KULT KOMPASS Oktober 2022 – 1/2
Willkommen! Bonjour !! Hier kommt der erste Kompass des Oktober mit seinen Kurzreviews!
Q u i c k – R e v i e w s
AFTER ALL – Eos
2022 (Metalville Records) – Stil: Thrash Metal
Für ihr zehntes Studioalbum, seit ihrem Debüt anno 1995, haben sich AFTER ALL ein feines Coverartwork von Travis Smith und Mix+Mastering von Dan Swanö gegönnt. Die beiden verbliebenen Urmitglieder und Gitarristen, Dries Van Damme und Christophe Depree, haben sich allerdings auch personell verstärkt. Neuschlagzeuger Bert Guillemont bildet mit Bassist Frederik Vanmassenhove endlich ein handfestes Rhythmusgespann und Neusänger Mike Slembrouck kann sich auch passend zum Thrash Metal am Mikrofon präsentieren.
Dennoch besitzt das Werk der Belgier keine klassische Neunzigerjahre-Wärme, sondern eher ein sterile Achtzigerjahre Thrash-Kälte. Womöglich liegt es auch an der kompositorischen Herangehensweise, die bisweilen eine gewisse Komplexität an den Tag legt, ohne im Tech Thrash zu landen. Oft zeigt dann der Finger eher Richtung HEATHEN, in einem Song wie ´Elegy For The Lost´ sogar Richtung QUEENSRYCHE.
(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/afterallmetal
ALTER BRIDGE – Pawns & Kings
2022 (Napalm Records) – Stil: Hard Rock
Auch auf ihrem siebten Studioalbum bleiben sich ALTER BRIDGE, die immerhin schon knapp 20 Jahre am Start sind, mit ihrem zeitlosen, kraftvollen Hard Rock treu. Ihr Sound war schon immer am Puls der Zeit und so zelebrieren Ausnahmesänger Myles Kennedy und seine Jungs ihren unverwechselbaren Hard Rock.
Dass man mit Mark Tremonti einen der talentiertesten jüngeren Gitarristen mit an Bord an hat, sei nur nebenbei erwähnt. Aber sein Gitarrenspiel dominiert das Album, das mit pulsierenden, voller Energie ausgestatten Songs den Rock-Fan begeistert. Druckvolle Härte kombiniert mit hoher Energie und Entschloßenheit arbeiten perfekt mit der hohen Melodiedichte zusammen. Beachtenswert auf diesem Album sind drei Nummern mit weit über sechs Minuten Spielzeit, die das epische Zentrum des Albums bilden. Dagegen treiben energische Stücke wie ´Silver Tongue´, ´Season Of Promise´ oder das trocken harte ´This Is War´ den Hörer vor sich her. Die Riffs, die Tremonti zaubert, sorgen für Schnappatmung. Der Spannungsbogen wird konstant hochgehalten, die Kompositionen sind ein wahres Feuerwerk an beeindruckenden Ideen! ´Pawns & Kings´ ist ein Highlight des modern geprägten Hard Rock, mit einer Tüte voller Ohrwürmer.
(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/alterbridge
CAPTAIN BLACK BEARD – Neon Sunrise
2022 (Mighty Music) – Stil: AOR im Nachtflugmodus
Schon das futuristische Cover und das Bandphoto lassen keinen Zweifel aufkommen, dass hier im NIGHT FLIGHT Modus orchestriert wird, wobei die Band aber schon seit 2009 besteht. Schon sehr vergleichbar wenn auch im Durchschnitt flotter entstehen die 12 Kondensstreifen innerhalb von 46 Minuten. Also langweilig und weglegen?
Keineswegs, denn auch wenn hier 0,0 Innovaton geboten wird, gelingt der (natürlich schwedischen) Band wirklich ein Hit nach dem anderen und die propagierten JOURNEY-Vergleiche sind tatsächlich auch nicht ganz von der Hand zuweisen. Trotz aller Don’t Bore Us – Get To The Chorus Mentalität ist das Material dabei nicht platt. Und so heißt es bspw. im vielleicht größten Hit bereits nach 30 Sekunden – Und jetzt Alle: „Can’t stand another Night Night Night Reaction“. Brauchen wir auch nicht, denn wir können unserem unrasierten Captain vertrauen, dass er uns sicher in den nächsten glitzernden Sonnenaufgang fliegt. Eines der Genrehighlights 2022! Wer die Band schon länger verfolgt, darf mir gerne mal schreiben, wie empfehlenswert die fünf Vorgänger sind.
