TIERRA SANTA – Destino
~ 2022 (Maldito Records) – Stil: Heavy Metal ~
Sie zählten Ende der Neunzigerjahre zur Speerspitze des spanischen Heavy Metal. Nach den Italienern drängten sich in jenen Tagen die Musiker von der iberischen Halbinsel in den Kreis hoffnungsvoller Nachwuchsmetaller. TIERRA SANTA gehörten zu den prägendsten und für den Heavy Metal schillerndsten Protagonisten, die sich erst mit ´Medieval´ (1997) und ´Legendario´ (1999), später endgültig mit ´Sangre De Reyes´ (2001) in die Geschichtsbücher spielten.
Die berühmte Band aus La Rioja ist im Gegensatz zu vielen ihrer Mitstreiter nach einer kurzen Durststrecke vor über einer Dekade allerdings bis heute aktiv und lässt auf eine fünfjährige Stille mit ´Destino´ ihr zwölftes Studioalbum folgen. Nachdem die letzten Scheiben eher ruhiger ausgefallen waren, kehren sie mit elf neuen Songs zu dem Sound zurück, der bis heute die Herzen aller zum Beben bringt.
Natürlich zählt Sänger Ángel San Juan keine 20 Lenze mehr, ebenso wie Bassist Roberto Gonzalo, doch die Frische ist ihrer Musik erhalten geblieben. Ein wundervolles Cover-Artwork von Malerin Nayra López ziert daher eines der tadellosesten Werke von TIERRA SANTA. Da kann sich eine ganze Generation, die mit diesem spanischen Rock und Metal aufgewachsen ist, wieder jung fühlen und nachkommende ebenfalls dafür begeistern. ´Destino´ tönt wieder wie Heavy Metal und ist Heavy Metal.
Die Gitarren des Openers ´Por El Valle De Las Sombras´ röhren und krachen sogleich ordentlich ins Gebälk, während eine leichte Keyboard-Polsterung die Schönheit dieses klassischen Songs unterstreicht. Bei der Hymne auf die Freiheit ´Mi Libertad´ kennen TIERRA SANTA endgültig kein Halten mehr und lassen die Gitarren kreisen. Ebenso schnell und feurig ist erst auf der zweiten Seite der kraftvolle Titelsong ´Destino´ sowie überraschenderweise direkt im Anschluss einer der großen Höhepunkte. ´Pecado De Ángel´ besitzt tatsächlich wieder diese schnellen und melodischen Gitarrenläufe, für die die Spanier berühmt waren.
Doch auf dieser Scheibe bieten sich noch weitere Lieder für kommende Live-Auftritte an. Das einnehmende und beinahe hypnotische, aber in der Geschwindigkeit zurückhaltendere ´El Dorado´, das Midtempo-Stück ´El Poder De La Tormenta´, das nostalgisch werdende ´Crucé El Infinito Por Ti´, das balladeske, mit dem Klavier und der Akustikgitarre beginnende ´Siempre´ sowie das satte ´La Fuente De La Juventud´. Zum Abschluss feuern TIERRA SANTA ferner das schnellfüßige ´Gran Alma´ heraus, ehe die hardrockende Ballade ´Mi Madre´ ein Denkmal für alle Mütter – auf Erden oder bereits im Himmel – setzt.
TIERRA SANTA müssen 2022 wieder zu den Großen gezählt werden, sofern das Herz immer noch zum Takt von “Tierra Santa, Santa Tierra” schlägt und die Seele euphorisch mitsingt.
(8,5 Punkte)