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TREVOR DUNN’S TRIO-CONVULSANT – Seances

~ 2022 (Pyroclastic Records) – Stil: Avantgarde Jazz ~


Heilig’s Blechle. Bassist Trevor Dunn (MR. BUNGLE, SECRET CHIEFS 3, TOMAHAWK, JOHN ZORN) tritt 18 Jahre nach ´Sister Phantom Owl Fish´ wieder mit Gitarristin Mary Halvorson und Schlagzeuger Ches Smith als TRIO-CONVULSANT an. Dabei erhalten sie diesmal Unterstützung durch das Kammerquartett FOLIE À QUATRE mit Carla Kihlstedt (TIN HAT, SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM), Oscar Noriega (THE CLARINETS, OSCAR NORIEGA QUARTET, SNAKEOIL), Mariel Roberts (WET INK ENSEMBLE) und Anna Webber (WEBBER, MORRIS BIG BAND).

Bereits 2015 hatte Trevor Dunn gut 60 Minuten Musik für das TRIO-CONVULSANT samt Streichquartett eingeprobt, doch die Musik landete bis auf wenige Ausnahmen im Müll. Aus dem Mülleimer der Geschichte hob Trevor Dunn hingegen die literarischen Grundlagen für seine neuesten Instrumental-Kompositionen. Im Mittelpunkt stehen die Konvulsionäre von Saint-Médard, eine christliche Bewegung im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Am Grab des Diakon François de Pâris ereigneten sich immer wieder Wunder. Die Konvulsionäre verfielen dabei obendrein in Trance und Zuckungen. Im Laufe der kommenden Jahre wurde die Bewegung allerdings untersagt und als Ketzerei abgetan. Doch sie fuhren außerhalb des Friedhofes fort, begannen sich mit Stangen und Messern zu malträtieren. Einige ließen sich sogar kreuzigen.

Erst die Flöte und die Klarinette, dann steigt in ´Secours Meurtriers´ das gesamte TRIO-CONVULSANT ein, um den musikalischen Wahnsinn im 13/4-Takt und 5/4 auszubreiten. Ches Smith trommelt ohne Vorgaben im Gleichklang zu jeder schrillen Tonfolge. Die Gitarre und die Geige sollen eine bluesige Melodie für die altehrwürdige Kirche ´Saint-Médard´ vortragen, der 3/2-Takt erweitert sich allerdings auf 5/2, wenn Bass und Cello irrwitzig beitreten zu einem 8/8. Eine elftaktige Basslinie treibt ´Restore All Things´ voran, Streicher überlagern dennoch die volle Distanz. Sogleich gibt sich das gesamte Septett der kompletten Improvisation hin, denn ´1733´ war für die Konvulsionäre ein ereignisreiches Jahr. Bass und Klarinette tönen, doch nur die Streicher tragen die Melancholie von ´The Asylum’s Guilt´ im musikalischen Irrgarten voran. Dagegen nähert sich ´Eschatology´ einer Bebop-Melodie bis ´Thaumaturge´ in aller Zerrissenheit mit einer 9/4-Takt-Basslinie ausklingt. Da fliegt mir doch das Blech weg.

 

https://trevordunnpyroclastic.bandcamp.com/album/s-ances


Pic: enmonrophotography

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