(8,5 Punkte – Markus gps) – https://captainblackbeard.net – https://de-de.facebook.com/CaptainBlackBeardBand/
THE CARDS – The Cards (Deluxe Edition)
2020 (Kova Records) – Stil: Blues-/Hard Rock
Letztens beim SAXON-Konzert in Offenbach für einen Zehner mitgenommen, THE CARDS. Ist zwar nicht mehr wirklich neu, weil schon 2019 veröffentlicht und 2020 als „Deluxe Edition“ noch einmal aufgelegt, aber egal, ein bisschen Mucker Support muß sein. Denn hinter THE CARDS steckt kein geringerer als SAXON-Gitarrist Paul Quinn, der in den SAXON-Ruhephasen sich wohl mit THE CARDS austobt. Wobei austoben deutlich übertrieben ist, denn bei dem gleichnamigen Album handelt es sich um eine Ansammlung stockbiederer Blues-(Hard) Rock Nummern auf wirklich sehr anspruchslosem Niveau.
Das Trio bietet satte Hausmannskost in Sachen Blues, wobei auch Quinns Gitarrenspiel nicht viel reißt. Da hatte ich ehrlich gesagt doch deutlich mehr erwartet. Aber das klingt alles so abgelutscht bieder, dass man sich fragt, warum macht ein talentierter Gitarrist wie Quinn so etwas, das fast schon rufschädigend ist? Neben den regulären elf Songs gibt es auf der „Deluxe Edition“ drei Bonustracks, einmal Akustik, zweimal Live, die qualitativ auf Augenhöhe der elf ursprünglichen Songs agieren. Also fast schon pure Langeweile. Kurzum, hat zwar nur einen Zehner gekostet, aber Staubfänger gibt’s auch billiger.
(4 Punkte – Jürgen Tschamler)
C.O.P. – II: Enemy
2022 (Pride & Joy) – Stil: Melodic Rock
Nach langer Pause seit dem 2015er Erstling ist die mit GRAND ILLUSION-Musikern gespickte Truppe wieder am Start.
Musikalisch wird typischer Melodic Rock aus dem gehobenen Mittelfeld geboten, der aufgrund des gepressten, leicht quakigen Gesangs auch an GRAND DESIGN erinnert.
Bin kein Feind davon, aber richtig grandios ist das ganze in Summe nicht, so dass meine Reinhörempfehlung nur Genre Alleskäufern gilt.
Da lege ich bei Gelegenheit für den Test of Time lieber mal wieder einen GRAND ILLUSION-Klassiker auf.
(6,75 Punkte – Markus gps)
DÉTENTE – Official Live`86 Bootleg
2022 (Xtreem Music) – Stil: Thrash Metal
Steve Hochheiser (Bass) hat einen kleinen Text zu diesem Release verfasst, der sich u.a. wie folgt liest: “This bootleg is in the spirit of the past era. What you won`t find here is anything near a perfect production since it is a board cassette from the last show of the DETENTE ´Recognize No Authority´ line up at the Reseda Country Club California in 1986.”
Somit ist klar, dass dieses Album, wie auch Hochheiser im weiteren Verlauf seines Textes erwähnt, “…for the Hardcore DÉTENTE and Dawn Crosby fan“….“ only ist. Das sollte aber auch keinen normalen Fan von diesem Stück Musikgeschichte abhalten, denn insgesamt gesehen ist der Sound mehr als okay. Aufgenommen im, wie erwähnt, legendären Country Club, am 29. August 1986, zeigt es eine Band, die trotz Auflösungserscheinungen doch alles in Grund und Boden thrasht. Man spielte das gesamte ´Recognize No Authority´ Album bis auf ´Widows Walk´ und packte dafür mit ´Murder Inc.´ noch einen Song vom zweiten Demo aus 1984 dazu. Die Aufmachung ist recht spärlich. Vierseitiges Booklet mit den erwähnten Linernotes auf der Rückseite sowie Livefotos auf den Innenseiten. Für Vinyl-Fans gibt es zwei Varianten, einmal Standard „Black“ und einmal als „Splatter“. Wobei es von der „Splatter“ nur 100 Platten gibt, während „Black“ 150 Einheiten aufweist. So hurry up. Für DETENTE-Fans unverzichtbar.
