AVANTASIA – A Paranormal Evening With The Moonflower Society
~ 2022 (Nuclear Blast) – Stil: Melodic/Sinfonic Rock/Metal ~
Tobias Sammet nutzte die vergangenen Jahre ausgiebig, um seine Vision eines sinfonischen und akribisch ausgearbeiteten Hardrock- und Metal-Werkes bei der neunten Ausgabe von AVANTASIA mit besonders viel Herzblut umzusetzen. Obwohl er in diesen Jahren nichts anderes als diese Produktion bewerkstelligen musste, hat er den zuletzt üblichen Veröffentlichungsrhythmus von drei Jahren um weitere zwei überschritten. So konnte er sich mit Sascha Paeth in die Produktion und in jedes Detail hineinknien, die Orchestrierungen ausfeilen und an den Keyboard-Arrangements tüfteln. Von den ersten Ideen in den Jahren 2018 und 2019 bis zu den üblichen und zahlreichen Gastbeiträgen verging die Zeit scheinbar wie im Fluge, so dass 2022 endlich ´A Paranormal Evening With The Moonflower Society´ das Licht der Öffentlichkeit erblicken kann.
Die Eröffnungsnummer ´Welcome To The Shadows´ tönt samt den Keyboard-Tupfern in ihrer geisterhaften Atmosphäre gänzlich nach den Achtzigerjahren, doch spätestens zum Refrain fährt der Chor unter Anleitung von Tobias Sammet in gewohnter Manier zu voller Größe und im MEAT LOAF-Protz auf. Überraschenderweise übernimmt Tobias Sammet trotz der illustren Sängerriege auch ansonsten den größten Anteil bei den Gesangsreinsätzen. Für die Gitarren-Soli zeichnet sich dagegen beinahe durchgehend Sascha Paeth (HEAVEN’S GATE) verantwortlich.
Purer Heavy Metal schallt aus allen Poren der Lautsprecher, wenn Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR, ex-GAMMA RAY) in den Strophen von ´The Wicked Rule The Night´ wunderbar kreischt, während er die Refrains Tobias Sammet überlässt. Klassischer Melodic-Speed kracht mit ´The Inmost Light´ aus den Boxen. Wie geschaffen für Sänger Michael Kiske (HELLOWEEN) – und zur Abwechslung wechseln sich Kiske und Sammet bei der Reihenfolge ihres Vortrags im Refrain ab. Es bleibt allerdings bei diesem einmaligen Ausflug in die Domäne von HELLOWEEN, in der das Projekt AVANTASIA überhaupt seinen Ursprung fand, schließlich sind die Hamburger Kürbisköpfe in großer Besetzung selbst wieder aktiv.
Der sinfonische Hardrock übernimmt mit ´Kill The Pain Away´ das Zepter, obwohl der zuckersüße Schmalz und Bombast über das gesamte Werk niemals Oberhand gewinnt, und Floor Jansen (AFTER FOREVER, NIGHTWISH) das Mikrofon zum Duett mit Tobias Sammet. Zum halbballadesken Stück ´Misplaced Among The Angels´ kehrt sie nach einem weiteren Song nochmals zurück.
Natürlich durch den Chor multipliziert, gehen die Solo-Stimmen im Refrain oftmals unter, so auch Jorn Lande (JORN, MASTERPLAN) in dem Hardrocker ´I Tame The Storm´. Den Pop-Rocker ´Paper Plane´ präsentiert hingegen im nächsten Duett Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS), die 80s Poprock-Komposition ´The Moonflower Society´ Bob Catley (MAGNUM) und die flotte AVANTASIA Rock-Musical-Komposition ´Rhyme And Reason´ Eric Martin (MR. BIG). Eine modernere und keine klassische Komposition hat Tobias Sammet seinem nächsten Idol in ´Scars´ auf den Leib geschrieben. Doch bei seinen eigenen Einsätzen muss er sich anstrengen, um – nach besten Kräften – nach seinem Duettpartner Geoff Tate zu tönen.
Durch die letzten, epischen zehn Minuten von ´Arabesque´ führen Jorn Lande, Michael Kiske und Tobias Sammet in trauter Einheit, zu Chören und Dudelsäcken, und schließen nahtlos an die AVANTASIA-Epen der Vergangenheit an.
(8 Punkte)
Pic: Kevin Nixon
(VÖ: 21.10.2022)