LUCKY MUD – Keep It Lit
~ 2022 (Home Run Records) – Stil: Americana / Rock / Sixties ~
Die Band wurde Ende der 60er Jahre bereits gegründet. Bandleader war der wohl nicht mit Mitch Mitchell verwandte Mike Mitchell. Man durfte trotzdem für Jimi Hendrix und Buddy Miles eröffnen (ja ja, ich weiß, da war Mitch Mitchell nicht dabei). Dann war irgendwie schon Anfang der 70er Jahre Schluss mit LUCKY MUD. Aufnahmen gingen verloren, einzelne Musiker spielten mit Legenden wie John Cippolina, dem legendären Gitarristen der vergessenen QUICKSILVER MESSENGER SERVICE, zusammen oder mit Bob Dylan oder Bonnie Raitt. 1990 gab es eine Wiedervereinigung und viel Material der hier vorliegenden Platte wurde von 1990-1996 eingespielt. Etwas strange das Ganze.
Hören wir rein. Die Zeitmaschine startet, ich steige aus und erreiche San Francisco im Jahr 1969. Gestern hatten JEFFERSON AIRPLANE ihr Konzert. Bald treten MC 5 auf. Spaß beiseite. LUCKY MUD haben wirklich bei vielen Songs den Original-Sound von vor über 50 Jahren eingespielt. Die Sänger und Gitarristen Mike Mitchell und Angelo Rossi AKA AJ Crawdaddy erinnern an Mick Jagger (klingt auf jeden Fall frischer als der heutige Mick) und JEFFERSON AIRPLANE. Sie teilen sich irgendwie die Vocals, ich kann sie meist auseinanderhalten (AJ Crawdaddy klingt meist rockiger und tiefer). Es gibt auch hin und wieder einen weiteren Gastsänger. Die Gitarren klingen auch wie anno dazumal wie bei ´Great Highway´, wo die Wah-wah-Gitarren an Sonne und Blumenkinder und viel Aufbruch erinnern. Beim anschließenden ´Slippery´ geht die Orgel von Jan Garfinkle in den Wettbewerb mit den ständig stark präsenten Sängern und den Gitarreneruptionen.
Zwei Bläser gibt es auch, aber die fallen nur selten richtig ins Gewicht. Doch bei ´Don’t Make Me Come In There´, das klingt wie THE DOORS auf ´Soft Parade´ und ´Strange Days´ (hört die ´Moonlight Drive´-Gitarre), sind sie beispielweise aktiv. ´Driving´ schlägt dann aber schon den Bogen in die 70er. Oder doch noch Hippie-60er? Schön ist es, das Lied. ´Jimmy Da Kine´ ist eine ordentlicher Rhythm & Blues Rocker, der jetzt doch die 60er wirklich hinter sich lässt und irgendwie sogar new-wavig klingt. Es gibt auch schwächere Songs wie ´Late Night Movies´, das lässt sich bei 20 Songs auch schlecht verhindern. Aber ´Love And War´ ist wieder so ein richtig netter Midtempo-Rocker mit guter Gitarre. Und ´Message To Mary´ eine ordentliche Herz-Schmerz-Ballade, wird dann rockiger und etwas einfallsloser. ´Shut Up! Play That Guitar!´ ist funkig wie Johnny Guitar Watson.
Die Spielzeit ist eher nicht wie in den 60ern, die erstreckt sich nämlich auf über 70 Minuten mit sage und schreibe 20 Songs. Die Produktion gibt sich auch keine Mühe, nach heutigen Maßstäben zu klingen und ist ideal für den gewünschten Retro-Sound, aber immer transparent. Wer soll sich dafür begeistern? Die jungen Leute, die die über 50 Jahre alten Bands nicht kennen. Oder Leute wie ich, die einen nostalgischen Flashback bekommen. Allerdings der 60er-Hippie-Kontext geht im Laufe der Spielzeit verloren und es wird eher beliebig bei den Musikstilen. Ich mag das Hippie-Zeugs mit Wah Wah zu Anfang oder wie bei ´Sure As The Day Is Long´ oder ´Queen Of Denial´ gegen Schluss deutlich mehr als die anderen musikalischen Ausflüge. Alles gut gespielt, aber dann doch etwas beliebig und inkonsequent.
(7 Punkte)