PUGSLEY BUZZARD & THE SWAMP ORCHESTRA – Feelin’ Lucky
~ 2022 (Music Hub) – Stil: Jazz, Boogie, Swing, Blues ~
Pugsley Buzzard kam als Australier 2018 nach Deutschland. Er war mal Fernsehkoch, ist Schauspieler, aber vor allem hat er eine Stimme, die irgendwo zwischen Howlin’ Wolf, Tom Waits und Louis Armstrong liegt.
Und so entspannt wie sein Bass-Gesang klingt, ist auch die im Sommer im Ostseebad Binz aufgenommene Platte. Entspannt soll aber nicht heißen, dass das jetzt so vor sich hinplätschert und nur eine Gute-Laune-Platte ist. Entspannt heißt hier, die Songs haben Zeit, sich zu entwickeln und zu reifen. Wie z.B. ´Photograph´, das gelassen und trotzdem emotional ist.
Die Mitmusiker von Pugsley und einige Gastmusiker verstehen alle ihr Handwerk. Neben dem variantenreichen Schlagzeuspiel von Micha Maas kann besonders das hochwertige Bläser-Duo (Bernhard Ullrich am Saxophon und Rob Gutowski an der Posaune) überzeugen, die viel Power reinbringen, ohne aufdringlich zu sein. Ich bin ja sonst keine großer Fan von Blasinstrumenten, aber hier passt es super. Pugsley muss bei aller musikalischen Konkurrenz in den eigenen Reihen nie befürchten, aus der musikalischen Mitte vertrieben zu werden. Dafür ist sein Gesang zu markant und (im positiven Sinne) dominant.
´Inertia´ kommt mit bleischwerem Bass, dunklen Chören und exotischem Touch und wird von einem gekonnten Gitarren-/ Orgel-Zwischenspiel unterbrochen. Der Song swingt. Ein Piano unterlegt von Bläsern läutet ´Down Down Down´ ein. Pugsley erzählt nicht nur hier gerne über klassische Beziehungsgeschichten und amouröse Verwicklungen mit chaotischen Auswirkungen. Bei seiner Stimme glaubt man das alles.
Die meisten Songs sind eher in ruhiger Geschwindigkeit aufgenommen. Bei ´It Is What It Is´ ist auch mal mehr Tempo drin. Und das Saxophon darf sich im Mittelteil kurzzeitig in den Mittelpunkt spielen. ´Heebie Jeebies´ ist etwas abgedreht. Es blubbert und erinnert gleichzeitig etwas an Brecht/Weill. ´Sparrow´ ist eine augenzwinkernde Breitbandballade mit massiven Kuschelchören. Bei ´Adelaide´ ist Boogie und Swing inhärent. Das passt alles, hat den oft genannten “Roten Faden” und wird trotzdem durch Abwechslung ins richtige musikalische Licht gestellt.
Jazz, Swing, Boogie, das ist insgesamt nicht unbedingt die Musik, die jeden Tag bei mir die Räume füllt, aber hier sehr kurzweilig. Die Produktion ist sehr klar und direkt und findet die richtige Mixtur zwischen intimem Clubsound und solidem Big Band Glanz. Nie überladen und die Instrumente sind alle deutlich identifizierbar. Empfehlenswert, wenn es eine musikalische Affinität zu den genannten Stilen gibt.
(7,75 Punkte)