(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/officialdetente
ESCUELA GRIND – Memory Theater
2022 (MNRK Heavy/SPV) – Stil: Metallic Hardcore aka Death Grind Power Violence
ESCUELA GRIND ist die Schule der Zerstörung. Seit 2016 überziehen sie die Welt von Massachusetts aus mit ihrem Metallic Hardcore, ganz in DIY-Manier. Nach gefühlt tausend EPs stand 2020 ihr Debütalbum ´Indoctrination´ im Laden, jetzt der Nachfolger ´Memory Theater´.
Katerina Economou, Jesse Fuentes, Kris Morash und Jason Balthazar Eldridge haben es mit CONVERGE-Gitarrero Kurt Ballou aufgenommen und neun Songs in gut zwanzig Minuten eingeholzt. In gleicher Schnelle erzählt Katerina Economou ihre Geschichten, von Philosophie, Politik und Selbsterfahrung.
Wer sich also mal wieder in aller Kürze so richtig vom metallischen Grindcore durchficken lassen will, legt ESCUELA GRIND auf, denn die gönnen sich sogar einige wenige langsame Stöße zum Verschnaufen oder auch Genießen.
(7 Punkte – Rob “Bert” Hall) – https://www.facebook.com/escuelagrind
TODD MICHAEL HALL – No Winner Takes All
2022 (Evebrella Music) – Stil: AOR/Soft Rock
Man muß TODD MICHAEL HALL nicht vorstellen. Er gehört seit Jahren zu den gewaltigsten und besten Heavy Metal-Stimmen und mit RIOT V liefert er fulminant. Sein 2019er Soloalbum `Sonic Healing` präsentierte ihn ebenfalls als powervollen Heavy Shouter. Mit seinem neuen Solo Album, einem Doppelalbum mit 25 Songs, geht er andere Wege. Weniger Heavy, weniger Druck, dafür viel Harmonie, viel Melodie, viel klassische AOR-Einflüsse und auch eher Radio-taugliche Stücke. Über allem thront jedoch seine einmalige Stimme, die die Stücke dann doch deutlich bereichert.
Einige Stücke sind simpel und wenig innovativ, aber dafür enorm effizient aufgebaut. Man nehme in diesem Zusammenhang nur ´Give Me That Smile´ oder ´Your Superman´, beide von der mit ´Elements´ betitelten zweiten CD. Die enthält die Stücke der ´Elements´-EPs die nur als Download erhältlich waren. Schlichte Songs mit hohem Akustikanteil. Nett und unterhaltsam. Auf der eigentlichen CD, jene mit den 13 neuen Stücken, agiert TMH in einer Schnittmenge aus EAGLES, CHICAGO und auch britischen Pop Rock Bands der Achtziger. Gute, zeitlose, entspannte Unterhaltung für nebenbei. Nummern wie ´Where`s The Love´, ´Hurt´ oder ´A Smile On Your Face´ belegen dies deutlich. ´No Winner Takes All´ ist das Gegenteil von seinem Vorgänger Album und wird somit nur wirklich bei Freunden mit breitem Musikgeschmack Gefallen finden.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/todd.m.hall.9
HUNTING GIANTS – Mythos
2022 (Independent) – Stil: Alternative Metal
Nach der 2018er EP ´Skyward Eyes´ legt die Truppe aus dem schön gelegenen Vancouver ihr LP-Debüt vor. Der Weg nach Seattle ist von dort nicht weit, es gehen auch Vessels. Gejagt werden damit aber keine Blauwale oder Riesenkraken, sondern mindestens genauso intelligent ausgerichtete Alternativen, die das gewisse mehrdimensionale Etwas besitzen. Es gibt keine übermäßige Nacheiferung an einzelnen Genre Vorbildern, grundsätzlich ist man auch härter als in Seattle unterwegs und es lassen sich sogar Versatzstücke aus Metal und Prog in den Songs erkennen. Es gibt hier viel zu entdecken. Der Sound des variantenreichen Albums ist zudem gut ausgesteuert und die Rhythm-Section knallt ordentlich. Der Riesenvogel wird mit dem Kracher ´Into Stone´ abgeschossen, dem man gar einen Monsterrefrain spendiert.
