THE LORD + PETRA HADEN – Devotional
~ 2022 (Southern Lord) – Stil: Drone/Indian Classical Music/Experimental ~
Heavy und hypnotisch zugleich! ´Devotional´ markiert die ungewöhnliche Paarung des Drone- und Doom-Spezialisten bzw. „Southern Lord“-Gründers Greg Anderson und der eher Genre-aversiven Sängerin und Geigerin Petra Haden. Anderson, bereits seit Ende der 80er Jahre als Musiker aktiv und ein experimenteller Sound-Guru wie er im Buche steht – unter anderem mit GOATSNAKE, SUNN O))) und THORR`S HAMMER – nennt sich auf seinen neuesten Projekten nun schlichtweg „The Lord“ und wechselte bereits Anfang des Jahres mit seinem Solo-Debütalbum ´Forest Nocturne´ über zu einer angespannten Verschmelzung von instrumentalen Horror-Soundtracks und skandinavischem Death Metal.
Haden hingegen, Tochter des legendären Jazz-Bassisten Charlie Haden, besitzt eine gleichwertig umfangreichere Diskographie, die jedoch Jazz, Indie-Rock, Avantgarde und ambitionierten A-Cappella-Pop umfasst, und es ist auch nicht ihre erste Paarung mit Anderson, der sie schon in der Vergangenheit eingeladen hatte, sowohl mit SUNN O))) als auch mit GOATSNAKE zu kollaborieren.
Auf ´Devotional´ erforschen die beiden nun schwere Klänge durch den Filter klassischer indischer Musik, mit einem klaren Fokus auf die dunkleren Aspekte von Anbetung und Hingabe. Schon beim Titelsong zersägt Anderson ein stark verzerrtes, sich wiederholendes Muster, während Haden einen wortlosen Gesang in faszinierende Crescendos und aufheulende Improvisationen schichtet.
Die sechs langen Stücke, die größtenteils auf den harten Drones des Lords basieren, durchlaufen dabei eine Vielzahl von ängstlichen Klangfarben mit sich wiederholenden Gitarrenfiguren, die entweder durch das harmonische Strahlen von Hadens betörende Stimme geleitet oder von ihren plötzlichen unheimlichen Schreien unterbrochen werden.
Das subtile ´Ma Anand Sheela´ beispielsweise, benannt nach der umstrittenen Sprecherin der Rajneesh-Bewegung, ist ein besonders kraftvolles Highlight, in dem sich die intensive Verlockung der Anbetung in seiner ganzen Pracht erschließt. Fast Sitar-ähnlich und mit resonantem Gerassel sitzt Andersons Gitarre wie ein Granitsockel über dem Mix und unterstützt dabei eindrucksvoll, Hadens vergänglichen Heiligenschein aus Gesang zu erden.
´Devotional´ ist ein Album prall an Spiritualität und anheimelnder Magie, und es gehört zweifelsohne zu den herausforderndsten und schwierigsten Werken, die die beiden Künstler jemals erschaffen haben – und es schwingt dabei eine einzigartige Energie, die wohl nur aus dieser seltsamen Verbindung entstehen kann.
(8,5 Punkte)
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(VÖ: 21.10.22)
Pic Anderson: Steven Perilloux
Pic Haden: Al Overdrive