DEAD CROSS – II
~ 2022 (Ipecac) – Stil: Hardcore/Post Punk/Metal/Experimental ~
DEAD CROSS sind zurück mit ihrem zweiten Longplayer, schlichtweg ´II´ betitelt, und sie präsentieren darauf nach wie vor eine experimentelle Mischung aus extremer Musik wie Hardcore, Punk und aus den verschiedenen Spielarten von Metal. Die Band besteht aus den bekannten Musikern Mike Patton (Gesang, u.a. FAITH NO MORE, MR. BUNGLE), Dave Lombardo (Schlagzeug, Ex-SLAYER), Justin Pearson (Bass, SWING KIDS, THE LOCUST) und Michael Crain (Gitarre, RETOX).
Die persönlichen Turbulenzen und Leidensgeschichten, die die Band während der Aufnahmen des Albums erlebte, haben sich zweifellos übertragen und sind auf diesem sehr roh klingenden Album auch ziemlich greifbar geworden. Patton hatte mit Agoraphobie zu kämpfen, während bei Crain Krebs diagnostiziert wurde, und die viszerale Emotion, die auf ´II´ in vielerlei Hinsicht zu spüren ist, kommt insofern aus einer höchst realen Konstellation.
Besonders die Gitarrenarbeit wirkt wie auf einem anderen Level, und die Art und Weise, wie zwischen aggressiven Explosionen an kantigem Hardcore Punk bis hin zu gruselig-atmosphärischen Passagen im Stile von SLAYER gewechselt wird, ist schon bemerkenswert.
´Christian Missile Crisis´ beispielsweise demonstriert diese neue Dynamik, indem es während seiner rund fünf Minuten nahtlos zwischen vielen Tönen und Geschwindigkeiten hin und her wechselt, wohingegen ´Love Without Love´, ´Strong And Wrong´ und ´Imposter Syndrome´ eher im Post Punk zu verorten sind.
Das Album ist wesentlich fokussierter und mit weit stärkeren Komposition versehen im Vergleich zum selbstbetitelten Vorgänger, gekennzeichnet vor allem durch die zahlreichen Breakdowns im Song-Mittelteil bzw. die Tempowechsel, und es bezeugt die Fähigkeit der Band, augenblicklich zwischen den klanglichen Extremen hin- und herzuwechseln. ´Nightclub Canary´ etwa schneidet für ein paar Takte sogar in ein atmosphärisches, surfiges Riffing, und Patton präsentiert in dessen dramatischem Ende eine seiner besten gesanglichen Wutausbrüche überhaupt.
Überhaupt bringt Patton, wie gewohnt, gleich mehrere Gesangsstile mit vielfältigen und einfallsreichen Darbietungen in die Produktion mit ein, und das lyrische Sparring mit Pearson erzeugt eine gar schrille, punkige Angst.
Crains Riffs haben teilweise durchaus auch melodische und eingängige Qualität, und ´Animal Espionage´ zeigt diese Gitarren-Dualität besonders eindrucksvoll, mit seinen beunruhigenden, scharfen und bissigen Passagen. Das Album wird zudem in Lombardos standhaftem Schlagzeugspiel fest verankert, und er transportiert die Songs mit atemberaubender Geschwindigkeit, kreativem Flair und energischer Energie mit dem für ihn bekannten Perfektionismus.
Auf ´II´ treiben DEAD CROSS ihren explosiven Sound jedenfalls voran in neue, aufregende Richtungen. Es ist ein kraftvolles, grenzenloses akustisches Rumpeln, das trotz seiner monströsen, fast kämpferischen Wildheit immer noch erfreuliche Melodien und faszinierende Experimente schafft.
(7,5 Punkte)
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Pic: Becky DiGiglio