(7,75 Punkte – Markus gps) – HuntingGiants.com – Facebook.com/huntinggiantsband
INVICTUS – Unstoppable
2022 (MNRK Heavy/SPV) – Stil: Groove/Death Metal
Hörer von KATAKLYSM können frohen Mutes auch INVICTUS genießen. Allerdings nicht weil es sich bei INVICTUS um das neue Projekt von KATAKLYSM-Frontmann Maurizio Iacono handelt, sondern weil sich KATAKLYSM-Gitarrist Jean-François Dagenais, gemeinsam mit Produzent Chris Clancy und auch Maurizio Iacono für das Songwriting verantwortlich zeichnet.
Daher wirft das Debüt ´Unstoppable´ auch einige wonnige Death Metal-Songs ab, gleichzeitig aber auch Alternative Metal sowie moderne Groove Metal-Songs. Doch letztlich geht die Rechnung auf: KATAKLYSM- und EX DEO-Sänger Maurizio Iacono erfreut Jung- und Altmetaller.
(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Maurizioiaconoofficial
LIGHTNING SEEDS – See You In The Stars
2022 (BMG) – Stil: Indie Rock/Britpop
LIGHTNING SEEDS sind wieder da. Eigentlich seit über einer Dekade, doch Ian Broudie benötigte tatsächlich dreizehn Jahre, um mit ´See You In The Stars´ ein weiteres und gleichsam recht kurzes Werk vorzulegen. Dabei wird er seit dem 1992er Single-Hit ´The Life Of Riley´, dem 1994er Album ´Jollification´ und der Hitsingle ´Change´ oder dem 1996er Fußball-Hit ´Three Lions´ in jedem Jahr seiner Abwesenheit von seinen Anhängern vermisst.
Doch jetzt stehen Ian Broudie und LIGHTNING SEEDS wieder im Rampenlicht. ´Emily Smiles´ wurde gemeinsam mit Terry Hall (SPECIALS) komponiert, ´Great To Be Alive´ mit James Skelly (THE CORAL), doch ´Losing You´ oder ´Sunshine´ zeigen auch bei den völlig allein komponierten Songs ganz deutlich den bewährten Indie-/Britpop-Sound in optimistischer Weise auf, wobei diesmal womöglich allein der große Hit auf der Strecke geblieben ist.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/thelightningseeds/
REV JONES – In The Key Of Z
2022 (Darkstar Records) – Stil: Hard Rock
Ex-FORTE Basser REV JONES ist ja bekanntlich ein sehr umtriebiger Musiker, der sich auch nicht scheut, Soloalben aufzunehmen. Mit ´In The Key Of Z´ legt der Ausnahme-Basser, der schon mit und für MSG, STEELHEART, BLACK SYMPHONY, KOTTAK, etc. gespielt hat, ein vielseitiges, recht egozentrisches, zweites Album vor. Die musikalische Spannbreite ist gewaltig, die Gastmusiker-Liste ebenfalls. Ob Jack Frost, Ira Black, Russ Parrish, etc., die Herren scheinen alle mächtig Spaß gehabt zu haben.
Das Album ist frei von Zwängen, man shreddert, man groovt, man metalt. Standardisiertes Songwriting wird ebenso verachtet wie Grundsatzvorgaben in Sachen Metal. Mit dem Opener ´Life In The Key Of Z´ ist man noch am dichtesten am „standardisierten Metal“ mit MUCKY PUP-Einlagen. Ebenso ´Turning To Stone´ hält echte Metaleinlagen parat. Kein Wunder, shreddert Jack Frost mit. Freakige Rhythmen und Takte sind Standard, dazu unterlegt mit dem Gesang von REV JONES, der alles andere als unmusikalisch wirkt. Für Traditionalisten ist das Alben eben so wenig gemacht, wie für Leute die klassische Songstrukturen oder vorhersehbare Songs erwarten. Ein Album für musikalische Freigeister wie ein REV JONES, der sich her komplett selbstverwirklicht. Das sieht man an einer wundervollen Ballade wie ´U R Y I Breathe´ und einer Country-Nummer wie ´Silly Hillbilly Love Song´, einer der Album Highlights. Kurzum, Fans mit einem breiten Musikgeschmack und der Muse für neue, eher ungewöhnliche Songs sind hier richtig.
(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/RevJonesBass
LOU SIFFER AND THE HOWLING DEMONS – Too Old To Die Young
2022 (Pure Steel) – Stil: Punk’n’Roll
Das Quartett um den namensgebenden Bassisten Lou Siffer (jetzt erst zündet der Witz, den ich erst gar nicht gesehen habe) frönt einem nicht neuen Mix aus Punk und Rock’n’Roll. Eine Weile sind sie schon unterwegs. 2011 erschien ihr Debüt, das hier ist Dreher Nummer Drei. Da hat wohl die Corona-Pause zur Kreativität beigetragen.
