GA-20 – Crackdown
~ 2022 (Karma Chief) – Stil: Blues/Rhythm’n’Blues ~
Nach dem Blues-Revival ist vor dem Blues-Revival. Und die Band mit dem interessanten Namen GA-20 steht laut Plattenfirma-Info seit ihrer Gründung 2018 und ihren ersten beiden Alben ziemlich in der ersten Reihe des gefühlten Revivals, auch die Blues-Billboard-Chartsspitze haben sie schon erobert.. Ein klassisches Trio, bestehend aus Gitarrist Matt Stubbs, Gitarrist/Sänger Pat Faherty und Schlagzeuger Tim Carman. Und welches Power-Trio stand mit am Anfang der Rockgeschichte? THE CREAM, genau. Und der Opener ´Fairweather Friend´ klingt nach? THE CREAM. Na ja, so einfach will ich es mir jetzt selbst und den Leserinnen und Lesern nicht machen.
Denn auf ´Crackdown´ wird auch an andere Bands erinnert und THE CREAM ist da schon eher moderne Musik. ´Dry Run´ zitiert CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL, zeigt leichte Country-Einflüsse. Allerdings singt Pat Faherty deutlich melodischer. Und halt, reine Epigonen sind die drei coolen und sympathischen Typen aus den USA natürlich nicht. Auch wenn ´Easy On The Eyes´ dann gleich das ´Suzie Q´-Riff neu interpretiert. Warum auch nicht? Jeder unter 40 Jahren kennt CCR sowieso nimmer.
Rau und ursprünglich, an Glaubwürdigkeit mangelt es den drei Musikern wahrlich nicht. Und wer will auch diese Musik spielen, ohne sich vor den Großen des Genres zu verneigen. Der Titelsong, elektrifizierter Blues in instrumentaler Form, durchaus virtuos, aber eines wird auf dem ganzen Album klar. GA-20 geht es nicht um Kraftmeierei (siehe CREAM) oder Soli ohne Ende, sondern um den Sound, das Feeling, die Musik, die man mag.
Und Songs wie ´Just Because´ klingen so altbacken, dass das schon wieder modern ist. Post-Retro. Da kommt nämlich 50er und 60er Rhythm’n’Blues und Rockschmelz noch hinzu. Das Gitarrensolo brilliert kurz, aber mit bis zum Anschlag aufgedrehtem Verstärker. Der Gesang hätte auch in die Pioniertage des Rock’n’Roll gepasst.
´By My Lonesome´ untermauert meinen vorherigen Satz, denn der Gesang ist von Jerry Lee Lewis inspiriert, Boogie mit harter Rock-Gitarre, die an einen Chuck Berry angelehnt ist. ´Double Gettin’´ klingt nach jugendlichem Rebellentum und Randalen. James Dean und kaputten Stuhlreihen. Mit zunehmender Laufzeit nimmt die Verzerrtheit der Gitarrentöne noch etwas zu, so dass es oft wie direkt aus der 60er Jahre Garage konserviert klingt. ´Gone For Good´ ist dann wirklich ein sehr starker Power-Blues, der auch bei den Blues-Königen Albert King und Freddie King oder der zum Glück noch lebenden amtierende Blues-Legende Buddy Guy im Repertoire stehen könnte und wo die Gitarre richtig brennt. Das kurze ´Fairweather Friend (Final Goodbye)´ beendet ein Album, das sich auch in der Spielzeit konsequent an die Vorbilder anlehnt, heißt ziemlich überschaubar von der Länge ist. Aber egal, zehn starke Songs sind besser als eine Stunde Langeweile.
In der Konsequenz und Glaubwürdigkeit der Retroperspektive fällt mir keine Band ein, die so wie GA-20 aufgestellt ist. Authentizität ist immer eines Lobes würdig.
(8 – nicht nur – nostalgische Punkte)
(VÖ: 09.09.2022)