meltdown´). Die Band hielt sie für ihre besten, ebenso die erstklassige Produktion. Demzufolge sollte dieses Werk unbedingt ein Major-Label veröffentlichen.
In den kommenden Monaten veränderte sich jedoch die Musiklandschaft dramatisch. Erst verließ Rick die Band und wurde durch Jason Lashbrook ersetzt. Dann gingen sie zwar ein letztes Mal ins Studio und nahmen fünf neue Songs auf (´Derek Blood Sessions´), die Suche nach einem Major verlief allerdings im Sande. Die Leute wollten anscheinend nicht mehr Musik im Sinne von AFTERMATH hören. Diese spielten noch lokale Shows und lebten ihr Leben. AFTERMATH waren Geschichte.
“Lost Realm Records“ veröffentlichen unter dem Titel ´Building Up To Meltdown´ dieses fantastische 1989er Demo und das 1991er Demo ´Derek Blood Sessions´. Die sich aus der zielstrebigen Komplexität herausschälende Genialität des Power und Thrash Metal lässt diese einst unveröffentlichten Perlen für Liebhaber von HELSTAR, LIEGE LORD und WATCHTOWER zum Kult erwachsen.