Zwölf kurz-knackige Rocker im Drei-Akkorde-Verfahren, alle nicht länger als dreieinhalb Minuten. Da ist Tempo angesagt. Der Sänger K.Oz kotzt seine Vocals raus, alles rotzig, alles wie gehabt. Das Ganze klingt wie MOTÖRHEAD mit einer punkigen Note und reichlich Rotz. Da macht sich schon mal etwas Monotonie breit. Wenn dann aber in ´Final Nail In The Coffin´ mittels Percussions ein wenig das selbstgesteckte enge Stilkorsett gesprengt wird, dann wird es spannend. Für Fans von Radau, bei denen es heißt “Pedal to the floor” ist das bestimmt die richtige Kost. ´Can’t Slow Down´ eben.
(7 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/LouSifferAndTheHowlingDemons
MALTEZE – Count Your Blessings
1990/2022 (Gold Records/Skol Records) – Stil: US-/Power Metal
Dass es sich bei ´Count Your Blessings´ von 1990 um einen echten Klassiker des US Metal handelt, braucht man nicht neu zu diskutieren. Das ist ein unumstößlicher Fakt. Und dass sich so etwas immer gut verkauft, gerechtfertigterweise, hat auch „Skol Records“ erkannt und das Ding neu aufgelegt.
Der Clou dabei, man hat dem Re-Release die rare ´We Came 2 Rock´-EP von 1987 als Bonus spendiert. Gemastered wurde die Mucke auch neu. Wobei ich sagen muss, dass mir persönlich der Original-Sound von ´Count Your Blessings´ dennoch etwas besser gefällt, gerade im Bassbereich. Dass die erwähnte EP musikalisch Meilenweit vom späteren knackigen US Metal-Stil weg ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Die sechs Songs sind fast schon schnöder Hard Rock ohne wirklich Power. Hier fehlt es an allem, um sich einen guten Namen zu machen. Ist ein netter Bonus bei diesem Re-Release, den man mitnimmt, insofern man das Teil eh noch nicht in der Sammlung stehen hat. Dazu gibt es ein nett aufgemachtes Booklet mit Songtexten, Fotos, Flyern und einem Interview.
(9 Punkte für ´Count Your Blessings´ – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100063617016243
MARIALY PACHECO – Reload
2022 (Wanderlust Recordings) – Stil: Jazz
Marialy Pacheco ist die einzige kubanische Jazzpianistin von Weltrang. Nach Stationen in Japan und Australien hat sie sich mittlerweile in Deutschland niedergelassen, um hier ihr zwölftes Werk mit sieben Eigenkompositionen und zwei kubanischen „Standards“ aufzunehmen. Zu ´Reload´ führt die 39-jährige Pianistin ein Trio mit den kolumbianischen Musikern Juan Camillo Villa am Bass und Miguel Altamar de la Torre am Schlagzeug an. Als Gäste lud sie Karl Perazzo (SANTANA) zu den Songs ´Reload´ und ´Danzonete´ in das Studio ein, den israelischen Bassisten Avishai Cohen zu ´Oye El Carbonero´, STING-Trommler Rhani Krija zu ´Flores De Invierno´ und ´Paseo En 6/8´ sowie den deutschen Startrompeter Nils Wülker zu ´Cartagena Bliss´. Trotz aller Musikprominenz will niemand Marialy Pacheco die Show stehlen, die sich mit Inspirationen aus der klassischen als auch lateinamerikanischen Musik ins Rampenlicht spielt. Denn: Schillernder erschien bislang kein Werk von Marialy Pacheco.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/marialypacheco
BJØRN RIIS – A Fleeting Glimpse
2022 (Karisma Records/Plastic Head) – Stil: Prog Rock
Bei Bjørn Riis gibt es mittlerweile nur zwei Meinungen. Entweder man liebt den AIRBAG-Gitarristen aufgrund seines lebendigen Gitarrenspiels innig, das natürlich seine Inspiration aus dem Œuvre von PINK FLOYD bezieht, oder nicht.
