KING BUFFALO – Regenerator
~ 2022 (Stickman Records) – Stil: Psychedelic/Progressive Rock ~
Die musikalische Produktionslinie von KING BUFFALO war in den letzten zwei Jahren nahezu unmöglich zu stoppen. ´Regenerator´ ist das mittlerweile bereits vierte Album innerhalb dieser Zeit, und nach dem epischen ´Acheron´, das in einer Höhle mit Flussgeräuschen aufgenommen wurde, fragte man sich, in welche Richtung die Band wohl als nächstes gehen wird. Auf ihrem neuesten Werk zeigt sich nun, dass die drei New Yorker deutlich stärker Progressive Rock-Umgebungen erkunden, während sie dennoch ihr Markenzeichen, nämlich den expansiven, donnernden und schweren Psychedelic Sound, beibehalten. Das Album bildet zudem den Abschluss ihrer „Pandemic Trilogy“, zu denen ´The Burden Of Restlessness´ und eben auch ´Acheron´ zählen.
Während ´The Burden Of Restlessness´ noch eine Übung in Isolation und Depression war, wirkt ´Regenerator´ nun schon beinahe wie das komplette Gegenteil. Es ist ein Album, das von Hoffnung, Freiheit und Transzendenz geprägt ist, und die insgesamt vier rund neunminütigen, kosmischen, psychedelischen Jams, werden dabei von weit direkterem Stoner Rock mit progressiver Neigung umhüllt. Als solches schafft es eine gute Balance zwischen der Direktheit von ´Burden´ und den ausgedehnten Psych-Eskapaden von ´Acheron´, und lässt die Band nun ganz offensichtlich auch die gesamte Bandbreite ihres Könnens demonstrieren.
Als würde die Sonne in einem rosigen und heiteren Morgengrauen aufgehen, dominieren hierauf entspannte und fröhliche Melodien, und auch wenn große Riffs immer noch den Kern des Albums ausmachen, so ist der Großteil dennoch herrlich lockerer Psychedelic Rock. Die anmutige Natur von ´Regenerator´ erinnert uns dabei stets daran, dass Psych sowohl vielseitig, komplex, kunstvoll und zart sein kann, während es dennoch eine donnernde Wirkung von verzerrten und verschwommenen Riffs liefert. Mit den reichhaltigen Schichten von Reverbs, Delays und Refrains, die die elegant gestalteten Gitarrenmelodien schmücken, fühlt sich der Sound nun behaglich und genährt an, eine Stärke, die nur wenige Bands in der Lage sind auszuspielen.
Ein weiteres Merkmal von ´Regenerator´ sind seine langsamen Builds, die epischen Ausschweifungen und die geradezu hinreißenden Höhen und Tiefen. Ähnlich wie bei ´Acheron´ haben sich KING BUFFALO wirklich Zeit genommen, um die kleinen Details in ihrer Musik zu verdeutlichen, und mit jedem Durchhören findet man etwas Neues, an dem man sich zwischen den üppigen Schichten festhalten kann.
KING BUFFALO haben einmal mehr bewiesen, dass es ihnen gelingt, komplizierte Musik zu schreiben, die an der Oberfläche jedoch eher einfach oder improvisiert klingt. Ihre Jams entwickeln sich aus einem oder zwei Riffs, und drehen sich zu exzellenten Soli aus, die in der rhythmischen Struktur des Songs verankert bleiben – eine kompositorische Präzision, die aus der Freiheit des Songwritings geboren wird, und zwar nie sonderlich repetitiv oder gar langweilig.
(8 Punkte)
Marcus Köhler
Die Amis aus Rochester, NY, sind äußerst produktiv. Im letzten Jahr wurden zwei Alben rausgekickt und nun steht mit ´Regenerator´ schon der Nachfolger zu dem superben ´Acheron´ an. Dieses Album zu toppen ist allerdings eine schwere Last. ´Regenerator´ beendet in diesem Zusammenhang auch die Trilogie, welche die Alben ´Acheron´ sowie ´The Burden Of Restlessness´ umfasst.
KING BUFFALO spielen eigentlich in einer eigenen Liga, wobei man sie musikalisch aber mit MY SLEEPING KARMA oder 3RD EAR EXPERIENCE vergleichen kann. Die Musik der Amis ist ein einziger Fluss, ein Sog, der einen mitreißt in eine Richtung, die man mit atmosphärisch-psychedelisch umschreiben kann. Riffs und Rhythmen in einer Dauerloop, unterbrochen von störrisch-treibenden Gitarren-Einlagen, alles jedoch eingebunden in eine Hülle aus schwersten Melodien. Effizient eingesetzte Synthie-Passagen, zwar weniger wie auf dem Vorgänger, aber dennoch dominant beim Erklingen, ergänzen die spärlichen Gesangseinlagen enorm.
Die sieben Songs dieses Albums ergeben ein homogenes Gesamtkunstwerk, das dem Vorgänger in nichts nachsteht. Auch wenn ich für meinen Teil ein paar Durchläufe mehr benötigte, um abgeholt zu werden.
Stellvertretend für das Album steht ´Mercury´, das einem einen perfekten Eindruck verschafft, wofür KING BUFFALO stehen. Mit dem albumschließenden ´Firmament´ zeigen die Amis noch einmal in aller Deutlichkeit, dass sie ihre eigene Klangwelt produzieren und hier ihren spielerischen Fähigkeiten freien Lauf lassen.
Ein weiteres monumentales Werk, das eine fulminante Trilogie beendet, welche Fans des gehobenen musikalischen Anspruchs in der Sammlung stehen haben sollten.
(8 Punkte)
Jürgen Tschamler