Auf seiner neuesten EP macht er bei allen vier Kompositionen auch überhaupt gar kein Hehl mehr aus seiner Vorliebe. ´A Fleeting Glimpse´ lässt eine halbe Stunde lang alle Emotionen frei, die dem Hörer von David Gilmour und aus dem ´Great Gig In The Sky´ oder ´Set The Controls For The Heart Of The Sun´ bekannt sind. Sogar Durga McBroom, die mehrere Jahre Background-Sängerin bei PINK FLOYD war, tritt bei Bjørn Riis auf.
Love it or not.
(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BjornRiisArtistPage
THE SLUM LORDZ – Sold On Sin
2022 (FHM Records) – Stil: Hard Rock
Bei ´Sold On Sin´ handelt es sich um eine lang verschollene EP, die damals von EXXPLORER-Gitarrist Kevin Kennedy zusammen mit diversen Musikern eingespielt wurde. Sänger ist Chali Cayte, einst TOUR DE FORCE. Als Gäste konnte man sogar ROSS THE BOSS und Lance Barnewold gewinnen. Geboten wird auf sechs Songs sauber produzierter Neunziger Hard Rock mit teils recht eingängigen Melodien und satten Refrains und noch dickeren Grooves.
Nichts wirklich außergewöhnliches, aber dafür gut gemacht. Der Opener, gleich Titelsong, grätscht wuchtig rein und die Zeitmaschine springt umgehend. Mit ´Hells Kitchen´ setzt man muskulös nach. Die sechs Stücke sind in ihrer Gesamtheit recht abwechslungsreich. Mir kommen Bands wie spätere SKID ROW, EXTREME etc. in den Sinn und eine Sandschaufel GUNS & ROSES gibt es auch zu entdecken. Solider 6-Tracker für Fans, die dem groovigen, frühen Neunziger Hard Rock was abgewinnen können. Dass sich das alles absolut kompetent anhört, ist in Anbetracht der beteiligten Musiker selbstredend.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/FHMetal
KONSTANTIN WECKER – Utopia Live
2022 (Sturm & Klang) – Stil: Liedermacher
Konstantin Wecker ist dieses Jahr 75 Jahre alt geworden und kein bisschen leiser. Sein aktuelles Bühnenprogramm, eingespielt mit dem Pianisten Jo Barnikel, der Cellistin Fany Kammerlander und den Perkussionisten Daniel Higler und Jürgen Spitschka, erscheint derzeit unter dem Titel ´Eine Konzertreise nach Utopia – Live´ und zeigt einen nimmermüden Künstler, der den Finger in die Wunden der Gesellschaft und der Politik bohrt. Und bei letzterer hat er momentan viel zu tun.
Gebetsmühlenartig trägt Konstantin Wecker seine Klassiker wie ´Genug ist nicht genug´, ´Revoluzzer´ oder ´Was ich an Dir mag´ vor und kann in seiner Live-Show obendrein zwölf neue Lieder vorführen, die es jetzt auf einer Doppel-CD zu hören gibt. Man kann sich mit diesen Songs auch in Berlin lautstark vor die Häuser setzen und auf das Unrecht dieser Welt aufmerksam machen. Nicht wie die gesteuerten Kinder auf die Straße kleben und den völlig falschen Adressaten ärgern.
(Rob “Bert” Hall) – https://www.facebook.com/konstantinweckeroffiziell
WIZRD – Seasons
2022 (Karisma Records/Plastic Head) – Stil: Groovy Rock
WIZRD sind Hallvard Gaardløs, Karl Bjorå, Vegard Bjerkan sowie Axel Skalstad – und bei dem Bandnamen schwer aufzuspüren. Dabei spielen die Norweger doch gar keinen so schwermütigen Rock oder Indie Rock mit Bestäubungen aus dem Prog und Jazz. Die Männer sind zudem von SPIDERGAWD, DRAKEN, MEGALODON COLLECTIVE, SOFT FFOG und KROKOFANT keine ganz unbekannten.
Da dieses Debüt obendrein von Marcus Forsgren (BROR FORSGREN, JAGA JAZZIST) aufgenommen und von Martin Horntveth (JAGA JAZZIST) produziert wurde, konnte auf technischer Ebene natürlich rein gar nichts schiefgehen. Musikalisch spielen sich WIZRD, in Verwandtschaft zu MOTORPSYCHO und allem Rock/Prog seit den 60s/70s, spätestens beim Einsatz des Harmoniegesang ebenfalls ganz weit nach vorne.
(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/WIZRDTHEBAND
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Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team
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